Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik
herbei. In einem tiefen Ledersofa draußen in einem Vorraum lauschten sie interessiert unserem Plan, über das Meer zu fahren, um die Theorie zu stützen, daß ein altes Kulturvolk aus ihrem eigenen Heimatland zuerst die Südseeinseln entdeckt hätte. Beide versprachen, ihre Regierungen zu verständigen, und garantierten uns beste Unterstützung, wenn wir in ihre Heimat kämen.
Trygve Lie, der die Vorhalle passierte, besuchte uns, als er hörte, daß wir Landsleute wären, und jemand schlug vor, er solle uns auf dem Floß begleiten, aber er hatte genug mit den Stürmen an Land zu tun. Der Vizesekretär der UN, Dr. Benjamin Cohen aus Chile, war selbst ein bekannter Amateurarchäologe und gab uns einen Brief an den Präsidenten von Peru mit, der sein persönlicher Freund war.
Im Saal trafen wir auch den Gesandten Norwegens, Wilhelm Morgenstierne, der von da an der Expedition unschätzbare Dienste leistete.
Dann kauften wir zwei Flugkarten und flogen nach Südamerika. Als die vier schweren Motoren einer nach dem anderen zu dröhnen begannen, sanken wir erschöpft in die tiefen Lederpolster zurück. Wir hatten das unsäglich erleichternde Gefühl, daß die erste Phase des Programms überstanden war. Jetzt ging es geradewegs ins Abenteuer.
1
Heute der Kon-Tiki-Museumsbücherei angegliedert.
2
T. Heyerdahl, Fatu-Hiva, Back to Nature, London, New York, 1974; A. Jacoby, Senor Kon-Tiki, Chicago, 1964.
3 Nach Südamerika
Landung am Äquator. Balsaprobleme. Flug nach Quito. Kopfjäger und Bandidos. Im Jeep über die Anden. In die Dschungeltiefe. In Quevedo. Wir fällen Balsabäume. Auf dem Floß den Palenque-Fluß hinab. Der verlockende Marinehafen. Im Manneministerium in Lima. Beim Präsidenten von Peru. Bengt Danielsson. Von neuem nach Washington. Zwölf Kilo Akten. Hermanns Feuertaufe. Floßbau im Kriegshafen. Wohlmeinende Warnungen vor dem Start. Harte Argumente. Taufe der »»Kon-Tiki« im Jachtclub von Callao. Abschied von Südamerika.
Als das Flugzeug den Äquator passierte, tauchte es schräg durch die milchweiße Wolkendecke, die bisher wie eine blendende Schneefläche in der prallen Sonne unter uns gelegen hatte. Weiße Nebelschwaden zogen an den Fenstern vorbei, bis sie sich wieder auflösten und über uns als Wolken schwebten, während sich unter uns das grüne Dach des wogenden Dschungels zeigte. Wir flogen über die südamerikanische Republik Ecuador und landeten in der tropischen Hafenstadt Guayaquil. Jacke, Weste und den unzeitgemäßen Wintermantel auf dem Arm, krochen wir hinaus in die Treibhauswärme unter plappernde Südländer im Tropenanzug. Plötzlich fühlten wir das Hemd wie nasses Papier am Rücken kleben. Zollbeamte und Einwanderungsoffiziere umringten uns und trugen uns förmlich hinaus in ein Taxi, das uns zu dem besten und auch einzig möglichen Hotel der Stadt brachte, wo wir uns beide aufs rascheste in unsere Badewannen verzogen, um uns flach unter den Kaltwasserhahn zu legen.
Wir waren jetzt glücklich in dem Land, wo die Balsabäume wachsen, um hier die Stämme für unser Floß zu kaufen.
Der erste Tag verging, bis wir uns mit dem Geld auskannten und genügend Spanisch verstanden, um zum Hotel zurückzufinden. Am zweiten Tag wagten wir uns in ständig größer werdenden Kreisen von der Badewanne fort, und als Hermann endlich die Sehnsucht seiner Jugend gestillt hatte, auf eine richtige Palme zu klettern, und ich wie eine lebende Schale von Fruchtsalat herumwandelte, entschlossen wir uns, an den Balsahandel zu schreiten.
Dies war indessen leichter gesagt als getan. Balsa können wir zwar in Mengen kaufen, aber nicht in Form ganzer Bäume, wie wir sie ja brauchten. Die Tage waren längst vorbei, in denen dieses wunderbare Holz leicht erreichbar unten an der Küste gewachsen war. Auch dem hatte der letzte Krieg ein Ende gesetzt. Man hatte die Bäume zu Tausenden gefällt und in die Flugzeugwerke transportiert, weil sie so leicht und luftig waren. Die einzige Stelle, wo sie noch in Mengen wuchsen, war in den Dschungeln im Inneren des Landes, das bekamen wir überall zu hören.
»So fahren wir hin und schlagen sie uns selbst«, sagten wir.
»Unmöglich«, sagten die Zuständigen. »Die Regenzeit hat bereits eingesetzt, und alle Straßen in den Dschungel sind unpassierbar. Dafür sorgen schon die Wildbäche und der tiefe Schlamm. Brauchen Sie Balsabäume, dann kommen Sie in einem halben Jahr wieder nach Ecuador, da ist die Regenzeit vorüber, und die Straßen ins Land hinein sind
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