Konfessor - 17
Anfällen ungestümer völliger Verausgabung vermochte er seine Stellung bestenfalls zu halten. Mit jedem Atemzug verlor er an Boden.
Kahlan war so nah und doch so fern.
Jagang war kurz davor, sie ihm ein zweites Mal zu nehmen. Er erteilte sich selbst einen Rüffel, weil er sich bei dem Versuch, Jagang auszuschalten, nicht mehr angestrengt hatte. Er hätte sich mehr Mühe geben sollen - wenn nur dieser Soldat nicht im letzten Augenblick dazwischengetreten wäre und seinen Pfeil noch abgefangen hätte. Doch letztlich waren all diese Überlegungen unsinnig. Er musste sich etwas einfallen lassen, was er jetzt, in diesem Augenblick, tun konnte. Ab und zu erhaschte er viel zu kurze Blicke auf die ebenfalls am Boden liegende Nicci, die sich, wie Kahlan, in einer verzweifelten Notlage befand. Richard wusste, Eile war geboten, wenn er ihnen helfen wollte. Samuels Einmischung war jedenfalls nicht gerade hilfreich. Er war durch seine Sorge so sehr abgelenkt, dass die Abstimmung seiner Bewegungen durcheinandergeriet. Einer seiner Stöße ging ins Leere, so dass sein Gegner am Leben blieb und ihn abermals attackieren konnte. Allein seiner blitzschnellen Reaktion hatte er es zu verdanken, dass die Klinge keinen größeren Schaden als eine nicht eben tiefe Schnittwunde seitlich an seiner Schulter hinterließ. Schon mehrfach hatte ihn der Versuch, einen Blick auf Kahlan zu erhaschen, fast das Leben gekostet, und einmal übersah er einen Angriff, bis es fast zu spät war. Er musste sich zusammenreißen. Tot würde er niemandem helfen können. Aber seine Arme fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Seine Hände waren glitschig vom Blut, so dass ihm das Schwert immer wieder zu entgleiten drohte.
Sein Gegenüber ließ die erhobene Axt um seine Finger kreisen, wie um ihm zu zeigen, dass er es mit einem Könner zu tun hatte. Dann packte er sie am Griff und begann sie in mörderischer Absicht herabzusenken. Im letzten Augenblick tauchte Richard zur Seite weg, ehe er, vor Anstrengung brüllend, seine eigene Waffe schwang. Der Hieb trennte seinem Gegner den Arm ab. Mit einem Fußtritt stieß er den völlig verdutzten Mann aus dem Weg, tauchte unter einem schlecht gezielten Schwerthieb gegen seinen Kopf weg und bohrte ihm seine eigene Waffe in den Unterleib.
Das Schwert tat seinen Dienst, doch es war nicht sein eigenes, denn das hatte Samuel.
Und was der hier tat, wagte er sich nicht einmal vorzustellen. Das musste er auch nicht, als er ihn über Kahlan gebeugt dastehen sah. Damals hatte Zedd ihm das Schwert der Wahrheit mit der Erklärung ausgehändigt, er könne es gegen Darken Rahl nicht benutzen, weil dieser die Kästchen der Ordnung ins Spiel gebracht habe, und die Macht der Ordnung ihn während dieser mehrere Jahre währenden Phase vor dem Schwert der Wahrheit schütze.
Er wusste, es war töricht, dennoch musste er diese Theorie auf ihre Richtigkeit überprüfen, allein schon, um bei dem, was vor ihm lag, bestehen zu können. Die Kästchen der Ordnung waren in seinem Namen ins Spiel gebracht worden, deshalb würde ihm das Schwert der Wahrheit derzeit nichts anhaben können. Als er glaubte, nicht mehr zu können, nutzte er den bloßen Zorn über Kahlans entsetzliche Notlage, um dennoch durchzuhalten. Er hatte keine Ahnung, wie lange er diese übermenschliche Anstrengung würde aufrechterhalten können, er wusste nur eins: Ließ er nach, wäre das sein sicherer Tod.
Just in diesem Augenblick bahnte sich ein weiterer Mann von hinten einen Weg zu ihm durch und sicherte seine linke Flanke gegen drei von dort aus attackierende Krieger. Aus dem Augenwinkel sah Richard etwas Rotes schimmern.
Als einer seiner Gegner den Fehler beging, seinen Arm anzuwinkeln, schlug er ihm seine Klinge diagonal durchs Gesicht. Mit einem Aufschrei kippte er zur Seite weg, und durch die entstandene Lücke erhaschte Richard einen kurzen Blick nach links.
Bruce!
»Was tust du hier?«, brüllte er ihm über das Klirren von Stahl hinweg zu. »Dasselbe wie immer - dich beschützen!« Richard konnte kaum glauben, dass Bruce, ein regulärer Soldat der Imperialen Ordnung, an seiner Seite kämpfte, um die kaiserliche Garde zurückzuschlagen. Damit machte er sich des Hochverrats schuldig - aber vermutlich galt der Sieg über die Mannschaft des Kaisers als noch viel größerer Verrat. Bruce kämpfte mit dem ihm eigenen Ungestüm. Er wusste, sie konnten es sich nicht leisten, dieses Spiel zu verlieren. Was ihm an Geschick abging, machte er durch schiere
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