Komplott
blickte in das Gesicht von Nelson Macomber, das mit toten Augen zur Zimmerdecke hinauf starrte.
Paula lief zum Bett und brachte Coral Flenton einen Morgenmantel, den sie von einem Haken an der Tür genommen hatte. Nachdem die unter Schock stehende Frau den Mantel angezogen hatte, geleitete Paula sie ins Wohnzimmer, wo sie sie aufs Sofa setzte und ihr ein Glas Wasser brachte.
»War das wirklich Nelson?«, stammelte Coral, bevor sie in hemmungsloses Schluchzen ausbrach.
Epilog
Zwei Monate später saßen Tweed, Paula und Bob Newman im Büro und waren bester Laune. Soeben hatten sie aus dem Radio die Ergebnisse der Parlamentswahl erfahren:
Die Regierung war abgewählt worden, und die Opposition hatte einen überwältigenden Sieg errungen. Der Hauptgrund dafür war wohl die Tatsache gewesen, dass der neu ernannte Sicherheitsminister von der Polizei einwandfrei als der Mörder von Viola und Marina Vander-Browne überführt worden war.
»Damit dürfte das hier wohl der Vergangenheit angehören«, sagte Tweed und deutete auf die Schlagzeile einer Zeitung, die zwei Tage nach dem von Paula vereitelten Mordversuch an Coral Flenton erschienen war und noch immer auf Tweeds Schreibtisch lag.
»›TRIADE‹ WOLLTE ENGLAND IN EINEN POLIZEISTAAT VERWANDELN«, lautete die Schlagzeile, die fast die gesamte erste Seite der
Daily Nation
einnahm. In dem dazugehörigen Artikel konnte man alles über die durch ein Großfeuer zerstörte Gefängnisanlage auf Black Island und die Pläne lesen, die das geplante Staatsschutzministerium damit gehabt hatte. Ein paar Tage später hatte dieselbe Zeitung den Bericht, den Tweeds Chef Howard für den Premierminister verfasst hatte, ebenso abgedruckt wie die nie ins Parlament gelangte Gesetzesvorlage zur Schaffung der neuen Superbehörde.
»Ich frage mich, wie Drew Franklin damals so schnell an die Informationen gekommen ist«, sagte Newman mit einem vielsagenden Lächeln. »Er hat in seinem Artikel sogar die Fotos abgedruckt, die Paula auf Black Island geschossen hat.«
»Keine Ahnung«, erwiderte Tweed und blickte mit Unschuldsmiene hinauf zur Zimmerdecke.
»Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass Sie immer, wenn Sie uns eine kapitale Lüge auftischen, nach oben blicken?«, fragte Paula.
»Ich habe dort nur eine Spinne beobachtet«, erwiderte Tweed. »Spinnen sind sehr nützliche Tiere, wussten Sie das?«
»Übrigens, Coral Flenton ist heute aus der Nervenklinik entlassen worden«, sagte Paula.
Coral, die nach dem schrecklichen Erlebnis mit Nelson Macomber einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, war auf Professor Saafelds Anraten hin in die Klinik gegangen.
Wie auf ein Stichwort klingelte das Telefon, und George meldete, dass eine Miss Flenton unten sei und mit Paula sprechen wolle. Wenige Minuten später kam Coral mit raschen Schritten ins Büro und umarmte Paula aufs Herzlichste, bevor sie Tweed und Newman die Hand schüttelte.
Sie trug einen weißen Rock und einen eng anliegenden weißen Pullover, der hervorragend zu ihren leuchtend roten Haaren passte, und sah richtiggehend erholt aus.
»Ich wollte mich nur verabschieden«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln. »Ich mache einen kleinen Erholungsurlaub mit Pete Nield. Was für ein reizender Mann! Er hat mich oft im Krankenhaus besucht, und jetzt hat er mich in ein gemütliches Hotel in Dorset eingeladen.«
»Deshalb hat Pete mich um vierzehn Tage Urlaub gebeten«, sagte Tweed. »Jetzt wird mir einiges klar.«
»Pete wartet unten im Besucherzimmer auf mich«, sagte Coral und wandte sich zum Gehen. Bevor sie aber das Büro wieder verließ, ging sie erst zu Tweed und dann zu Newman und schloss die beiden fest in ihre Arme.
»Danke für alles«, sagte sie, ehe sie mit einem fröhlichen Lachen verschwand.
»Woher wussten Sie eigentlich, dass Coral das nächste Opfer sein würde und nicht Miss Partridge?«, fragte Tweed Paula, als er mit ihr und Newman wieder allein war.
»Durch ihr Verhalten, als ich sie und Miss Partridge im Büro überraschte«, antwortete Paula. »Zuerst dachte ich, ihr Freudentänzchen gelte mir, aber danach ist mir eingefallen, dass ja die Zeitung mit der Schlagzeile, dass Nelson Macomber Minister geworden war, auf dem Tisch lag.
Das
war es, was ihr so viel Freude bereitet hatte, und daran hatte auch Zena Partridge erkannt, dass Coral in Nelson verliebt war.«
»Und warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«
»Weil ich erst darauf gekommen bin, als Sie und die anderen bereits auf dem
Weitere Kostenlose Bücher