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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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Fuß langer Blauhai und wälzte sich im Wasser, den weißen Bauch in der Luft, während er gegen den Achtersteven strich, wo Hermann und Bengt barfüßig in den Wellen standen und steuerten. Er trieb sich eine Zeitlang um uns herum, verschwand aber, als wir die Handharpune klar bekamen. Am nächsten Tag bekamen wir Besuch von Thunfischen, Bonitos und Dolfinen, und ein fetter fliegender Fisch landete an Bord. Wir verwendeten ihn sofort als Köder und zogen darauf zwei große Dolfine (Eldoradofische) herauf, von den der eine zehn, der andere fünfzehn Kilogramm wog. Das gab Essen für mehrere Tage. Auf den Steuerwachen konnten wir viele Fische sehen, die wir nicht einmal mit Namen kannten, und eines Tages kamen wir in einen Schwarm von Springwalen, der anscheinend gar kein Ende nehmen wollte. Die schwarzen Rücken drängten sich dicht an die Seite des Floßes, von überall kamen sie über das Meer herauf, soweit wir von der Mastspitze sehen konnten. Je weiter wir gegen den Äquator und fort von der Küste kamen, desto alltäglicher wurden die fliegenden Fische. Als wir endlich in das blaue Wasser hinaus kamen, wo sich das Meer majestätisch einher wälzte, sonnenbeleuchtet und friedlich, leicht vom Winde gekräuselt, da konnten wir sie wie einen Regen von Projektilen leuchten sehen, die aus dem Wasser herausschössen und in gerader Linie dahinflogen, bis ihr Schwung aufgebraucht war und sie wieder unter der Oberfläche verschwanden.
    Stellten wir in der Nacht die winzige Paraffinlampe hinaus, so wurden die fliegenden Fische vom Licht angelockt, und große und kleine Exemplare sausten quer über das Floß. Oft trafen sie die Hütte oder das Segel und trudelten hilflos auf Deck herunter. Denn ohne den Schwung, mit dem sie durch das Wasser schwammen, lagen sie nur zappelnd wie großäugige Heringe mit langen Brustflossen da. Es konnte geschehen, daß wir plötzlich die saftigen Flüche eines Mannes an Deck hörten, wenn er unerwartet einen fliegenden Fisch mit guter Fahrt ins Gesicht geklatscht bekam. Die kamen immer mit guter Fahrt und das Maul voran, und es verging einem Hören und Sehen, wenn man sie mitten ins Gesicht bekam. Aber der unverschuldete Angriff wurde von dem Geschädigten rasch vergeben, denn trotz allem war hier das Schlaraffenland des Meeres, wo prächtige Fischgerichte statt gebratener Tauben durch die Luft sausten. Wir brieten sie zum Frühstück, und sei es, daß es der Fisch, der Koch oder der Appetit war, sie erinnerten uns jedenfalls an gebratene kleine Forellen, wenn wir nur die Schuppen abschrappten.
    Es war des Kochs erste Pflicht, nach dem Wecken auf Deck zu gehen und all die fliegenden Fische zu sammeln, die dort im Verlaufe der Nacht gelandet waren. Es waren oft ein halbes Dutzend oder mehr, eines Morgens fanden wir sechsundzwanzig fette fliegende Fische auf dem Floß. Es war Knuts ewiger Ärger, daß ihn, als er eines Morgens die Bratpfanne schwang, ein fliegender Fisch nur an der Hand traf, statt ins Bratenfett zu springen.
    Unsere intime Nachbarschaft mit dem Meer ging Torstein das erstemal richtig auf, als er eines Morgens erwachte und eine Sardine auf dem Kopfpolster fand. Es war so eng in der Hütte, daß Torstein mit seinem Kopf in der Türöffnung lag und alle ins Bein biß, die ihm unversehens ins Gesicht trampelten, wenn sie nachts hinaus mußten. Er ergriff die Sardine am Schwanz und vertraute ihr verständnisvoll an, daß alle Sardinen seine volle Sympathie besäßen. Wir zogen pflichtschuldigst unsere Füße an den Leib, daß Torstein in der nächsten Nacht besser Platz bekam, aber da geschah etwas, was ihn veranlaßte, sich einen Schlafplatz mitten auf unserer gesamten Küchenausrüstung hinten im Radiowinkel zu suchen.
    Es war einige Nächte später. Der Himmel hatte sich bezogen, und es war stockfinster. Torstein hatte die Paraffinlampe gleich neben seinen Kopf gestellt, damit die Nachtwachen sehen konnten, wohin sie stiegen, wenn sie beim Wachwechsel über seinen Kopf aus- und einkrochen. Gegen vier Uhr erwachte Torstein, weil das Licht umfiel und etwas Kaltes und Nasses ihm um die Ohren klatschte.
    Na, ein fliegender Fisch, dachte er und tappte im Dunkeln danach, um ihn fortzuschleudern. Er bekam etwas Langes, Feuchtes zu fassen, das sich wie eine Schlange ringelte. Er fuhr zurück, als ob er sich verbrannt hätte. Der unsichtbare Nachtbesucher entglitt in Richtung auf Hermann, während Torstein versuchte, die Lampe anzuzünden. Hermann fuhr ebenfalls in die Höhe, und damit

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