Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
aber er schien bewegungsunfähig zu sein. Der schwere Mondtransmitter hatte einwandfrei mit einer Senderleistung gearbeitet, mit der man die Entfernung Erde-Mars hätte überbrücken können. Für den kurzen Sprung zur Erde war der Rematerialisierungsschock viel zu heftig gewesen.
    Es gelang mir, Hannibals Tornisterspritzen zu betätigen. Die Diagnoseautomatik würde bestimmt »wissen«, welche Injektionen ihm zu verabreichen waren.
    Die nächste Gefahr ergab sich aus der Hilfsbereitschaft der Mediziner. Wenn sie Hannibal nur etwas genauer untersuchten, mußten sie stutzig werden. Die Primär-Phase des Einsatzes hatte begonnen.
    Ich verscheuchte die Ärzte mit groben Worten und drohender Haltung. Während sie sich um die anderen Personen kümmerten, rief ich Hannibal eindringlich auf telepathischer Basis an. Das mußte ihn schneller munter machen als alle Medikamente.
    Glücklicherweise erwachte er, ehe sich die Ärzte erneut seiner annahmen. Er richtete sich auf, erfaßte die Situation mit gewohnter Schnelligkeit und gab sofort durch:
    »Das war hart. Ich bekomme kaum noch Luft. Sind die Injektionen …«
    »Ich habe sie ausgelöst«, unterbrach ich ihn. »Sie müßten eigentlich sofort wirken. Oder willst du es wagen, den anwesenden Medizinern …«
    »Nur nicht«, fiel er heftig ein. »Sie benutzen Injektionsautomaten. Das geht knapp unter die Haut und damit in meine Vollfolie. Wie sich das auswirken kann, hat Kulot erklärt. Unternimm etwas!«
    »Finger weg«, schrie ich einen jungen Arzt an und hielt ihm die Faust unter die Nase. »Bube, das ist meine Sache. Quasimodo ist unter meiner Obhut aufgewachsen, und deshalb werde ich mich allein um ihn kümmern. Wenn ich dich brauche, sage ich es. Verschwinde!«
    Er sah mich ironisch an. Er trug bereits den Sichelhaarkamm und eine hellblaue Robe. Damit wies er sich als Vollmitglied der Sekte aus.
    »Wie Sie meinen, Professor Toterlay«, antwortete er gelassen. »Sie sollten jedoch wissen, daß der Kreislauf …«
    »Erzähle mir nichts«, fuhr ich ihn an. »Wir wissen, was wir vor Transmittersprüngen zu tun haben. Wir sind vollgepumpt mit Depotmedikamenten. Sie greifen sofort an. Das kennen wir besser als ihr.«
    Er wandte sich ab und entfernte sich. Hannibal atmete jetzt gleichmäßiger. Unsere Medikamente sprachen an.
    »Es wird besser«, vernahm ich seine Durchsage. »Mann, das ist unheimlich. Gleich reiße ich die nächsten Bäume aus.«
    »Keine Euphorie«, warnte ich. »Bist du schon in der Lage, Ki ny anzurufen? Wir müssen wissen, wo wir herausgekommen sind.«
    Er nickte und setzte sich auf. Einen Augenblick später stand er auf.
    Die Mediziner benötigten noch eine Viertelstunde, um die schwer mitgenommenen Wissenschaftspriester wieder munter zu machen. In der Zeit hatten wir uns einigermaßen erholt. Ich stand grinsend in der Tür eines vorbildlich eingerichteten Behandlungs raums. Er war sicherlich nur wegen der ständigen Transmitterrei sen direkt neben dem Großgerät erbaut worden. Zweifellos war es schon häufiger zu Schwierigkeiten gekommen.
    Der Naahrgar richtete sich, nach Atem ringend, auf. Ich spielte sofort einen Trumpf aus.
    »Ah, man ist wieder munter, was? Können Sie sich erinnern, was ich Ihren physikalischen Besserwissern gesagt habe? Die Abstrahlkapazität ist zu hoch, habe ich gesagt! Damit wären wir bis zum Mars gekommen. Was haben die klugen Köpfe getan? Sie haben ein wesentlich stärkeres Großgerät so justiert wie jenes, das Sie bislang benutzt haben. Schauen Sie sich dort drüben den Knaben an. Er wacht nie mehr auf. Dazu sagen Könner meiner Art ›Prallschockverstofflichung‹. Das ist ein Toterlay-Begriff. Sehen Sie hin! Sein atomares Fundamentmodell ist durcheinandergeraten. Er stirbt unweigerlich, aber vorher wird er sich zu einem Ungeheuer verformen, denn nichts paßt mehr. Sie haben Glück gehabt, mein Lieber. Demnächst hören Sie auf den Fachmann, klar?«
    Ich sah ihn erstmals entsetzt und deprimiert. Er drehte mühevoll den Kopf.
    Ein ehemals menschliches Wesen blähte sich zu einem monströsen Gebilde unbestimmbarer Form auf. Es schlug um sich, umklammerte den Behandlungstisch, richtete sich auf und wankte mit kurzen, stämmigen Beinen auf den Naahrgar zu.
    Ich zögerte nicht länger und setzte meine Detothermautomatik ein. Das verformte Geschöpf, unrettbar verloren, sank veraschend in sich zusammen.
    Fast gleichzeitig hatte ich den Naahrgar vom OP-Tisch gezerrt, ihn umgekippt und war dahinter in Deckung gegangen. So

Weitere Kostenlose Bücher