Konfessor - 17
tun hatten, als sich um die sterblichen Uberreste von Mördern zu kümmern.
Die Bediensteten nickten.
»Also, was möchtet ihr mir mitteilen?«
Cara winkte ab. »Sie sind stumm, Lord Rahl.« Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und wies mit der Feder auf sie. »Alle?«
Die sechs nickten.
Der grausige Hinweis entlockte Richard ein Seufzen. »Tut mir leid, dass man euch so misshandelt hat. Falls ihr euch dadurch besser fühlt, ich teile eure Empfindungen bezüglich dieses Mannes.« Lächelnd betrachtete Cara ihre sechs Schützlinge. »Ich habe ihnen erklärt, dass Ihr an seinem Tod beteiligt wart.« Die sechs lächelten zaghaft und nickten. »Also, worum geht es? Könnt ihr mir helfen zu verstehen, was ihr mir sagen wollt?«, wandte er sich an die sechs. Einer von ihnen streckte die Hand vor, legte ein zusammengefaltetes, vollkommen weißes Tuch auf den Tisch und schob es hinüber zu Richard. Als er danach greifen wollte, tropfte etwas Tinte von seiner Feder auf das Tuch.
Mit einem gemurmelten »Tut mir leid« legte er die Feder fort und zog das Tuch zu sich heran. »Und worum handelt es sich nun?« Als sie keine Anstalten machten, sich zu erklären, warf er Cara einen Blick zu. Die zuckte nur die Achseln. »Sie haben sehr nachdrücklich darauf bestanden, dass Ihr einen Blick darauf werft.« Einer deutete mit seinen flachen Händen eine Bewegung des Öffnens an, wiederholte die Geste dann.
»Ihr wollt, dass ich es auseinanderfalte?« Die sechs nickten.
Obwohl das Tuch sich nicht so anfühlte, als könnte irgendetwas darin verborgen sein, ging Richard daran, seine Lagen auseinanderzufalten. Nicci, die neben den sechs stand, beugte sich über den Tisch, um zuzuschauen.
Als er die letzte Lage zur Seite klappte, wurde in der Mitte des Tuches ein einzelnes weißen Sandkorn sichtbar.
Abrupt blickte er auf. »Woher habt ihr das?« Alle sechs wiesen nach unten.
»Bei den Gütigen Seelen«, entfuhr es Nicci leise.
»Was ist denn?« Cara beugte sich über den Tisch, um das einzelne weiße Sandkörnchen in Augenschein zu nehmen, das in der Mitte des Tuches lag. »Was ist das?«
Richard blickte auf und sah ihr ins Gesicht. »Zauberersand.« Da diese Leute Angehörige des Grabkammerpersonals waren, konnte dies nur bedeuten, dass sie es irgendwo unten in der Gruft gefunden hatten. Obwohl der Zauberersand ein buntes, regenbogenfarbenes Licht verströmte, war er einigermaßen erstaunt, dass sie ein einzelnes Korn davon entdeckt hatten.
Zudem fragte er sich, wo sie wohl darauf gestoßen waren - und ob es vielleicht noch mehr davon gab.
»Könnt ihr mir den Fundort zeigen?«
Alle sechs nickten heftig.
Vorsichtig faltete er das Tuch wieder um das einzelne Sandkorn. Dabei fiel ihm auf, dass der Tintentropfen, weil das Tuch zuvor noch gefaltet gewesen war, zwei absolut identische Flecken auf den gegen- überliegenden Lagen des Tuches hinterlassen hatte. Einen Moment lang betrachtete er sie nachdenklich. Dann stopfte er das Tuch in seine Tasche und sagte: »Gehen wir. Bringt mich zu der Stelle.«
48
Richard stieg über den zerschmolzenen weißen Stein hinweg und trat in die Grabkammer Panis Rahls. Die Grabkammerbediensteten warteten draußen im Gang. Sie hatten ihn gedrängt, zunächst allein vorzugehen, da sie nicht einzutreten wagten, ehe er die Grabkammer aufgesucht hätte. Immerhin war es die Grabstätte seines Großvaters. Allerdings sparte er sich seine Gefühle der Ehrfurcht nur für Menschen auf, die sie auch verdienten. Panis Rahl war ein Tyrann, dessen Eroberungsbestrebungen sich nur unwesentlich von denen seines Sohnes, Darken Rahl, unterschieden hatten. Und wenn es ihm nicht gelungen war, das gleiche Ausmaß an Bosheit zu erreichen wie sein Sohn, dann gewiss nicht, weil er es nicht versucht hätte. Richard erinnerte sich noch gut, dass Jahre zuvor, kurz nachdem Darken Rahl nach dem Öffnen des Kästchens der Ordnung von dessen Kraft überwältigt worden war, einer der Bediensteten aus dem Palast zu Zedd gekommen war, um ihm zu berichten, dass Panis Rahls Grabkammer schmelze. Zedd hatte ihm aufgetragen, das Grabmal mit einem besonderen weißen Steinmaterial zu versiegeln, ehe dieser Prozess auf den übrigen Palast übergriff.
Seitdem war der Notbehelf aus weißem Stein, der den Eingang zur Grabkammer versiegelte, größtenteils weggeschmolzen, und der seltsame Prozess hatte den gesamten Raum zu zerstören begonnen. Die Wände hatten sich verzogen, wodurch die Platten aus rosafarbenem Granit aus der
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