Konfessor - 17
seine Klinge aufblitzte, ging ein Mann zu Boden. Oft machte er sich gar nicht die Mühe, seine Gegner zu töten, sondern stieß sie, nachdem sie mit ihren Schwertern nach ihm geschlagen oder gestoßen hatten, einfach nur zur Seite. Als einer mit dem Messer auf ihn losging, stemmte er die Beine in den Boden und schlug ihm den Kopf ab. Wie gebannt schaute Kahlan zu.
Und begriff, wie er seine Klinge führte.
Seine Klingenführung unterschied sich grundlegend von der aller Männer rings um ihn her. In gewisser Weise war es, als beobachtete sie sich selbst in der Hitze des Gefechts. Anders als die oftmals überrascht reagierenden Soldaten, wusste sie meist ganz genau, wie er sich verhalten würde.
Obwohl sich sein Kampfstil in mancher Hinsicht von dem ihren unterschied, hatte er mit ihrer Klingenführung doch auch viel gemein. War es für ihn vorteilhaft, nutzte er seine größere Körperkraft, trotzdem hatte er mehr mit ihr gemein als jeder andere, dem sie je begegnet war. Obwohl er über große Kraft verfügte, sparte er sich diese auf, indem er stets nur das unbedingt nötige Maß an Energie einsetzte. Nie ging er auf andere zu, sondern wartete, bis sie zu ihm kamen, verzichtete auf große Bewegungen, nutzte stattdessen den Schwung seiner Gegner aus und brachte seine Klinge in Stellung, so dass sie sich beim Zusammenstoß damit selbst durchbohrten. Stets schien er noch vor ihnen genau zu wissen, wie sie sich verhalten und wo sie sich befinden würden, und benutzte dieses Wissen gegen sie.
Während er sich einen Weg durch das Gemetzel bahnte, entfernte sich sein Blick nie weit von ihr.
Doch so erfolgreich er sich die Männer auch vom Leibe hielt, er war nur ein einzelner Mann, der dem gewaltigen Druck der Armee rings um ihn her nicht ohne weiteres standzuhalten vermochte, so dass der Ansturm dieser Massen ihn trotz seiner tapferen Gegenwehr letztendlich zu überwältigen drohte.
Einen Moment darauf verlor Kahlan ihn aus den Augen. »Was sollen wir nur tun?«, wimmerte Jillian. Kahlan sah, dass Jagang Blut spuckte und Mühe hatte, Luft zu bekommen.
»Ich denke, wir sollten irgendwie versuchen, uns von hier zu entfernen.« »Kommt nicht in Frage«, widersprach Nicci. »Wenn Richard uns nicht finden kann, sind wir verloren.«
Kahlan wies auf das Chaos ringsum. »Was kann er Eurer Meinung wohl dagegen ausrichten?«
»Ich finde, mittlerweile solltet Ihr gelernt haben, ihn nicht zu unterschätzen.«
»Nicci hat recht«, bestätigte Jillian. »Ich hab ihn sogar schon aus dem Totenreich wiederkehren sehen.«
36
Kahlan konnte sich über Julians Äußerung nur wundern. Zwar wusste sie jetzt, dass er imstande war, einen Krieg vom Zaun zu brechen, aber dass er in die Unterwelt hinabsteigen und zurückkehren konnte, mochte sie nun wirklich nicht glauben. Angesichts des gefährlichen, rings um sie her tobenden Tumults war ihr jedoch klar, dass dies weder der rechte Ort noch der Zeitpunkt war, darüber zu diskutieren. Sie ließ den Blick auf der Suche nach einem Fluchtweg über den völlig außer Kontrolle geratenen Gewaltexzess schweifen. Wenn Jagang starb oder auch nur das Bewusstsein verlor, ließe sich die Gelegenheit vielleicht nutzen, um Jillian und Nicci von hier fortzuschaffen. Sie überlegte, inwieweit es wohl eine Rolle spielte, ob der Traumwandler Jagang bei Bewusstsein war oder nicht. Möglicherweise konnte er sie selbst noch in bewusstlosem Zustand über den Halsring kontrollieren. Doch selbst wenn nicht, bliebe noch immer das Problem der gewaltigen, sie von allen Seiten umschließenden Armee. Kahlan mochte für praktisch alle ringsumher unsichtbar sein, aber auf Nicci und Jillian traf das nicht zu. Eine Frau von Niccis Äußerem und ein verlockendes Opfer wie Jillian durch diese Massen zu manövrieren, würde sicher kein leichtes Unterfangen sein. Doch offenbar setzte Nicci große Hoffnung auf Richard.
»Glaubt Ihr wirklich, dass er uns hier herausbringen kann?« Nicci nickte. »Mit meiner Hilfe, ja. Ich glaube, ich weiß auch schon wie.« Kahlan hielt sie nicht für die Sorte Frau, die ihre ganze Zuversicht auf Hoffen und Gebete gründete. Während ihrer grauenhaften Gefangenschaft bei Jagang hatte sie nie versucht, sich etwas vorzumachen, sich nie an falsche Hoffnungen geklammert. Wenn sie behauptete, einen Weg zu wissen, war Kahlan geneigt zu glauben, dass etwas daran war.
Weiter vorn erspähte sie durch eine Lücke im Gemenge plötzlich Richard, der soeben zu einem Schwertstoß ansetzte, um einen Mann
Weitere Kostenlose Bücher