Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
tief im Zielkörper zu explodieren und darüber hinaus einen zwölftausend Grad heißen Feuerball von zwanzig Zentimeter Durchmesser zu entwickeln. Ob unsere Wissenschaftler auf die Entwicklung die ser Geschosse stolz sein konnten, war eine Frage der Moral. Ich war jedenfalls nicht bereit und auch nicht fähig, im Zeitraum einer Zehntausendstelsekunde mein Testament zu machen.
     
    Dr. Samy Kulot, unser GWA-Einsatzmediziner und Paradiagnostiker, schob mir einen Stuhl hin.
    »Der besteht aus Holz, wurde von der Erde zum Mond transportiert und kostet den Steuerzahler daher mindestens dreihundert Dollar. Zur Zeit der ersten Mondflüge wäre er wahrscheinlich auf eine Million gekommen. Also beherrschen Sie sich, okay?«
    Ich starrte den hageren, langaufgeschossenen Mediziner wütend an.
    »Sonst haben Sie keine Sorgen, wie? Haben Sie mir nicht einmal erzählt, die marsianischen Todesschläfer wären harmloser als ein Schnupfenbazillus?«
    Samy runzelte die sommersprossige Stirn. Er dachte nach!
    »Hm, schon möglich. Das war oben auf den Klippen des Dschebel Musa, oder?«
    »Dort existieren keine Klippen mehr, Sie Schlaumeier.«
    »Der Abdruck seiner Schweißfüße verscheucht jetzt noch den letzten Blanko-Geier«, fiel Hannibal ein.
    »Was ist ein Blanko-Geier?« erkundigte sich der Alte verblüfft.
    Ich feixte ihn an, während Hannibal gähnend den Mund aufsperrte und mit seiner behaarten Rechten abwinkte.
    »Das sind die gefiederten Brüder, die mit einem Passierschein ohne Verfallsdatum überall hinfliegen dürfen. Ist das logisch?«
    Vier-Sterne-General Arnold G. Reling wandte sich wortlos ab. War er erschüttert? Nein, er war es nicht, oder er hätte nicht die Handflächen gegeneinander gerieben.
    »Der ist seelisch abgetakelt«, meinte Hannibal auf telepathischer Ebene. »Seit wann geht er nicht mehr hoch wie ein Fesselballon? Großer, brauchst du mich wirklich? Ich meine – Toterlays ergebener Halbgorilla könnte doch durchaus das Zeitliche segnen, oder? Ich würde vor sämtlichen Fernsehkameras der World-Television bildschön umfallen, gekonnt röcheln und das rechte Auge in die Hände hilfreich herbeieilender Mediziner fallen lassen.«
    »Hast du Schwierigkeiten, Kleiner?«
    »Meinst du körperliche? Nicht die Spur. Damit komme ich klar.«
    »Warum dann der Gedanke ans Aufgeben?«
    »Blödsinn, ich gebe nicht auf. Ich habe nur das Gefühl, daß es unklug ist, wenn wir beide in die Mausefalle tappen. Und das gibt eine, verlasse dich darauf. Dein Plänchen raubt mir den letzten Nerv.«
    »Wenn es sonst nichts ist! Laß ihn dir ziehen. Samy Kulot macht fast alles. Ruhe jetzt.«
    »Darf ich bitten, meine Herren«, forderte Reling lautstark. Er saß vor dem Auswertungs-Datenwandler des stützpunkteigenen Rechners.
    Außer ihm waren nur noch acht Personen anwesend. Das war ungewöhnlich und für einen aktiven, kurz vor dem Einsatz stehenden GWA-Schatten auch bedrückend, denn normalerweise hatten wir es bei solchen Einsatzbesprechungen mit mindestens fünfzig Spezialisten aller Fachgebiete zu tun.
    Im vorliegenden Fall mußte der Personenkreis auf jene Vertrauten beschränkt werden, die mehr oder weniger zufällig den Tod unserer Doubles miterlebt hatten. Das waren die Männer und Frauen, die zusammen mit uns in der Basis Smaragd vor den Bildschirmen gesessen hatten. Nur sie wußten, daß die beiden GWA-Telepathen HC-9 und MA-23 noch lebten.
    Das galt zur Zeit als Geheimnis Nummer eins. Es war für uns gewissermaßen eine Lebensversicherung und für die GWA ein handfester Trumpf.
    Niemand sah das klarer als der alte Fuchs und Gründer der GWA, Arnold G. Reling. Dementsprechend lauteten auch seine Ausführungen.
    »Meine Herren, Verzeihung – Dr. Anne Burner sollte selbstverständlich zuerst genannt werden …«
    »Es gibt doch noch Gentlemen«, meinte Anne lächelnd und zog heftig an ihrer Zigarette. Eigentlich sollte nicht geraucht werden.
    Der Alte räusperte sich verweisend.
    »Vielen Dank, Doktor«, manövrierte er sich aus seiner momentanen Unsicherheit heraus. »Ich darf um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Die Planung unseres Mitarbeiters, Brigadegeneral HC-9, ist – abgesehen von einigen unwesentlichen Änderungen – voll akzeptiert worden.«
    Ich wurde hellwach! Wenn der Alte den Begriff »unwesentlich« gebrauchte, dann mußte man damit rechnen, mit einem bislang unbekannten Konzept konfrontiert zu werden. Ich hakte daher sofort ein.
    »Was verstehen Sie unter unwesentlich, Sir?« wollte ich wissen.
    »Unter

Weitere Kostenlose Bücher