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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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Sternen, und vereinzeltes, leuchtendes Plankton sah aus wie runde, glühende Kohlen, so daß wir unwillkürlich unsere bloßen Füße anzogen, wenn die leuchtenden Kugeln aufs Achterdeck heraufgespült wurden. Fingen wir sie, so waren es kleine, leuchtende Garnelenarten. In solchen Nächten erschraken wir oft, wenn zwei runde leuchtende Augen plötzlich dicht neben dem Floß aus der See tauchten und uns wie hypnotisiert anstarrten, als gehörten sie dem Nöck persönlich. Oft stiegen Tintenfische empor und schwammen mit ihren teuflischen grünen Augen, die im Dunkeln wie Phosphor leuchteten, auf der Oberfläche. Aber es kam auch vor, daß die leuchtenden Augen Tiefseefischen gehörten, die nur in der Nacht emporstiegen und fasziniert auf den Schein vor ihnen starrten. Bei einigen Gelegenheiten, wenn die See ruhig war, füllte das nachtschwarze Wasser um das Floß sich plötzlich mit runden Köpfen, zwei bis drei Fuß im Durchmesser, die bewegungslos dalagen und uns mit ihren dicken, leuchtenden Augen anglotzten. In anderen Nächten konnten Leuchtkugeln, einen Meter oder mehr im Durchmesser, unten im Wasser sichtbar werden, während es in kurzen Zwischenräumen aufblitzte wie elektrische Lampen, die für ein kurzes Blinken angezündet wurden.
    Nach und nach gewöhnten wir uns daran, solche unterirdische oder besser unterseeische Wesen unter dem Fußboden zu haben, aber wir waren trotzdem immer ein wenig überrascht, wenn sie in einer neuen Ausgabe auftauchten. In einer bewölkten Nacht gegen zwei Uhr, als die Ruderwache es schwer hatte, das schwarze Wasser vom schwarzen Himmel zu unterscheiden, bekam sie ein schwaches Leuchten drunten im Wasser zu Gesicht, das langsam die Form eines großen Tieres annahm. Es war unmöglich zu sagen, ob es das Plankton war, das auf seinem Körper leuchtete, oder ob das Tier selbst eine phosphoreszierende Oberfläche hatte, aber der Schein drunten im schwarzen Wasser gab dem spukhaften Wesen unsichere und fließende Konturen, bald war es rund, bald schien es oval oder dreikantig, und plötzlich spaltete es sich in zwei Teile, die unabhängig voneinander unter dem Floß hin und her schwammen. Zum Schluß waren es drei von diesen dicken, leuchtenden Spukwesen, die in langsamen Runden unter uns wegzogen. Es waren richtige Ungeheuer, denn die Körper allein maßen ihre sechs bis acht Meter, und wir versammelten uns rasch auf Deck, um alle Mann diesen Gespenstertanz zu beobachten. Er dauerte Stunde um Stunde und folgte dem Floß in seiner Bewegung. Geheimnisvoll und lautlos hielten sich unsere leuchtenden Gefolgsleute ein gutes Stück unter der Wasseroberfläche, meist auf Steuerbord, wo die Lampe war, aber oft standen sie auch direkt unter dem Floß oder kamen auch auf der Backbordseite hervor. Der Lichtschein auf dem Rücken verriet, daß diese Bestien größer als Elefanten waren, aber Walfische waren es nicht, da sie nie an die Oberfläche kamen, um zu verschnaufen. Waren es ungeheure Kraken, die ihre Form veränderten, wenn sie sich auf die Seite wälzten? Sie ließen sich nicht verleiten, wenn wir das Licht dicht an die Wasserfläche hielten, um sie heraufzulocken. So blieb es uns unklar, was für eine Art Geschöpfe sie waren. Und wie alle zünftigen Zauberer und Spukwesen waren sie im Meer versunken, als der Tag zu grauen begann. Wir bekamen nie eine ausreichende Erklärung dieses nächtlichen Besuches der drei leuchtenden Ungeheuer, wenn die Lösung nicht in einem anderen Besuch lag, den wir bei strahlender Sonne eineinhalb Tage später bekamen.
    Es war der 24. Mai, und wir lagen und trieben in den behaglichen Dünungen ungefähr 95 Grad West und 7 Grad Süd. Es war um die Mittagszeit, und wir hatten die Innereien von zwei großen Dolfinen über Bord geworfen, die wir im Morgengrauen gefangen hatten. Ich gab deshalb scharf acht, während ich am Bug zu einem erfrischenden Bad untertauchte, und hielt mich an einem Tauende fest. So bekam ich einen zwei Meter langen, dicken, braunen Fisch zu Gesicht, der neugierig durch das kristallklare Seewasser gerade auf mich zukam. Ich war rasch auf der Floßkante, saß im Sonnenschein und sah dem Fisch nach, der uns ruhig passierte, als ich ein wildes Kriegsgeheul hörte, das Knut achtern hinter der Bambushütte ausstieß. Er brüllte: »Hai!«, daß sich seine Stimme in Fisteltönen brach, und da wir fast täglich Haie längs der Floßseite erlebten ohne solches Theater, schien uns allen, daß es etwas Besonderes sein mußte, und wir eilten nach

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