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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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sah sie das Messer im Schmutz liegen. Sie griff nach ihrem Bauch, aber da war keine Wunde. Das Messer war durch sie hindurchgerutscht. Sie war heil. Sie war in Sicherheit. Sie drehte sich um und sah nach Alley, um ihre Verwunderung mitzuteilen, aber sie standen auf einer Straße in der Stadt, und Alley lag am Boden, blutete aus großen Löchern in seiner Brust. Er gab ihr einen blutigen Schlüssel. »Sa slau, Iiiiirssss.«
    Iris wachte auf, zehn Minuten bevor die New-Age-Musik sich einschaltete, und ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie kämpfte mit dem nassen Laken, das an ihren Beinen klebte, und setzte sich schwerfällig auf, als ob sie vom Meeresboden auftauchte. Die Uhr zeigte 3:25 an.
    »Was für ein Tag ist heute?« fragte sie, verloren im Vergessen. »Arbeitstag? Schultag? Freitag! Gott sei Dank!«
    Iris suchte in ihrem Schrank herum, warf Ausrangiertes auf einen Haufen auf das Bett. Alles war entweder zerknittert oder hatte Flecken. Nichts anzuziehen. Sie hatte nichts anzuziehen. Sie war letzte Nacht hin und her marschiert, bis es fast Zeit zum Aufstehen war, hatte um Alley getrauert, Billy Drye beschimpft, Teddy Vorträge gehalten und John Somers wegen seiner hintergründigen Vernehmungen verflucht. Verführt und betrogen. Mach ihn fertig. Mach sie alle fertig. Bis auf den Letzten.
    Sie zog eine Unterhose aus dem Korb mit der Schmutzwäsche, nahm sie auseinander und hielt sie sich an die Nase. Die ging noch. Sie wühlte in der Wäscheschublade und entschied sich für einen ausgeleierten, ausgefransten BH. Das war ihre Aussage. Zur Hölle mit allen.
    Dusche, Kaffee, Lotion, Deo, Parfüm, Kleidung, Haar, Schmuck, Schuhe, Jacke, Handtasche, Aktentasche, herausnehmbares Autoradio.
    Iris griff nach dem Rest ihres Make-ups, füllte ihren Becher noch einmal, ergriff die Einkaufstüte vom Rodeo Drive mit dem Bargeld und den Aktienzertifikaten. Die kam mit. Sie hätte sonst das Gefühl, Alley zurückzulassen.
    Um 4:30 zog sie den Choke des Triumph, trat zweimal aufs Gaspedal und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor heulte in der Garage auf. Sie vollendete ihr Make-up im Rückspiegel beim Licht einer Taschenlampe, fuhr den Triumph anderthalb Meter zurück und prüfte das Muster seiner nächtlichen Absonderungen. Da war ein neuer Fleck ungeklärten Ursprungs. Großartig. Einfach irre, großartig.
    Der Sprecher im Radio meldete, daß es in der Nacht ein Beben von 3,9 auf der Richterskala gegeben hatte. Alley war tot, sie hatte einen Haufen Bargeld in einer Plastiktüte, John Somers erschien aus dem Nichts, Los Angeles fiel in den Ozean — und sie ging zur Arbeit. An der Einmündung der großen 10 trat sie den Triumph durch, als gäbe es kein Morgen. Christoph Columbus. Du und ich, Baby.
    Im Büro verblaßten persönliche Sorgen hinter der Routine. Jaynie zeigte einer Aushilfskraft, wie man die Post sortierte. Joe Campbell las in seinem Büro das Wall Street Journal. Iris traf seinen Blick, und ihr Magen machte einen jugendlichen Purzelbaum. Der Knaben-Club war eng um Billy Drye versammelt, sah über seine Schulter und kicherte. Ihre Stimmen wurden leiser, als sie Iris sahen.
    »Morgen, Jungs«, sagte Iris.
    Sie nickten, zwinkerten mit den Augen und machten anzügliche Gesten. Ein schlichtes »Guten Morgen« trug nicht das richtige Gütesiegel.
    Stanley Raab schob sich in dem engen Korridor hinter sie und legte seine Hand auf ihren Po. »He, Süße«, sagte er.
    »Morgen, Puppe«, sagte Iris.
    Stan drehte sich halb um, fragte sich, ob er richtig gehört hatte, ging dann weiter.
    Teddy las an seinem Schreibtisch eine rosafarbene Zeitung und sah nicht auf, als Iris sich setzte. Sie warf ihre Handtasche und die Rodeo-Drive-Einkaufstüte in die linke untere Schublade und knallte die Schublade hart zu. Teddys Kinn spannte sich an, aber er leugnete weiterhin konzentriert ihre Anwesenheit.
    Iris blieb hartnäckig, und ihre schlechte Laune fand ein Ventil in dem Streich eines ungezogenen Kindes. Sie machte eine kreisende Handbewegung auf seiner glänzenden Glatze. »Jetzt weiß ich, daß es ein guter Tag wird.«
    »Hör auf.«;
    »Teddy, Süßer, Schätzchen... So niedergeschlagen an einem Freitagmorgen?«
    Schließlich sah er zu ihr auf.
    »Jjj-esus! Was ist mit dir passiert?«
    Teddys rechtes Auge und seine Wange blühten in allen Schattierungen von rot, schwarz und blau. »Ich bin gegen eine Tür gelaufen.«
    »Die Tür muß Messingbeschläge gehabt haben.«
    Teddy sah aus, als wollte er weinen. »Iris, alles ist

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