Konfessor - 17
absolut sicher, dass er diesmal durchbohrt werden würde, doch die Klinge, die eben noch den Kopf eines Mannes zertrümmert hatte, verhielt sich überaus verblüffend: Kurz bevor sie Richard durchstieß, schwenkte sie zur Seite weg, ganz so, als wäre er durch einen unsichtbaren Schild geschützt.
Der Mann stieß erneut zu, jetzt noch wütender, und wieder wich das Schwert zur Seite aus und verfehlte Richard knapp. Die Überraschung im Gesicht des Fremden wich Besorgnis, und unter diese mischte sich ein Unterton von kalter Wut.
»Es gehört mir!«
Kahlan hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon der Fremde sprach, doch ehe sie Gelegenheit hatte, sich darüber zu wundern, sah sie Nicci, sich die Kehle haltend, zusammenbrechen.
Dann stürmte eine weitere Abteilung kaiserlicher Gardisten herbei, so zahlreich und schnell, dass Richard herumwirbeln und sich ihnen stellen musste, wenn er nicht getötet werden wollte. Plötzlich war eine neue Schlacht voll entbrannt. Schwerter schwingende Krieger, einen Schlachtruf auf den Lippen, kamen herbeigelaufen. Obwohl Richard mit unbändigem Einsatz kämpfte, war er gezwungen zurückzuweichen. Mit dem Eintreffen der neuen Welle von Kriegern begann sich der Abstand zwischen Richard und Kahlan zu vergrößern. Als diese Anstalten machte, ihrerseits die Richard bedrängenden Krieger anzugreifen, packte der Fremde sie am Oberarm und zog sie ein Stück zurück. »Wir müssen fort. Er wird mit diesen Kriegern schon zurechtkommen. Er will uns eine Chance zur Flucht verschaffen, die müssen wir ergreifen.«
»Ich werde ihn auf keinen Fall hie-«
Plötzlich sog sie keuchend den Atem ein, als der Schmerz sie mit voller Wucht traf. Das Schwert entglitt ihren Fingern. Ihre beiden Hände gingen zum Hals und zerrten an dem Ring. Wider ihren Willen entfuhr ihr ein lauter Schrei. Der sengende Schmerz war von solcher Schärfe und Heftigkeit, dass der Aufschrei sich unmöglich unterdrücken ließ.
Wie Nicci, sank auch sie auf die Knie. Tränen der Qualen strömten ihr aus den Augen.
»Komm schon!«, schrie sie der Fremde an. »Wir müssen fort-beeil dich!« Kahlan war außerstande, auch nur einen einzigen Finger für ihre Flucht zu rühren. Schon das Atmen verlangte ihr angesichts dieser sie zerreißenden Qualen das Äußerste ab.
Mit tränenverschmiertem Blick konnte sie das Grauen, den Zorn auf Richards Gesicht erkennen, als dieser vergeblich zu ihr durchzukommen versuchte.
Immer mehr Elitegardisten strömten herbei, fest entschlossen, die Angriffsspitze auszuschalten, die ihren Kaiser gedemütigt und diesen Aufstand ausgelöst hatte. Und obwohl jeder seiner Stöße ein Treffer war, und die Männer rings um ihn her in Scharen zu Boden sanken, wurde Richard von der immer weiter anwachsenden Zahl der nachrückenden Gardisten zurückgedrängt.
Kahlan schlug mit dem Gesicht voran auf den harten Boden. Der sengende Schmerz kroch über ihren Rücken in die Beine, bis diese in wilde Zuckungen verfielen. Sie hatte jegliche Kontrolle über ihre Muskulatur verloren.
Der Fremde packte sie am Arm. »Komm schon! Wir müssen fort -jetzt gleich!«
Als sie ihm nicht mehr antworten konnte, begann er sie fortzuzerren.
37
Richards Puls beschleunigte sich vor Sorge, als er Kahlan vor Schmerzen aufschreien und an dem Ring um ihren Hals zerren sah. Obwohl er noch immer wie von Sinnen kämpfend den Ring aus Kriegern in Kettenpanzerund Lederrüstung zu durchbrechen versuchte, erwies sich der Versuch, bis zu ihr vorzudringen, als undurchführbar. Im Grunde konnte er sich gegen die wachsende Zahl der über ihn hereinbrechenden Soldaten selbst nur mit knapper Not behaupten.
Waffen in todbringender Vielfalt, Schwerter, Messer, Streitäxte und Lanzen, drangen aus allen Richtungen auf ihn ein, so dass er gezwungen war, seine Strategie zu wechseln. Einen Schwertkämpfer erstach er und zersplitterte mit dem Gegenschwung einen Speer, nur um sofort darauf unter einer knapp über seinem Kopf hinwegsirrenden Axt wegzutauchen. Bereits der kleinste Fehler konnte ihn das Leben kosten. Doch obwohl er kämpfte wie noch nie zuvor in seinem Leben, war er gezwungen, sich immer weiter zurückdrängen zu lassen. Nur so ließ sich vermeiden, dass er vollends überwältigt wurde. Immer wieder stürzte er sich in wildem Ungestüm nach vorn und drang bis in die gegnerischen Reihen vor, doch jedes Mal tauchten mehr und mehr Krieger auf, um den Platz derer einzunehmen, die unter seiner Klinge gefallen waren. Und selbst mit diesen
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