Konfessor - 17
Ruhm. Die Betreiber der Spitzenmannschaften wurden zu mächtigen Männern, und aus siegreichen Ja’La-Spielern wurden Helden, die mit allen nur erdenklichen Reichtümern überhäuft wurden. Scharen von Frauen waren geradezu versessen auf ihre Gesellschaft. Nachts wurde Richard an die Wagen gekettet, auf denen die Käfige standen, in denen er zusammen mit den anderen Gefangenen hergeschafft worden war, in den Partien jedoch, die sie auf dem Weg hierher ausgetragen hatten, war er die Angriffsspitze ihrer Mannschaft, der man durchaus zutraute, Kommandant Kargs Durst nach Ruhm beim Turnier in Kaiser Jagangs Hauptlager zu stillen. Richards Leben hing davon ab, wie gut er seine Arbeit verrichtete, und bis jetzt hatte er das von Kommandant Karg in ihn gesetzte Vertrauen nicht enttäuscht. Von Anfang an hatte er vor der Wahl gestanden, entweder Kargs Ziele zu unterstützen oder auf denkbar grausamste Art hingerichtet zu werden. Und doch hatte Richard ganz andere Gründe für seine »freiwillige Meldung« gehabt, Gründe, die ihm wichtiger waren als alles andere. Er blickte hinüber und sah Johnrock, an denselben Wagen gekettet wie er selbst, fest schlafend auf dem Rücken liegen. Der Mann, Müller von Beruf, war gebaut wie eine Eiche. Im Gegensatz zu den Angriffsspitzen anderer Mannschaften bestand Richard, wann immer sie nicht unterwegs waren, auf unermüdliche Trainingsstunden. Das stieß zwar nicht bei allen aus seiner Mannschaft auf Begeisterung, seine Anweisungen wurden aber trotzdem befolgt. Selbst im Käfig, auf dem Weg zur Hauptstreitmacht der Imperialen Ordnung, hatten er und Johnrock überlegt, was sie hätten besser machen können, hatten Geheimzeichen für Spielzüge ersonnen und auswendig gelernt sowie endlos Liegestützen und andere Übungen absolviert, um ihre Körper zu kräftigen. Offenbar war seine Erschöpfung stärker gewesen als der Lärm und das Durcheinander im Lager, so dass Johnrock, ungeachtet der Tatsache, dass ihr Ruf Leute hatte in die Nacht ausschwärmen lassen, welche die Chancen ihrer Mannschaft noch vor ihrer Teilnahme am Turnier zunichtemachen wollten, friedlich wie ein Kleinkind schlummerte. Obwohl selbst hundemüde, hatte Richard lediglich von Zeit zu Zeit ein wenig gedöst. Seit längerem schon quälten ihn Schlafschwierigkeiten. Irgendetwas stimmte nicht, etwas, das nichts mit den unzähligen Kümmernissen rings um ihn her zu tun hatte, ja nicht einmal mit den unmittelbaren profanen Gefahren seines Gefangenendaseins. Da war noch etwas anderes, etwas tief in seinem Innern. Es erinnerte ein wenig an die Zeiten, als er an einem Fieber erkrankt war, aber eigentlich traf es das ebenso wenig. So sorgsam er es auch zu ergründen suchte, das Wesen dieser Empfindung entzog sich ihm. Das unerklärliche Gefühl war so verwirrend, dass kaum mehr als ein quälendes Gefühl fieberhafter Vorahnung davon blieb.
Zudem beschäftigten ihn die Gedanken an Kahlan viel zu sehr, als dass er hätte ruhig schlafen können. Dabei war sie, selbst eine Gefangene Kaiser Jagangs, nicht einmal fern.
Manchmal, wenn er spätabends allein mit Nicci vor einem Feuer gesessen hatte, hatte sie, den Blick starr in die Flammen gerichtet, ihm gestanden, wie brutal Jagang sie misshandelt hatte. Diese Geschichten zerfraßen ihn innerlich.
Von hier aus war das umfriedete Lager des Kaisers nicht zu erkennen, aber als sie früher an diesem Tag durch das ausgedehnte Feldlager geholpert waren, hatte er einen Blick auf die beeindruckenden Kommandozelte erhascht. Nach all dieser Zeit so unvermittelt in Kahlans grüne Augen zu blicken, und sei es nur für einen flüchtigen Moment, hatte ihn mit Freude und Erleichterung erfüllt. Endlich hatte er sie wiedergefunden. Sie lebte! Jetzt musste er einen Weg finden, sie zu befreien.
Als er einigermaßen sicher sein konnte, dass die zweite Frau, die auf ihn eingestochen hatte, nicht mehr in den Schatten auf eine weitere Chance lauerte, löste Richard seine Hand, um seine Verletzung zu begutachten. Sie war nicht so schlimm, wie sie hätte sein können. Hätte er, wie Johnrock, tief und fest geschlafen, wäre das Ganze gewiss weit schlimmer ausgegangen.
Vermutlich hatte ihm das seltsame Gefühl, das ihn um den Schlaf brachte, sogar einen guten Dienst erwiesen. So sehr die Wunde in seinem Bein auch brannte, ernst war sie nicht. Er hatte seine Hand fest darauf gepresst und so die Blutung gestoppt. Die Wunde von vorhin schmerzte ebenfalls, obwohl auch sie nicht übermäßig schlimm
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