Konfessor - 17
Finger in Rachels Richtung. »Das ist alles deine Schuld. Alles ist nur deinetwegen passiert.«
Violets finstere Miene verzog sich zu jenem Lächeln, das Rachel stets einen eiskalten Schauder über den Rücken gejagt hatte. »Aber jetzt wirst du für deine Unbotmäßigkeit, für deine Bosheiten bezahlen.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich habe sie so angelegt, dass sie dir das Fleisch von den Knochen reißen werden.« Rachel schluckte entsetzt. Sie überlegte, ob es vielleicht möglich wäre, sich gewaltsam an der selbstgerecht feixenden Violet vorbeizudrücken. Nur, was würde ihr das nützen? In wenigen Augenblicken würden sie auch dort, aus dem tieferen Dunkel, hervorkommen.
Von Chase hatte sie gelernt, niemals aufzugeben und um sein Leben zu kämpfen, und genau dieser Augenblick war jetzt gekommen. Nur wie sollte sie das anstellen? Wie konnte sie sich gegen solche Kreaturen wehren? Sie musste sich etwas einfallen lassen, unbedingt. Sie blickte sich um. Nirgendwo war ein Stück Kreide zu sehen. Ein schrilles Heulen ließ sie erschrocken aufblicken. Dann sah sie die gespenstischen Kobolde, einem wabernden, wirbelnden Rauch gleich, der Länge nach durch die Höhle heranschwirren. Sie kamen immer näher. Sogar die kleinen weißen Zähne in ihren aufgerissenen Mäulern konnte sie erkennen - Zähne, wie geschaffen, ihr das Fleisch von den Knochen zu reißen.
»Ich will, dass du sagst, es tut dir leid.« Verständnislos blinzelnd wandte sie sich wieder zu Violet herum. »Was?«
»Sag, dass es dir leidtut. Geh auf ein Knie runter und erkläre deiner Königin, es tut dir leid, dass du sie verraten hast. Vielleicht helfe ich dir dann.«
In ihrer Verzweiflung klammerte sie sich an jede Hoffnung. Augenblicklich ließ sie sich auf ein Knie fallen und senkte ihr Haupt -und benutzte diesen winzigen Augenblick, um nachzudenken. »Es tut mir leid.«
»Es tut dir leid … und weiter?«
»Es tut mir leid, Königin Violet.«
»So ist es recht. Ich bin deine Königin. Solange Sechs fort ist, bin ich hier die Königin. Die Königin! Sag es!« »Ihr seid die Königin, Königin Violet.« Ein zufriedenes Lächeln ging über Violets Gesicht. »Gut. Ich möchte, dass du dich daran erinnerst, wenn du stirbst.«
Rachel blickte auf. »Aber Ihr habt doch gesagt, Ihr würdet mir helfen.« Lachend zog sich Königin Violet tiefer in das Dunkel zurück. »Ich sagte lediglich, vielleicht. Aber jetzt habe ich entschieden, dass du meine Hilfe nicht verdienst. Du bist ein Niemand.«
Hinter ihrem Rücken näherten sich leise, schnarrende Knurrlaute. Rachel überkam eine solche Angst, dass sie in Ohnmacht zu fallen glaubte.
Sie langte in die Tasche ihres Kleides und fühlte dort einen Gegenstand - ebenjenen Gegenstand, den ihre Mutter ihr gegeben hatte. Sie holte ihn hervor und starrte im Schein der Lampe darauf. Jetzt wusste sie, was es war.
Ein Stück Kreide!
Als ihre Mutter es ihr in die Hand gedrückt hatte, hatte sie es so eilig gehabt, vor den gespenstischen Kobolden zu fliehen, dass sie es gar nicht richtig angesehen hatte.
Und dann hatte ihre Mutter hinzugefügt, sobald der Augenblick gekommen wäre, würde sie wissen, was damit zu tun sei. Rachel spähte in das Dunkel hinter ihr und konnte den Hinterkopf Violets erkennen, die sich immer tiefer ins Höhleninnere zurückzog, fort von dem gewaltsamen Tod, der sie, Rachel, zweifellos jeden Moment ereilen würde.
Dann blickte sie in die andere Richtung und sah die knurrenden Wesen mit ihren weit geöffneten Mäulern und den unablässig schnappenden, rasiermesserscharfen Zähnen durch die Luft schwirren. Sie kamen immer näher.
Augenblicklich trat sie vor die Zeichnung, mit der Violet ihr diese Falle gestellt hatte, und fügte mit der Kreide rasch einige Linien und Schraffierungen hinzu, so dass die dargestellte Gestalt kräftiger und fülliger wurde. Das Gesicht gestaltete sie dicklicher, gab ihm dann einen hasserfüllten Ausdruck. Die Kreide flog nur so über das Gestein, als sie ihr ein Rüschenkleid verpasste, wie Violet es gerne anzog. Schließlich fiel ihr wieder ein, was Violet gern im Schmuckzimmer trug, und so zeichnete sie ihr eine Krone auf den Kopf, womit die Darstellung endgültig von ihr zu Königin Violet wechselte.
Wenn Violet behauptete, Königin zu sein, so hatte Rachel sie soeben gekrönt und ihr gegeben, wonach es sie verlangte.
Plötzlich vernahm sie aus dem Dunkel einen Schrei. Als sie die Wesen aus der anderen Richtung heranschwirren sah, presste sie ihren
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