Konfessor - 17
Zähigkeit wett. Ein weiterer Blick zur Seite zeigte Richard, dass Samuel mittlerweile dazu übergegangen war, Kahlan fortzuschleifen. Ihr Gesicht war ein Bild entsetzlichen Schreckens. Bereits jetzt hatte sie sich die Finger am Halsring wund gescheuert.
Völlig unvermittelt blitzte gleißende Helligkeit auf, und mit einem dumpfen Schlag gegen die Luft wurden sämtliche Soldaten rings um Richard, auch Bruce, wie von einer Explosion zurückgeschleudert. Und doch waren weder Stichflammen noch Rauch zu sehen, flogen keine Trümmerteile umher, hallte niemandem der Lärm einer Explosion im Ohr. Lediglich Richards Blick verschwamm, und die Wucht der Erschütterung hinterließ ein brennendes Prickeln auf seiner Haut.
Der Boden ringsumher war übersät von hünenhaften Gardesoldaten, die den dunklen Boden wie umgestürzte Bäume bedeckten. Aus der Ferne war auch weiterhin das Tosen des Schlachtenlärms zu vernehmen, doch in der näheren Umgebung herrschte eine geradezu gespenstische Stille.
Die meisten Männer schienen das Bewusstsein verloren zu haben, ein paar versuchten stöhnend, sich zu bewegen, ließen ihre Arme aber nach kurzem Versuch wieder kraftlos fallen, so als überforderte sie selbst diese geringfügige Anstrengung.
Unvermittelt bohrte sich ein schmerzhafter Stich in Richards Schä- delbasis und warf ihn auf die Knie. Er erkannte das Gefühl sofort wieder. Er war nicht etwa mit einem Eisenstück geschlagen worden, sondern mit Magie. Neben ihm lag Bruce mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Immer noch auf den Knien liegend, sah Richard hinten im fernen Dunkel eine hagere Frau durch die gefällten Soldaten in seine Richtung stapfen. Sie bewegte sich zwischen ihnen wie ein seine waidwunde Beute inspizierender Aasgeier. Ihr schäbiges Äußeres ließ vermuten, dass es sich um eine der Schwestern in Jagangs Gewalt handelte. Außerstande, den anhaltenden Schmerz in seinem Schädel länger zu ertragen, schlug Richard mit dem Gesicht voran auf die Erde. Die Qualen durchzuckten jede Faser seines Körpers. Jeder seiner keuchenden Atemzüge ließ kleine Staubwölkchen in die Nachtluft aufsteigen. Er konnte seine Beine nicht bewegen, und so sehr er sich auch bemühte, wieder hochzukommen, seinem Körper war keinerlei Reaktion zu entlocken. Unter Aufbietung all seiner Kräfte gelang es ihm schließlich, seinen Kopf ein Stück weit anzuheben.
Er lag auf dem Bauch und versuchte, sich wenigstens bis zu den Knien hochzustemmen, doch selbst das wollte ihm nicht gelingen. Er blickte über das mit Gefallenen übersäte Schlachtfeld hinüber zu Kahlan. Obwohl sie erkennbar Schmerzen litt, erwiderte sie seinen Blick, sichtlich besorgt, wie es ihm ergangen sein mochte. Die Schwester war noch immer ein gutes Stück entfernt, trotzdem wusste Richard, dass die Zeit zum Handeln knapp wurde. »Samuel!«
Samuel, der sich abmühte, Kahlan am Arm hinter sich herzuschleifen, blieb augenblicklich stehen und sah sich mit seinen blinzelnden goldenen Augen zu ihm um. Richard konnte Kahlan nicht helfen, jedenfalls nicht so, wie er es gern getan hätte.
»Samuel, du Idiot! Benutz das Schwert, um ihr den Halsring herunterzuschneiden. «
Samuel, mit der einen Hand Kahlan in festem Griff, hob das von ihm so begehrte Schwert mit der anderen an, um es stirnrunzelnd zu betrachten. Richard sah die Schwester durch das ferne Dunkel näherkommen. Damals, im Palast der Propheten, hatte er Du Chaillu mit dem Schwert der Wahrheit von ihrem eisernen Halsring befreit, und in Tamarang hatte er damit sogar die Gitterstäbe des Verlieses durchschlagen. Er wusste, dass es Stahl zu durchtrennen vermochte. Aber aus eigener Erfahrung wusste er auch, dass es den Rada’Han nicht zu durchtrennen vermochte, den man ihm mit der Kraft seiner eigenen Gabe umgelegt und anschließend verriegelt hatte. Wobei das unüberwindbare Hindernis vermutlich weniger der Stahl selbst war, als die verriegelnde Kraft der Magie. In gewisser Weise wurde der Rada’Han zu einem Teil jener Person, der man ihn umlegte. Niccis Halsring würde es also nicht durchtrennen können.
In Kahlans Fall dagegen lagen die Dinge anders. Ihr Halsring war nicht über die Kraft ihrer eigenen Gabe mit ihr verbunden. Er war ihr einfach umgelegt worden, um sie über ihn zu kontrollieren. Möglicherweise hatte Sechs Samuel sogar mit einigen zusätzlichen Hilfsmitteln ausgestattet. Ganz sicher hatte er es nicht seiner Klugheit zu verdanken, dass er so weit gekommen war. Und diese zusätzlichen Talente
Weitere Kostenlose Bücher