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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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immer in den Tropen. Das Inselchen lag wenige Seemeilen vor uns. Wir sahen einen niedrigen Waldstreifen, der immer weiter über den Horizont herauftauchte. Die Bäume drängten sich dicht hinter einem dünnen, hellen Strand, der so niedrig lag, daß er ständig hinter den Wogen verschwand. Nach Erichs Positionen war das Puka-Puka, der erste Vorposten der Tuamotugruppe. Die »Sailing Directions Pacific Islands 1940«, unsere zwei verschiedenen Seekarten und Erichs Beobachtungen ergaben zusammen vier ganz verschiedene Positionen für diese Insel, aber nachdem es keine anderen in der ganzen Nachbarschaft gab, konnte kein Zweifel aufkommen. Die Insel, die wir sahen, war Puka-Puka.
    Es war kein überschwenglicher Ausbruch an Bord zu hören Nachdem wir das Segel gedreht und das Ruder herumgelegt hatten, hingen wir alle stumm in der Mastspitze oder standen auf Deck und starrten auf das Land, das plötzlich am Horizont aufgetaucht war, draußen in dem bisher unendlichen und alleinherrschenden Meer. Endlich hatten wir einen sichtbaren Beweis, daß wir uns in diesen Monaten bewegt hatten. Wir hatten uns doch nicht nur im Zentrum desselben ewigrunden Gesichtskreises geschaukelt. Wir waren erfüllt von einer warmen und ruhigen Zufriedenheit, Polynesien richtig erreicht zu haben. Damit verband sich eine kleine, augenblickliche Enttäuschung, daß wir uns hilflos dreinfinden mußten, die Insel liegen zu sehen wie eine Fata Morgana und selbst unsere ewige Trift übers Meer nach Westen fortzusetzen.
    Gleich nach Sonnenaufgang stieg eine dicke, schwarze Rauchsaule über die Baumkronen auf der linken Hälfte der Insel empor. Wir folgten ihr mit den Augen und dachten uns, jetzt stehen die Eingeborenen auf und kochen ihr Frühstück! Wir ahnten nicht einmal, daß uns die Ausguckposten gesehen hatten und Rauchsignale in die Luft sendeten, um uns zur Landung einzuladen. Um etwa sieben Uhr verspürten wir den schwachen Rauch von verbranntem Boraoholz, der uns in den versalzenen Nasenhöhlen kitzelte. Das brachte mir rasch halb vergessene
    Oben: An den Beinen aufgehängt, soll Haugland das Tauwerk unter dem Floß kontrollieren und nachsehen, ob die Zurrungen halten. Lotsenfische und Dolfine schwimmen ihm um die Nase.

Unten: Hesselberg macht eine Taucherglocke aus einem alten Korb. Wenn uns bei unseren Tauchfahrten unter das Floß unwillkommener Besuch überrascht, so können wir uns in den Korb hocken und rasch an Bord ziehen lassen.
    Raaby in der Radioecke, die durch eine von Danielsson dekorierte Pappwand abgetrennt ist. Von hier werden tägliche Berichte an das Meteorologische Institut in Washington gesendet. Wir stehen auch mitvielen Radioamateuren in Verbindung.

Unten: Kartenstudium. Hesselberg nimmt die Sonnenhöhe auf und gibt uns die tägliche Position. So können wir die Fahrt genau auf der Karte einzeichnen.
    Erinnerungen an die Feuer am Strand von Fatuhiva zurück. Eine halbe Stunde später roch es nach Wald und frischgeschlagenem Holz. Die Insel begann jetzt wieder einzuschrumpfen und lag hinter uns, so daß wir jetzt den Wind von ihr bekamen. Fünfzehn Minuten lang hingen Hermann und ich in der Mastspitze und ließen den warmen Duft von Blättern und Grün durch die Nasenlocher einströmen. Das war Polynesien! Ein herrlicher, üppiger Geruch von trockenem Land nach dreiundneunzig salzigen Tagen zwischen den Wogen.
    Bengt lag schon wieder schnarchend in seinem Schlafsack. Erich und Torstein hatten sich auch wieder niedergelegt und meditierten, und Knut lief aus und ein. Abwechselnd steckte er die Nase in den Blätterduft und schrieb dramatische Eintragungen in sein Tagebuch.
    Gegen halb neun versank Puka-Puka wieder hinter uns im Meer. Aber noch über zwei Stunden konnten wir von der Mastspitze einen schwachen blauen Strich über dem östlichen Horizont sehen. Dann verschwand auch der, und nur eine hohe Kumulonimbuswolke, die ruhig in den Himmel stieg, verriet, wo Puka-Puka lag. Die Vögel verschwanden. Sie hielten sich wohl mehr an die Windseite der Inseln, wo sie den Wind mit sich hatten, wenn sie am Abend vollgefressen nach Hause wollten. Die Dolfine waren auch auffallend selten geworden, sogar mit den Lotsenfischen unter dem Floß war nicht mehr viel los.
    In dieser Nacht sagte Bengt, daß er sich nach Tisch und Stuhl sehne, es sei so aufreibend, sich immer beim Lesen vom Rücken auf den Magen zu drehen. Ansonsten war er zufrieden, daß wir das Land verpaßt hatten, er hatte noch drei Bücher übrig. Torstein bekam

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