Konfetti im Regen
sich vor ihr, und sie nickte wie die Königin von England.
Drei Asiaten in billigen Sportjacketts und offenen Hemden schlürften Bier. Der letzte Mann in der Runde war mittleren Alters und attraktiv wie ein Cowboy. Er trug einen Hut mit flacher Krempe, die von einer Kette mit Silbermedaillen umgeben war. Er stützte sich schwer auf gebräunte, muskulöse Arme, die aus den Ärmeln eines weißen Polohemds hervorkamen.
Teddy zeigte auf ihn. »Sind Sie im Fernsehen?«
Der Mann lächelte träge. »Manchmal.« Seine Haut war gerötet und von einem Netz geplatzter Adern bedeckt.
»Ich hab’ Sie gesehen.«
Der Mann versuchte, seine Freude zu verbergen.
Teddy zog eine silberne Geldscheinklammer hervor, in die »TAK III« eingraviert war, löste zehn Hundertdollarscheine und gab sie einem vorbeigehenden Chip-Verteiler, der ein rotes Hemd mit dem auf den Rücken gestickten Logo des Four Queens trug. Teddy bekam dafür mehrere Haufen bunter Chips.
Die Kartengeberin mischte feierlich die Karten, hob ab, nahm die erste Karte oben ab und schob sie unter den Stapel. Sie teilte aus, wobei sie die Karten mit flachen Fingern von oben vom Stapel nahm und ihr silberner Nagellack das Licht reflektierte.
Teddy griff nach seinen Karten.
Frankie und ein weiterer Mann kamen mit großen Schritten durch den Raum und bauten sich zu beiden Seiten neben Teddy auf. Frankie beugte sich vor, legte eine Hand auf Teddys Karten und hielt sie fest.
»Was?«
»Steh auf.«
»Warum?«
»Eddie will dich sehen.«
»Oh, Mann«, jammerte Teddy, »ich hab’ mich doch grade erst hingesetzt. Ich kann in diesem Laden kein anständiges Spiel mehr machen.«
Die Kartenverteilerin sammelte die Karten ein, wobei sie mit den Fingern unter sie glitt und die Nägel auf dem Filzbelag des Tisches kratzten. Die Frau in dem minzegrünen Hosenanzug guckte enttäuscht.
Frankie rief nach dem Chip-Verteiler. »Zahl ihn aus.«
Teddy schob das Geld in seine Geldscheinklammer, glättete seine Krawatte und entspannte seinen Gesichtsausdruck.
»Tut mir leid, daß ich das Spiel unterbreche, meine Damen und Herren. Eddie will mit mir über ein Geschäft reden, an dem wir gearbeitet haben. Vermutlich will er mir einen Scheck ausschreiben.« Er zwinkerte.
Teddy stand vom Tisch auf und zog seinen Arm weg, als Frankie versuchte, seine Hand darauf zu legen. Sie gingen zu der Tür mit dem Spiegelglas.
John Somers wollte überschwenglich lossprudeln, wollte Iris sagen, wie großartig sie aussah, daß es wunderbar war, sie zu treffen, daß sie sich überhaupt nicht verändert hatte, obwohl es irgendwie doch so war. Daß sie nie aus seinen Gedanken verschwunden war. Vielleicht während der ersten Jahre seiner Ehe, aber danach nicht mehr, und selbst anfangs eigentlich nicht. Er staunte über das Schicksal, das ihre Wege sich kreuzen ließ, auch wenn er sie hätte finden können, wenn er gewollt hätte. Wenn er gedacht hätte, sie würde ihn gern sehen.
Wie sollte er anfangen? Er zeigte ihr seine Polizeimarke.
»Ich ermittle im Mordfall Alejandro Munoz.«
Iris nahm die Marke, sah sie sich genau an und glitt mit dem Daumen über die eingelassenen Embleme. Sie schaute auf und lachte. »Die Familientradition hat dich eingeholt, hm?«
»Ja.« Somers lachte, auch wenn er sich irgendwie bloßgestellt fühlte bei der Erwähnung der gemeinsamen Vergangenheit. »Und du, was ist mit dem Doktortitel?«
»Ich vermute, daß jemand anderer meine Stelle am Podunk College bekommen hat.« Sie lachte noch einmal.
Somers erinnerte sich, daß Lachen schon immer ihr Gesicht aufleuchten ließ.
»Das Leben ist merkwürdig, nicht?« Iris gab ihm seine Marke zurück.
»Es hat so eine Art, sich in die Träume einzuschleichen«, sagte Somers.
»Das ist wirklich scharf.« Billy Drye lachte süffisant.
»Drye. Geh nach Hause«, sagte Iris.
»Nie im Leben.«
»Du ermittelst also im Mordfall Alley?« sagte Iris. »Die Welt ist klein.«
»Ja. Die Welt ist klein.«
»Du hast nicht gewußt, daß ich hier arbeite?«
»Nein. Also... ich meine... irgendwie wußte ich es. Diese Anzeigen in der Zeitschrift ehemaliger Schüler.«
»Eigenwerbung. Wie rüde von mir.«
»Ich hab’ mich gefreut, zu sehen, daß es dir gut geht.«
»Mir geht’s gut... alles in Ordnung. Du willst also mit mir über Alley sprechen?«
»Alle sagen, du seist diejenige, mit der ich reden sollte.«
»Willst du hier reden? Wir können in ein Büro gehen, damit wir ein wenig Ruhe haben.« Sie sah zu Drye, der sie mit einem
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