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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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sich auf dem Absatz um und ging, wobei ihre Absätze auf dem Marmorboden klapperten.
    Somers trank den Rest seines Biers, während er zusah, wie die rote Hummerkaviarsauce in Iris’ Serviette einzog, und über das kalte Loch in seinem Magen nachdachte. Er war wieder hin und weg von ihr.

Joe Campbell kämmte sich das Haar im Rückspiegel, sah, daß es grau wurde, und beschloß, daß das gut war. Er berührte mit dem Finger die Zunge und dann beide Augenbrauen, um den natürlichen Bogen zu glätten. Er überprüfte sein Aussehen ein letztes Mal, und es war korrekt, angemessen, vielleicht sogar ein kleines bißchen attraktiv, wie ihm alle immer wieder versicherten, was er aber selbst eigentlich nicht so empfand. Jetzt konnte er es ein kleines bißchen erkennen, aber das Licht schmeichelte auch. Er gab seinen beigefarbenen Jaguar in Erinnerung an den Grundsatz ab: »Wird ein Wagen dem Reinigungsdienst überlassen, so liegt das Risiko einzig bei dem Besitzer...«
    Kleine weiße Lichterketten, die in die Zweige der gepflegten Bäume vor der Fassade von »Sonny’s« geflochten waren, blinkten in der rosa Abenddämmerung. Joe ging über den roten Teppich unter dem weiß und laubgrün gestreiften Baldachin und zog an den Rändern seines sommerlichen Gabardinejacketts, damit es glatt fiel.
    »Guten Abend, Mister Campbell«, sagte der Portier, als er die Tür offen hielt und wartete, während Joe sich vergewisserte, daß sein Krawattenknoten noch korrekt saß.
    »Guten Abend, Nick.«
    Sonny selbst lehnte an einem Podium hinter der Tür, die Halbbrille am Ende der römischen Nase, und ging die Reservierungsliste durch, wobei er immer wieder ein »Ts-ts« ausstieß und den Kopf schüttelte. Carmine, der Maître d’Hôtel, stand steif neben ihm und lächelte mit vorgespielter Sympathie zwei Paaren zu, die aussahen, als wären sie vom Rand einer trockenen, fernen Vorstadt, in der man sich das Wohnen noch leisten konnte, gekommen. Wahrscheinlich waren sie von der Reklame angelockt worden, die »Sonny’s« als ein »Essenserlebnis« beschrieb — ein Ausdruck, den der Restauranttester nach den drei kostenlosen Mahlzeiten, die Sonny ihm aufgetischt hatte, immer in seinen Jahresüberblick hineinnahm.
    Sonny sah vorwurfsvoll von der Seite hoch und blickte die Vorstädter über den Rand seiner Halbbrille an: »Sind Sie sicher, daß Sie reserviert haben?«
    »Vor drei Wochen«, sagte einer der Männer irritiert.
    Als Sonny Joe Campbell erkannte, machte er zu Carmine eine wegwerfende Bewegung mit dem Handrücken: »Setz sie an Tisch neunzehn.« Sonny ging mit offenen Armen auf Joe zu und küßte ihn auf beide Wangen. Der Geiger drehte sich um und nickte. Ein Kellner änderte die Richtung, um Joe die Hand zu schütteln. »Joey, wie schön, dich zu sehen. Was für ein schicker Anzug«, sagte Sonny, während er den Stoff der Manschette zwischen Daumen und Zeigefinger rieb. Sonny führte Joe in das Restaurant und legte ihm dabei freundschaftlich die Hand auf den Rücken. »Wie stehen die Dinge? Gut?« Er zeigte quer durch den Raum. »Deine Party hat bereits an deinem Tisch Platz genommen.«
    Der Raum war ein großes Oval mit hoher Decke, umgeben von ionischen Säulen. Die Bar lag auf einer Empore auf einer zweiten Ebene, und eine Galerie mit Arkaden, deren Bögen von hinten durch weiches rosa Licht erleuchtet wurden, erstreckte sich um den ganzen Raum herum. Ein Art-deco-Leuchter aus Messing und geschliffenem Glas mit eingravierten Lotusblüten hing in der Mitte des Raums. Die Decke bestand aus gebrannten Kacheln, und auf dem Fußboden aus rosa Marmor lagen schwere Orientteppiche. Die Stühle, in deren Rückenlehnen eingeschnitzt wieder das Motiv der Lotusblüte auftauchte, und die Tische waren aus Mahagoni, und der Pfirsichton der Stuhlbezüge fand sich in der Farbe der Tischdecken und Servietten wieder. Überall standen große und umfangreiche Blumenarrangements.
    Es war noch früh, und die meisten Tische waren leer. Eine Gruppe von Männern in Anzügen und mit kurzen Haarschnitten saß an einem Tisch, die Jacketts ausgezogen, die Ärmel aufgerollt und die Krawatten gelockert, zuhörend, abwägend, nickend und von Zeit zu Zeit lachend. Ein Geschäftsessen.
    An einem Tisch in der Mitte des Raumes schmiegte sich ein Pärchen aneinander. Während der Mann telefonierte, streichelte die Frau unter dem Tisch seine Wade und seinen Schenkel mit ihrem Fuß, kaute an seinem nicht beschäftigten Ohr, die Augenlider geschlossen, und es schien ihr

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