Konfessor - 17
Zauberer Baraccus, jenen Mann, der vor Tausenden von Jahren eine Schrift für ihn, Richard, verfasst hatte: Die Geheimnisse der Kraft eines Kriegszauberers, eine Schrift, die als Hilfestellung in seinem Kampf gedacht war. Das Buch befand sich immer noch in Tamarang, wo Richard es versteckt hatte, als Sechs ihn dort eine Zeitlang gefangen gehalten hatte. Er wusste, dass Zedd dorthin aufgebrochen war, um den in den heiligen Höhlen für ihn gezeichneten Bann von ihm zu nehmen. Die Rückkehr seiner Gabe schien darauf hinzudeuten, dass seine Bemühungen erfolgreich gewesen waren. Da die Verbindung zu seiner Gabe nun wiederhergestellt war, erinnerte er sich auch wieder Wort für Wort an Das Buch der gezählten Schatten.
Nun war Nicci aber überzeugt - und hatte ihn überzeugt -, dass es sich bei dem von ihm auswendig gelernten Buch nur um eine fehlerhafte Abschrift gehandelt haben konnte, mit deren Hilfe sich das richtige Kästchen der Ordnung nicht würde öffnen lassen.
Gleichwohl glaubte sie, dass auch eine fehlerhafte Abschrift sehr wahrscheinlich alle, oder doch die meisten, für das Öffnen und Benutzen des korrekten Kästchens der Ordnung notwendigen Elemente enthielt. Um die von Richard auswendig gelernte Abschrift als fehlerhaft zu entlarven, brauchte nur eine Abfolge von Elementen als unkorrekt identifiziert zu werden, was jedoch die Elemente als solche nicht zwangsläufig unbrauchbar machte.
Zu diesem Zweck hatte er ihr den gesamten Text vorgesprochen, wobei sie sich eine Notiz zu jedem im Text enthaltenen Element gemacht hatten. Wenn es ihm nun noch gelänge, jedes dieser Elemente wiederzuerschaffen beziehungsweise zu zeichnen, würde er, wenn ihnen die korrekte Abschrift von Das Buch der gezählten Schatten in die Hände fiele, diese Elemente nur noch in die richtige, in der korrekten Abschrift vorgeschriebene Ordnung bringen müssen. Nicci wusste nun also, was sie ihm beibringen musste. Seine Kenntnisse diesbezüglich waren ohnehin schon weiter fortgeschritten, als sie angenommen hatte, denn er war bereits mit vielen Schlüsselelementen vertraut und kannte einen großen Teil der in den Bannformen verwendeten Grundelemente. Schließlich hatte er sich und seine Mitspieler eben damit bemalt. Der Tanz mit dem Tod hatte ihn die Grundlagen dieser Zeichen gelehrt, so dass sie ihm nun beinahe intuitiv erschienen.
Richard hatte herausgefunden, dass das Zeichnen der Bannformen tatsächlich eine natürliche Erweiterung nicht nur der für den Tanz mit dem Tod verwendeten Symbole war, sondern auch seines Kampfes mit der Klinge oder seiner Arbeit an einer Statue. Im Grunde waren diesen scheinbar so unterschiedlichen Dingen wesentliche Elemente gemein, denn sie alle beinhalteten Bewegung und Fluss. Es erstaunte ihn, zu entdecken, wie sich dies alles zu einem größeren Ganzen fügte. Das Zeichnen der Bannformen, die Nicci ihn lehrte, erschien ihm weder unangenehm noch schwierig. Sondern ganz natürlich.
Zudem war Nicci insofern als Lehrerin einzigartig, da sie seine Vorstellungen von den schöpferischen Seiten der Magie verstand und ihn daher niemals korrigierte, sondern ihn mit viel Geschick zu den erforderlichen Ergebnissen führte.
Sie kam an seinen Tisch geschlendert. »Wie kommst du voran?«
Richard gähnte. »Ich weiß es selbst nicht mehr. In meinem Kopf läuft alles ineinander.«
Sie nickte abwesend, während sie eine Passage in dem Buch, das sie in Händen hielt, las.
»Dieses, wie du es nennst, Ineinanderlaufen könnte bedeuten, dass dein Geist Assoziationen und Verbindungen herzustellen beginnt -sozusagen dein hinzugewonnenes Wissen ordnet.«
Er seufzte. »Schon möglich.«
Nicci klappte das Buch zu und warf es auf den seitlich stehenden Tisch. »Hier drinnen stehen ein paar nützliche Dinge. Solltest du dir einmal ansehen.«
»Ich glaube, mir verschwimmt alles vor den Augen. Ich kann jetzt nicht mehr weiterlesen.«
»Gut.« Sie wies auf die Schreibfeder in dem Halter neben ihm. »Dann zeichne eben. Du musst imstande sein, die Elemente aus dem Buch, das du gerade beendet hast, zu zeichnen. Wenn das echte Buch der gezählten Schatten ähnliche Elemente enthält, bist du ein gutes Stück weiter.«
Richard wollte schon widersprechen, wollte ihr erklären, er sei zu müde, doch dann dachte er an Kahlan, und in diesem Licht wurde seine Müdigkeit bedeutungslos. Außerdem war er einverstanden gewesen, sich von Nicci unterrichten zu lassen, und würde ihre Anweisungen nicht nur befolgen, sondern sich
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