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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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der Walhai uns je wieder zu verlassen gedachte. Er zirkelte uns ein und folgte uns wie ein treuer Hund dicht neben dem Floß. Etwas Entsprechendes hatte keiner von uns
     
    Oben: Ein seltsamer Schlafgenoß. Das erste Mal erblickt ein menschliches Auge die Schlangenmakrele Gempylus, als diese eines Nachts in Torstein Raabys Schlafsack Unterschlupf sucht.
Unten: Der gelbflossige Thunfisch lädt zum Angelsport ein.
    Vor Einbruch der Nacht. Watzinger bei seiner letzten Windmessung.
    Die Lampe wird aufgehängt — und schon taucht die Sonne in einem unvergeßlichen Farbenspiel im Pazifik unter.
    weder erlebt, noch auch gedacht, je zu erleben, und das ganze Abenteuer mit dem Seeungeheuer, das um das Floß schwamm, wirkte so unnatürlich auf uns, daß wir gar nicht richtig erfaßten, wie ernst die Lage war. In Wirklichkeit zog der Walhai seine Kreise nur eine kurze Zeit um uns, aber auf uns wirkte der Besuch, als dauerte er schon einen ganzen Tag. Zum Schluß wurde es Erich, der auf der Ecke des Floßes stand, zuviel, und von unbedachten Zurufen aufgemuntert, hob er die zweieinhalb Meter lange Handharpune hoch. Während der Walhai in langsamer Fahrt auf ihn zugeglitten kam und seinen breiten Kopf gerade unter der Ecke des Floßes hatte, rammte Erich die Harpune mit allen seinen Riesenkräften gerade hinunter zwischen seine Fuße und tief hinein in den Schädelknorpel des Riesenhais. Es dauerte eine oder zwei Sekunden, bevor der Riese richtig begriffen hatte, was vor sich ging. Aber dann war der langsame Idiot plötzlich in einen Berg von Stahlmuskeln verwandelt. Wir hörten ein Sausen, als die Fangleine über die Floß kante fuhr, und sahen eine Wasserkaskade, als der Riese sich auf den Kopf stellte und in die Tiefe hinunterraste. Die drei, die zunächst standen, wurden kopfüber umgerissen, und zwei davon wurden von der Leine, die durch die Luft zischte, aufgewetzt und verbrannt. Die dicke Fangleine, die stark genug war, ein Rettungsboot festzuhalten, verklemmte sich an der Floßseite, barst aber augenblicklich wie ein Bindfaden, und wenige Sekunden später schwamm ein abgebrochener Harpunenschaft zweihundert Meter weiter an der Oberfläche. Ein Schwarm von schreckgeschlagenen Lotsenfischen jagte durch das Wasser in dem verzweifelten Versuch, ihrem alten Herrn und Meister zu folgen, und wir warteten lange, daß das Ungeheuer zurückgefahren käme wie ein rasendes U-Boot, aber wir sahen nie mehr etwas von dem Walhai.
    Um diese Zeit lagen wir mitten im Südaquatorialstrom und trieben in westlicher Richtung ungefähr 400 Seemeilen südlich vor den Galapagos. Wir waren nun sicher davor, in die Galapagosströmungen hineinzutreiben, und das einzige, was wir von dieser Inselgruppe merkten, waren große Seeschildkröten, die sich so weit auf offene See hinaus verirrt hatten. Eines Tages sahen wir einen dicken Brocken von See-Schildkröte, deren Kopf und eine Flosse über der Wasseroberfläche herumschlugen. In der Dünung erkannten wir, daß es grün und blau und gelb im Wasser darunter blinkte und begriffen, daß die Schildkröte mit Dolfinen um ihr Leben kämpfte. Ersichtlich war der Kampf ganz einseitig und bestand darin, daß zwölf bis fünfzehn großköpfige und farbenprächtige Dolfine Hals und Flossen der Schildkröte angriffen und augenscheinlich versuchten, sie zu ermüden, da die Schildkröte nicht tagelang mit Kopf und Gliedern in die Schale eingezogen liegen kann.
    Als die Schildkröte das Floß zu Gesicht bekam, tauchte sie und, gefolgt von den glänzenden Fischen, setzte sie Kurs gerade auf uns zu. Sie kam dicht neben dem Floß empor und machte Anstalten, auf die Stämme heraufzukriechen, als sie unser ansichtig wurde, die wir auf dem Floß bereitstanden. Wären wir routinierter gewesen, hätten wir sie ohne Schwierigkeit mit einem Tau hereinziehen können, als der lange Rückenschild ruhig neben dem Floß entlangglitt. Aber wir brauchten die entscheidene Zeit zum Gaffen, und bis wir das Lasso klar hatten, hatte die Riesenschildkröte bereits den Bug passiert. Wir setzten unser winziges Gummifloß ins Wasser, und Hermann, Bengt und Torstein begannen, die Seeschildkröte in der runden Nußschale zu verfolgen, die nicht größer war als das, was vor ihnen schwamm. Bengt als Steward träumte bereits von einem unerschöpflichen Fleischfaß und leckerster Schildkrötensuppe, aber je rascher sie ruderten, desto schneller glitt die Schildkröte dicht unter der Oberfläche durch das Wasser, und sie waren noch keine hundert

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