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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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gewöhnlich in der See, aber vielleicht war es nur, weil wir besser Ausguck hielten. Am Vormittag sahen wir einen großen Schwertfisch, der dicht unter der Oberfläche gegen das Floß gefahren kam. Es waren zwei Meter Zwischenraum zwischen den zwei spitzen Flossen, die aus dem Wasser stachen, und das Schwert war fast ebenso lang wie sein Körper. Der Schwertfisch beschrieb einen Bogen, dicht an unserem Steuermann vorbei, und verschwand hinter den Wellenkämmen. Als wir unsere etwas salztropfende Mittagsmahlzeit einnahmen, wurde eine große Meerschildkröte mit Schild, Kopf und gespreizten Flossen von einer kegelförmigen See dicht vor unserer Nase in die Luft gehoben. Als diese See ihren Platz zwei anderen überließ, war die Schildkröte so plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Auch dieses Mal sahen wir es weißgrün von Dolfinbäuchen blinken, die sich im Wasser unter dem gepanzerten Reptil tummelten. Die Gegend war ungewöhnlich reich an winzigen fliegenden Fischen, nur einen Zoll lang, die in großen Schwärmen dahinsegelten und oft an Deck landeten. Ebenso beobachteten wir vereinzelte Raubmöwen und bekamen ständig Besuch von Fregattvögeln, die über dem Floß kreisten und wie Riesenschwalben ihre Schwänze spreizten. Fregattvögel werden gern als Zeichen betrachtet, daß Land in der Nähe ist, so daß sich der Optimismus an Bord noch hob.
    »Vielleicht ist es doch eine Schäre oder eine Sandbank«, dachte mancher, und unser größter Optimist sagte:
    »Stellt euch vor, wir finden einen kleinen grünen Fleck. Man kann nie wissen. Es sind doch nur so wenige gewesen, die vor uns hier waren. Dann haben wir Neuland entdeckt, die Kon-Tiki-Insel.«
    Von Mittag an war Erich immer geschäftiger, auf die Küchenkiste zu klettern und mit dem Sextanten zu messen. Um 18.20 Uhr meldete er 6 Grad 42 Minuten südliche Breite und 99 Grad 42 Minuten westliche Länge als Position. Wir waren nun eine Seemeile genau östlich vor dem Riff auf unserer Karte. Die Bambusrah wurde gefiert und das Segel auf Deck aufgerollt. Der Wind kam genau von Osten und würde uns langsam dicht an die Stelle bringen. Da die Sonne rasch im Meer verschwand, durfte der Mond mit all seinem Glanz aufgehen und leuchtete über die Meeresfläche, die in Schwarz und Silber von Horizont zu Horizont wogte. Die Sicht von der Mastspitze war gut. Brechende Seen sahen wir überall in langen Reihen, aber keine stehende Brandung, die von einem Riff oder einer Untiefe herrühren konnte. Keiner wollte in die Koje kriechen, alle spähten gespannt hinaus, und zwei oder drei Mann hingen immer auf einmal im Mast. Und während wir über das Zentrum trieben, loteten wir nach Boden. Alles, was wir an Bleigegenständen an Bord hatten, wurde am Ende von 800 Metern 54fädiger Seidenschnur befestigt, und selbst wenn diese Schnur durch die Abtrift teilweise schräg zum Grund hing, so ging dieses Lot doch auf jeden Fall bis zu 600 Meter tief, und hier existierte kein Grund, weder westlich der Stelle, mitten darin, noch östlich von ihr. Wir warfen noch einen letzten Blick über die Meeresfläche. Nachdem wir uns vergewissert hatten, daß wir mit Sicherheit die Gegend erforscht nennen konnten und sie frei von Untiefen jeder Art gefunden hatten, hißten wir unser Segel und legten das Ruder in seine gewöhnliche Stellung hinüber, so daß Wind und Wetter wieder von Backbord achtern hereinkamen, und dann ging es weiter mit dem natürlichen, freien Kurs des Floßes. Wie zuvor kamen die Wellen und verschwanden zwischen den gespreizten Stämmen am Achterdeck. Wir konnten von neuem trocken schlafen und essen, selbst wenn die Sturzseen um uns wieder ernst wurden und noch viele Tage hausten, während der Passat von Ost nach Südost schwenkte.
    Bei dieser kleinen Segeltour gegen das falsche Riff hatten wir eine ganze Menge über die Wirkung der Senkbretter als Kiele gelernt, und als Hermann und Knut im weiteren Verlauf der Reise gemeinsam unter das Floß tauchten und jenes fünfte Senkbrett bargen, erfuhren wir noch mehr über diese nützlichen Brettstücke, Dinge, die kein Mensch mehr verstanden hatte, seitdem die Indianer selbst diesen vergessenen Sport im Futteral ließen. Daß diese Senkbretter als Kiele wirkten und dem Floß gestatteten, in einem Winkel mit dem Winde zu fahren, war klar wie dicke Tinte. Aber daß die alten Spanier behaupteten, daß die Indianer in großem Umfange auch ihre Balsaflöße auf dem Meer zu steuern wußten mit Hilfe gewisser versenkbarer Bretter,

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