Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Konfessor - 17

Konfessor - 17

Titel: Konfessor - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Zauberersand. Nachdem er sich die Worte erst stumm selbst vorgesprochen hatte, blickte er schließlich hoch zu den dunklen Fenstern und sprach die Beschwörungsformel laut auf Hoch-D’Haran. Durch die bleiverglasten Fenster erblickte er in seinem Zustand entrückten Bewusstseins das Mondlicht. Erst am Vortag hatte ihm Jagang für die Kapitulation des Palasts eine Frist bis zum Neumond gewährt. Von nun an würde der Mond von Tag zu Tag weiter abnehmen, bis schließlich völlige Dunkelheit sie umgeben würde. Er hatte sich die unmissverständlich geäußerte Meinung von Verna, General Meiffert und Cara zu Herzen genommen, auf keinen Fall zu kapitulieren. Nach Vernas Ansicht würde dies kriminellen Glaubens- überzeugungen eine moralische Rechtfertigung verleihen, ein Übel, das es eigentlich mit Stumpf und Stiel auszurotten galt. General Meiffert hingegen hielt es für nichts weiter als einen Trick. Er war überzeugt, sie würden sich lächerlich machen, wenn sie glaubten, Jagang hielte Wort. Cara fand, dass sie, so oder so, ohnehin sterben würden, und daher ruhig bis zum Ende kämpfen und dabei so viele Feinde wie möglich mit in den Tod nehmen sollten. Nathan und Nicci waren unschlüssig, wie sie sich entscheiden sollten, und hatten lediglich den Argumenten gelauscht. Er selbst hatte betont, dass ihre Vorschläge sich ausschließlich auf die Art ihres Todes bezogen, nicht aber darauf, welche Möglichkeiten des Überlebens sie hätten - sie dachten über das Problem nach statt über dessen Lösung.
    Seiner Meinung nach gab es nur eine realistische Möglichkeit, an die Kästchen der Ordnung heranzukommen, aber davon hatten die anderen nichts wissen wollen.
    Und nun zerrann ihm die Zeit zwischen den Fingern. Eine Fristverlängerung, das wusste er, würde man ihm nicht gewähren. Er spürte die erdrückende Last der Verantwortung, die er ganz allein zu schultern hatte, weshalb er entschieden hatte, dass er nicht länger warten konnte. Bereit oder nicht, er musste das Werk beginnen. Wie schon beim Zeichnen der Bannformeln empfand er beim Sprechen der entsprechenden Zauberformeln rein gar nichts. Seine Gefühle waren ausschließlich beherrscht von seinen Gedanken an Kahlan, an die Menschen, denen er liebevoll zugetan war, und an die Möglichkeiten, die ihm jetzt noch offenstanden.
    Immer wieder musste er sich ermahnen, keine Zeit mit Gedanken an das zu vergeuden, was er möglicherweise zu verlieren im Begriff war, sondern sich stattdessen ganz auf ihre Überlebenschancen zu konzentrieren.
    Auch wenn er keinen Zugriff auf die Kästchen der Ordnung oder eine korrekte Abschrift oder gar das Original des Buches der gezählten Schatten hatte, so wusste er doch aus den Texten, die Nicci studiert hatte, dass dieses Ritual unverzichtbar war, um dem Feuerkettenbann mithilfe der Macht der Ordnung entgegenzuwirken. Sollte er jemals Gelegenheit erhalten, sich der Kästchen zu bedienen, würde er vorbereitet sein müssen. In diesem Punkt blieb ihm keine Wahl. Je eher er also den Versuch unternahm, desto schneller würden sie wissen, ob es funktionierte. Entweder er überlebte, oder er ginge dabei drauf, und in diesem Fall wäre es besser, wenn Nicci, Nathan und Verna so viel Zeit wie möglich bliebe, eine andere Möglichkeit zu finden, um dem Unausweichlichen doch noch zu entgehen. Der Kaiser besaß eine Vielzahl von Möglichkeiten, Richard nicht. Da er die Kästchen von Schwester Ulicia öffnen lassen würde, würde er nicht in die Unterwelt hinabsteigen müssen. Als Schwester der Finsternis besaß sie bereits alle erforderlichen Verbindungen zur Unterwelt, damit die Macht der Ordnung in ihrem Sinne funktionierte - Richard müsste diese Verbindungen erst herstellen.
    Laut Niccis Erklärungen funktionierten die Beschwörungsformeln nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Er war die geeignete Person mit den erforderlichen Kräften, er zeichnete die geeigneten Banne, sprach die erforderlichen Worte. Seine Gabe würde das Nötige hinzufügen, sobald er sie im Zauberersand entstehen ließe. Ursache und Wirkung - er brauchte also gar nichts zu fühlen.
    Wie alle anderen verließ auch er sich darauf, dass sie sich nicht irrte. Und auch Nathan war mehr als interessiert daran, dass sie mit ihrer Einschätzung richtig lag, denn die große Leere und das Gefühl, dass sie ihr bereits sehr nahe waren, machte ihm eine Heidenangst. Warren hatte die Kästchen der Ordnung stets als eine Pforte bezeichnet. Damals, im Palast der Propheten, hatte er

Weitere Kostenlose Bücher