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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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erfahren. Sicherlich wußte er mehr als Tineti, aber der einzig richtige Mann für unsere Zwecke war der neue Oberpriester der Sekte.
    Wir passierten die Schleuse, warteten den Druckausgleich ab und schossen dann erneut in die Tiefen des Mondes hinein.
    »Bist du bereit, eine Logikkalkulation anzuhören?« fragte Hannibal an.
    »Was gibt es?«
    »Wir haben soweit gewonnen. ZONTA fällt demnächst für die Calthurs aus. Ich bin nämlich sicher, daß unsere Experten längst mit dem Großroboter verhandeln. Er hat bestimmte Grundprogrammierungen, die man lediglich sinngerecht erfassen muß. Außerdem hast du ihn mit deinem Kommandokodator, gegen dessen Befehlsimpulse er sich nicht wehren kann, weitgehend auf unsere Seite gebracht. Ich nehme also an, daß man uns schleunigst zur Erde transportieren wird. Wie – ist noch eine Frage.«
    »Das ist im Moment überhaupt keine Frage«, antwortete ich.
    »Was? Na hör mal, ich … Moment, was hast du im Sinn?«
    »Etwas, das meiner sogenannten Robotlogik entspricht. Glaubst du ernsthaft, ZONTA hätte sich von diesen Leuten, so genial sie auch sein mögen, zwingen lassen, einen großen Teil der rückwärtigen Mondhalbkugel mit aufwendigen Schutzschirmen abzuriegeln? Gegen die Interessen der Menschheit, der ZONTA verpflichtet ist? So lautet doch sein Programm, oder?«
    »Ich komme nicht mehr mit. Stehen die Schirme, oder stehen sie nicht?«
    »Natürlich stehen sie. Die Frage lautet, warum das so ist. Darauf kommt es mir an. Wieso ist dir eigentlich nicht aufgefallen, daß die Schirme in dem Augenblick hochgefahren wurden, als wir von den GWA-Truppen verfolgt wurden?«
    »Das sollte klar sein. Der Sehende Calthur sprach ein Götterwort.«
    »Von wegen! Wir ließen uns bluffen, aber das ist mir jetzt erst klar geworden. ZONTA tat es, um Leben und Gesundheit des GWA-Brigadegenerals HC-9, Thor Konnat, zu schützen. Dieser Herr ist nämlich befehlsberechtigter Kodatorträger mit einem Intelligenzquotienten von über fünfzig Neu-Orbton, Vollstrecker des marsianischen Willens und Verwahrer der Mars-Hinterlassenschaft. Halte dich fest, Kleiner, aber ich glaube, daß ich von ZONTA durchschaut worden bin. Dem hat die erste Anmessung und Auswertung meiner Gehirnimpulse genügt. Die besitzt nur ein Lebewesen in diesem Universum, nämlich HC-9. Deshalb entstanden die Abwehrschirme. Die Calthur-Priester wurden nach der ZONTAschen Robotlogik nur deshalb weitgehend unterstützt, weil das Gehirn nach den von uns selbst vorgetäuschten Ereignissen zu dem logischen Schluß kommen mußte, ich wäre durch die GWA gefährdet, bei den Calthurs aber in Sicherheit. Hat man begriffen, Herr Major?«
    »Ich werde wahnsinnig!«
    »Versuche nicht, deine ständige Zustandsform abzumildern«, spöttelte ich. »Genauso war es und nicht anders! ZONTA hat jedoch geschwiegen. Er wartet auf Kodatoranweisungen. Bis er die erhält, handelt er nach seinem robotlogischen Gutdünken, aber immer in unserem Interesse. Es wird höchste Zeit, daß Reling die Verfolgung abbläst, oder ZONTA wird zu katastrophalen Maßnahmen gezwungen.«
    Hannibal schwieg eine Weile. Der Rohrbahnzug raste weiter ins Labyrinth der unterlunaren Stadt hinein.
    Schließlich meldete sich der Kleine.
    »Ich habe einen Vorschlag, Großer. Wenn sich die Sache so verhält, solltest du einen Transmittersprung zur Erde riskieren. ZONTA wird einwandfrei schalten und deine voraussichtlichen Fehler stillschweigend korrigieren. So war es eigentlich immer.«
    »Wenn es auf der Erde einen Empfänger gibt, woran ich eigentlich nicht zweifle, werde ich es tun. Vorher aber höre ich mir die Vorschläge des Naahrgar an. Wenn mich nicht alles täuscht, ist er an ZONTA vorerst nicht interessiert. Die Sache begann mit den Todesschläfern, und damit wird sie voraussichtlich auch enden. Das erste Ziel ist die Vernichtung der GWA. Dann kommt der nächste Schachzug, und erst danach wird man sich um ZONTA kümmern. Zu dieser Zeit möchte man allerdings schon soviel Wissen und Macht besitzen, daß man dem Großroboter auch wirklich Befehle erteilen kann. Dafür ist Toterlay vorgesehen. So ähnlich stelle ich mir die Gesamtplanung vor.«
     
    »HC-9, hören Sie mich? Kiny ruft.«
    Ich verhielt unwillkürlich im Schritt und ließ den Eindruck entstehen, als würde ich erneut die Leuchtbänder der Abstrahlkontrolle überprüfen. Das hatte ich bereits zwei Stunden lang praktiziert, aber einen nochmaligen Blick würde man mir abnehmen.
    Es war 0:10 Uhr am 29. Juni 2011. Wir

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