Konfessor - 17
aller drei Kästchen der Ordnung, denn meine Freundin Sechs besaß die Freundlichkeit, mir das dritte zu beschaffen.« Seine dunklen Augen richteten sich auf Nicci. »Sie hat es aus der Burg der Zauberer. Frag einfach Nicci. Zum Glück hat sie sich von der Berührung durch die Hexe wieder erholt. Wäre sie gestorben, wäre mir das gar nicht recht gewesen.«
Richard verschränkte erneut die Arme. »Also gut, Ihr habt Das Buch der gezählten Schatten, ebenso wie alle drei Kästchen. Klingt, als hättet Ihr das Ja’la dh Jin bestens im Griff. Und was wollt Ihr von mir?« Der Soldat schwenkte tadelnd seinen Finger. »Das weißt du, Richard Rahl. Ich will in den Garten des Lebens.«
»Mag sein, aber wenn ich das zuließe, wäre das für mich wohl kaum von Nutzen.«
»Ich rate dir, denk an all die Menschen dort drinnen und frage dich dann, wie vorteilhaft eine Weigerung deinerseits für sie wäre. Denn hineingelangen werden wir auf jeden Fall, es ist lediglich eine Frage der Zeit und dessen, was geschieht, wenn es so weit ist. Zwingst du mich, mir den Weg dorthin gewaltsam freizukämpfen, werde ich meinen Männern die Erlaubnis geben müssen, sich an jedem Einzelnen, jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind dort zu rächen - was vermutlich ihre schlimmsten Phantasien noch übertreffen würde. Ergibst du dich jedo-« »Ergeben!«, fiel Verna ihm ins Wort. »Habt Ihr den Verstand verloren?« Richard schob sie zurück und brachte sie dadurch zum Schweigen. Dann wandte er sich wieder herum zu Jagang. »Fahrt fort.« »Ergibst du dich, werde ich den Palast unbehelligt lassen.« »Warum in aller Welt solltet Ihr ihn im Falle meiner Aufgabe verschonen? Ich hoffe, Ihr erwartet nicht, dass ich Euch für Manns genug halte, Euch an eine solche Abmachung zu halten.« »Nun, ursprünglich hatten wir geplant, als Hauptquartier der Imperialen Ordnung einen prachtvollen Palast zu errichten, ein Vorhaben, das Bruder Narev höchstpersönlich beaufsichtigen sollte. Diesen Traum unseres Volkes hast du zerstört.
Wir könnten dieses Vorhaben erneut aufgreifen …« Er machte eine nachgiebige Handbewegung. »Es wäre jedoch sehr viel angemessener, stattdessen deinen Palast zu übernehmen und von dort aus zu herrschen, um allen Gegnern der Ordensbruderschaft zu zeigen, welche Folgen ein derart törichter Widerstand hat. Der Ordenssitz würde zu einem an alle gerichteten Manifest.
Dich persönlich würde ich selbstverständlich, nachdem du der Öffnung des korrekten Kästchens der Ordnung beigewohnt hättest, hinrichten müssen.«
»Selbstverständlich.«
»Du würdest eines vergleichsweise schnellen, wenngleich nicht zu schnellen Todes sterben. Schließlich möchte ich, dass du wenigstens für einige deiner Verbrechen bezahlst.«
»Wie verlockend.«
»Immerhin, dein Volk würde überleben. Sorgst du dich etwa nicht um diese Menschen? Kennst du kein Mitgefühl? Natürlich würden sie sich zu den Glaubensüberzeugungen des Ordens bekennen müssen, die schließlich den moralischen Gesetzen unseres Schöpfers entsprechen, aber von meinen Männern würden sie nicht behelligt werden.« »Klingt noch immer nicht eben verlockend«, gab Richard zurück, die Arme nach wie vor trotzig verschränkt.
Der Soldat zuckte die Achseln, eine ungelenke Bewegung, als hätte man an den Fäden einer Marionette gezogen. »Nun, es sind deine beiden einzigen Alternativen. Entweder, wir gelangen gewaltsam auf einer Woge von Blut in den Palast, und meine Krieger erhalten völlig freie Hand, während die Schwestern und ich im Garten des Lebens alles Erforderliche in die Wege leiten, oder du kommst zur Vernunft und lässt dein Volk in Frieden weiterleben.
Wie auch immer, ich werde mich des Gartens meinen Erfordernissen entsprechend bedienen. Die Frage ist nur, wann und welchen Blutzoll dein Volk dafür bezahlen wird.«
»Vielleicht kommt Ihr ja gar nicht hinein. Ihr glaubt, Ihr schafft es, aber vielleicht schafft Ihr es auch nicht. Ich werde darüber nachdenken müssen.«
»Wohl kaum«, erwiderte Jagang mit einem Stellvertreterlächeln. »Sieh doch, mir bleibt immer noch die Möglichkeit, dass Sechs uns hilft. Sie müsste sich nicht gewaltsam einen Weg durch den Palast bahnen, sie könnte uns sozusagen einfach dort… absetzen. Und sollte mich die Ungeduld überkommen, könnte ich das Buch seiner Bestimmung gemäß benutzen, um das korrekte Kästchen zu öffnen.« »Dazu benötigt Ihr den Garten des Lebens.« Der Soldat machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die
Weitere Kostenlose Bücher