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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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achtern. Hier hatte Knut in Hocke gesessen und seine Unaussprechlichen in den Wellen gewaschen, und als er einen Augenblick aufsah, blickte er gerade in das größte und häßlichste Antlitz, das einer von uns jemals in seinem Leben gesehen hatte. Es war dies der Schädel eines richtiggehenden Seeungeheuers, so groß und scheußlich, daß selbst ein Gespenst aus der Tiefe keinen entsprechenden Eindruck auf uns gemacht hätte. Der Schädel war breit und flach wie der eines Frosches, mit kleinen Augen auf den Seiten und einem krötenartigen Maul, das eineinhalb Meter breit war und lange Fransen hatte, die herabhingen und in die Mundöffnung hineinflatterten. Nach rückwärts setze sich der Schädel in einen ungeheuerlichen Körper fort, um schließlich in einem langen, dünnen Schwanz zu enden. Die spitze Schwanzflosse, die senkrecht in die Höhe stand, verriet, daß dieses Seeungeheuer kein Wal irgendeiner Gattung war. Der Körper wirkte bräunlich unter dem Wasser, aber Schädel und Körper waren dicht mit kleinen, weißen Flecken besetzt. Das Monstrum kam uns ruhig und schläfrig von rückwärts nachgeschwommen. Es blinzelte wie eine Bulldogge und schlug ruhig mit dem Schwanz. Die große, runde Rückenflosse stand frei aus dem Wasser und manchmal auch die Schwanzflosse. Wenn ein Wellental kam, umspülte das Wasser den breiten Rücken wie eine Schäre. Vor dem breiten Maul schwamm ein ganzer Schwärm von zebraartig gestreiften Lotsenfischen in Fächerformation, und große Remorafische und andere Parasiten saßen festgesaugt auf dem gewaltigen Körper und ritten auf ihm durch das Wasser. Das Ganze bildete eine wunderliche Tiergemeinschaft, die sich um etwas scharte, das einer schwimmenden Unterwassserklippe glich.
    Ein zehn Kilogramm schwerer Dolfin hing an sechs unserer größten Fischhaken hinter dem Floß als Köder für den Hai. Ein Schwarm von Lotsenfischen peilte direkt drauf los und roch an dem Dolfinkadaver, ohne daran zu rühren, worauf sie zurückschwänzelten zu ihrem Herrn und Meister, dem Seekönig. Wie bei einem mechanischen Ungetüm setzte sich die ungeheure Maschinerie in Gang und kam bedächtig auf das Dolfinfleisch zugeglitten, das wie ein kleiner, erbärmlicher Kosthappen vor seinem Maul hing. Wir versuchten, den Dolfin hereinzuziehen, und das Seeungeheuer folgte langsam nach bis an die Seite des Floßes. Ohne das Maul zu öffnen, ließ es den Dolfin vorsichtig hineingleiten, als würde es für einen so unbedeutenden Bissen nicht das ganze Scheunentor auftun. Als der Riese damit ganz ans Floß herankam, rieb er den Rücken an dem schweren Steuerruder, hob es aus dem Wasser, und wir bekamen Gelegenheit, das Monstrum aus nächster Nähe zu studieren, auf so kurze Distanz, daß ich glaubte, wir hätten alle den Verstand verloren, denn wir lachten laut auf und schrien erregt über den vollständig unglaublichen Anblick, den wir bekamen. Selbst Walt Disney mit all seiner Phantasie konnte kein groteskeres Untier schaffen als das, das plötzlich mit seinem Maul an der Floßkante lag und uns anblinzelte.
    Das Ungeheuer war ein Walhai, der größte Hai und der größte Fisch überhaupt, der heutzutage in der Welt bekannt ist. Er ist außerordentlich selten, aber vereinzelte Exemplare wurden hier und da in den tropischen Weltmeeren beobachtet. Der Walhai wird durchschnittlich fünfzehn Meter lang und wiegt nach Meinung der Zoologen fünfzehn Tonnen. Man glaubt, daß große Exemplare sogar zwanzig Meter erreichen können, und ein harpuniertes Walhaibaby hatte eine Leber von dreihundert Kilogramm und eine Sammlung von dreitausend Zähnen in dem breiten Maul.
    So gewaltig war das Monstrum, daß der Schädel auf der einen Seite sichtbar war, wahrend die ganze Schwanzpartie auf der anderen aus dem Wasser ragte, als es uns zu umkreisen begann. Und so unwahrscheinlich grotesk, träge und dumm sah das Gesicht aus, daß wir uns nicht enthalten konnten, in Gelächter auszubrechen, obwohl wir sahen, daß die Bestie Muskelstränge genug hatte, um Balsastämme und Tauwerk in Stücke zu schlagen, wenn sie uns angriff. Wieder und wieder zog sie in engem Kreis gleichmäßig um das Floß, während wir warteten, was geschehen würde. So glitt sie gemütlich unter das Steuerruder, hob es in die Luft, während das Ruder den Rücken entlangglitt.
    Wir standen mit Handharpunen bereit rund um das Floß, aber sie wirkten wie Zahnstocher im Verhältnis zu dem enormen Biest, mit dem wir es zu tun hatten. Nichts deutete darauf, daß

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