Konfessor - 17
dass die Bewegung ihm das Leben rettete, denn der Pfeil traf ihn seitlich in die Brust. Wäre er stehen geblieben, hätte ihn der zweite Pfeil genau ins Herz getroffen.
Kahlan konnte einfach nicht glauben, dass Richard imstande war, inmitten dieses Lärms, dieses Chaos, dieses Durcheinanders und hektischen Getümmels, in dieser von Furcht, Schmerz und Tod erfassten Umgebung, einen solchen Schuss abzugeben.
Aber gleichzeitig war für sie ebenso unvorstellbar, dass er sein Ziel hatte verfehlen können.
Jagang, einen Pfeil tief in der Brust, taumelte zurück. Als er auf die Knie sackte, kamen seine Leibwächter hektisch herbeigestürzt, um einen Schutzwall rings um ihn zu bilden und zu verhindern, dass womöglich noch weitere Pfeile ihren Weg zu ihm fanden. Hinter der dichten Mauer aus Leibwächtern verlor ihn Kahlan aus dem Blick. Dann machte sie sich den Augenblick erschrockener Starre auf den Gesichtern ihrer Sonderbewacher zunutze und rammte einem von ihnen, während dieser zusah, wie Jagangs Schicksal seinen Lauf nahm, das Messer in ihrer rechten Hand in die rechte Niere, und das in ihrer linken einem weiteren Soldaten in den Unterleib, als dieser sich in ihre Richtung drehte. Ein dritter kehrte dem Überlebenskampf Jagangs den Rücken und wollte sich schon auf sie werfen, doch Jillian stellte ihm ein Bein, als er gerade loslegen wollte. Im Vorüberstürzen stieß Kahlan ihm ihr Messer in die Kehle und trennte diese mit einem kurzen, kräftigen Ruck vom einen Ohr zum anderen auf.
Sie wandte sich herum und erblickte drüben, auf der anderen Seite des Spielfeldes, Richard.
Er hatte ein Schwert in der Hand.
Als ein weiterer Gardist, die Hände bereits ausgestreckt, um sie zu entwaffnen, ins Geschehen eingreifen wollte, rammte ihm Nicci ihr Messer in den Rücken. Einen Aufschrei der Entrüstung auf den Lippen, fasste er sich über seine Schulter an seine Wunde und drehte sich, so dass Nicci ihm das Messer noch zweimal in schneller Folge kraftvoll in die Brust stoßen konnte. Er strauchelte, versuchte sich im Fallen noch an ihr festzuhalten, doch das misslang, und er stürzte zu Boden. Dafür, dass sie nicht gerade eine Expertin im Messerkampf war, schien sie schnell begriffen zu haben.
Ein fünfter packte Jillian, um sie als Schild zu benutzen, während er auf Kahlan losging. Kahlan zerschnitt ihm den um Julians Hals gelegten Unterarm, ein Schnitt, der durch Sehnen und Muskelfleisch bis auf die Knochen drang. Als er mit einem Schmerzensschrei zurückzuckte, riss sich die Kleine blitzschnell von ihm los. Er stürzte sich auf Kahlan. Die nutzte seinen Schwung aus, um ihn mit ihrem anderen Messer zu durchbohren, und riss die Klinge dann nach oben, bis sie auf seine Rippen traf. Sie trat einen Schritt zur Seite, als er mit überrascht geweiteten Augen an ihr vorüberkippte und seine Eingeweide bei seinem Aufprall auf dem harten, kalten Boden aus dem Leib quollen. In dem Durcheinander konnte sie den sechsten Bewacher nirgendwo entdecken. Doch er war da, das wusste sie. Noch immer strömten die Zuschauermassen hinter Richards Rücken von den Rängen herab und ergossen sich in die Mulde des Ja’La-Spielfeldes. Gruppen miteinander kämpfender Soldaten breiteten sich über die gesamte ebene Fläche des Spielfeldes aus. Die meisten Bogenschützen waren von der brodelnden Menge bereits niedergewalzt worden. Da auch die meisten Fackelträger längst von der über sie hereinbrechenden Keilerei zu Boden getrampelt worden waren, wurde es zunehmend dunkler, so dass es immer schwieriger wurde, irgendetwas zu erkennen. Das Ja’La-Feld wurde überschwemmt von miteinander kämpfenden Soldaten. Einige kämpften um ihr Überleben, andere, um zu töten. Wieder andere, vom tagelangen Feiern anlässlich des Ja’La-Turniers sturzbetrunken, kämpften um des Kämpfens willen. Der Boden war übersät mit Schwerverletzten, allenthalben erklangen die Schmerzensschreie der Verletzten, denen jedoch niemand zu Hilfe kam. In kürzester Zeit waren die Gesichter so vieler Männer blutverschmiert, dass es zunehmend schwierig wurde, Richard nicht aus den Augen zu verlieren. Was ihn eben noch aus der Menge herausgehoben hatte, diente ihm nun als Tarnung. Hatte er Augenblicke zuvor noch Verdacht erregt, wurde er in diesem Chaos jetzt immer mehr zu einem Phantom. Nicht einer der Soldaten schien zu erlahmen oder gar gewillt, es etwas langsamer angehen zu lassen. Die Männer waren empört und in der Stimmung, alle und jeden umzubringen. Äxte wurden
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