Konfessor - 17
Durcheinander klettern wir in die Katakomben, wo Adie vorausgehen und sämtliche Lichter löschen wird, auf die wir stoßen. Wer sich uns in den Weg stellt, wird getötet.« »Aber haltet Euch bereit, für den Fall, dass der Hauptmann der Wachmannschaft Verdacht schöpft und uns Ärger machen will«, sagte der General.
»Wenn es nicht anders geht«, sagte Adie, »gibt es eben Ärger. Dafür werde ich schon sorgen.«
Richard nickte. »Aber wir müssen uns beeilen, es wird bald hell. Beim Hinuntersteigen in die Katakomben muss es noch dunkel sein, damit niemand Nicci und Jillian bemerkt, danach kommt es nicht mehr darauf an. Aber hier draußen muss alles noch im Schutz der Nacht geschehen.« »Dann also los«, sagte der General und ging nach vorn, um die Pferde zu führen.
Richard warf einen Blick hinüber zum östlichen Himmel. Die Dämmerung war nicht mehr fern. Zusammen mit Bruce zurrte er die Plane fest, als sich der Wagen holpernd in Bewegung setzte. Er hoffte, dass sie es noch rechtzeitig bis in die ewige Nacht der Katakomben schaffen würden.
Nicci, neben ihm, wimmerte leise, außerstande, die Qualen länger zu ertragen, außerstande, den Tod herbeizurufen. Ihr Leid brach ihm fast das Herz. Doch er konnte nicht mehr tun, als ihr die Hand zu halten und ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein war. Während General Meiffert sich mit gedämpfter Stimme mit dem Hauptmann der Gardisten unterhielt, lauschte er auf das Heulen des Windes, dann beugte er sich über sie und raunte ihr zu: »Haltet durch. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern.« »Ich glaube, sie kann dich nicht mehr hören«, meinte Jillian leise von der anderen Seite.
»Doch, kann sie.«
Sie musste; sie musste überleben. Er war auf ihre Hilfe angewiesen. Er wusste nicht, wie er das richtige Kästchen der Ordnung öffnen sollte, kannte niemanden, der ihm eine größere Hilfe sein konnte als sie. Wichtiger noch, Nicci war seine Freundin, der er sich sehr verbunden fühlte. Wenn nötig, würden sich immer andere Lösungen finden lassen, aber ihren Verlust würde er nicht ertragen können. Nicht selten war sie die Einzige gewesen, an die er sich hatte wenden können, die ihm geholfen hatte, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, die immer wieder sein Selbstvertrauen gestärkt hatte. Nach Kahlans Gefangennahme war sie in vieler Hinsicht seine einzige Vertraute gewesen.
Die Vorstellung, sie zu verlieren, war ihm unerträglich.
41
Am Nordostufer, oberhalb des Flusses, ließ Rachel sich vom Pferd gleiten und packte die Zügel mit festem Griff, während sie sich umsah und nach irgendeiner Bewegung Ausschau hielt. Im Licht der frühen Dämmerung sahen die dunklen Kuppen der kahlen Hügel aus, als befände sie sich inmitten einer Herde schlummernder Ungeheuer.
Doch das wusste sie besser, es waren einfach nur Hügel. Trotzdem, es gab ganz reale Wesen, die nicht einfach nur harmlose Erzeugnisse ihrer Phantasie waren.
Die gespenstischen Kobolde waren real, sie waren ihr dicht auf den Fersen und hatten es auf sie abgesehen. Oberhalb der Flussufer ragten die weißen Klippen zweier einander gegenüberliegender Zwillingshügel in die Höhe. Sumach, wegen der späten Jahreszeit bereits seines Blätterkleids beraubt, säumte den schmalen Pfad, auf dem sie vor Kälte zitternd stand. Der riesige Schlund der Höhle war ganz nah und schien dem offenen Maul eines Riesenungeheuers gleich nur darauf zu warten, sie zu verschlingen. Rachel band die Zügel an einem Sumachbaum fest, krabbelte dann auf allen vieren über den aus losem Erdreich und Geröll bestehenden Pfad auf den wartenden, dunklen Schlund zu und spähte hinein, um festzustellen, ob sich Königin Violet oder womöglich Sechs dort drinnen versteckte. Fast erwartete sie, Königin Violet würde hervorspringen und ihr eine Ohrfeige verpassen, nur um sie schon im nächsten Augenblick mit ihrer selbstgerechten Lache zu verhöhnen. Doch die Höhle lag dunkel und verlassen da. Die Finger ängstlich ineinanderverschlungen, suchte sie die runden Hügelkuppen noch einmal mit den Augen ab und hielt klopfenden Herzens Ausschau, ob sich dort irgendetwas rührte. Die gespenstischen Kobolde kamen immer näher. Sie hatten es auf sie abgesehen und würden sie bestimmt erwischen.
Im Innern der Höhle stieß sie auf die vertrauten, schon so oft gesehenen Zeichnungen. Zu Tausenden bedeckten sie jeden Zoll der Wand, auf der sich überall kleinere in den verfügbaren Platz zwischen den größeren drängten. Keine
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