Konfetti im Regen
Joe geredet?«
»Er ist nett. Wenn du diese Unnahbarkeit erst einmal vergessen hast und«, Iris seufzte, »dieses Gesicht und diesen Körper und diese Augen und... Willst du sagen, ich hab’ dagestanden und mit versautem Make-up mit ihm geredet?«
»Fängt die Gerüchtemühle im Büro schon an, sich wild zu drehen?«
»Die wirbelt bereits herum wie ein Derwisch. Drye hat gesehen, wie ich gestern abend mit dem einen Bullen, John Somers, geredet habe...«
»Dem großen? Der ist gut.«
»Ja... also... mir kommt er heute nicht gut vor. Er und ich hatten diese... Sache... am College, und er war in Gegenwart von Drye nicht gerade diskret. Selbst Raab hat mich heute danach gefragt. Ich vermute, es ist inzwischen im ganzen Büro rum.«
»Warum erfahre ich immer alles als letzte? Was also ist zwischen dir und dem Bullen passiert?«
»Wie waren ziemlich fest zusammen. Dann hat er mich sitzenlassen, und ich wußte es nicht einmal. Ich war ein Jahr zum Studieren in Europa. Er konnte nicht, weil seine Zeugnisse nicht gut genug waren. Also habe ich eine Weile nichts von ihm gehört. Dann schrieb mir meine Freundin... er hatte das College vorzeitig verlassen, war weggezogen und hatte eine andere geheiratet .«
»Pah!«
»Ich hatte gedacht, er wäre einfach kein Briefeschreiber.« Iris lachte ohne Belustigung. »Und da taucht er gestern abend auf. Ich hatte ihn jahrelang nicht gesehen. Er wußte, daß ich hier arbeite... hatte mich im Auge behalten.«
»Ich wußte, daß ihm niemand eine Angestelltenliste geschickt hat«, sagte Jaynie.
»Oh! Er hat den Mord an Alley als Vorwand benutzt, um wieder mit mir ins Gespräch zu kommen. Mein Freund ist tot, richtig? Dann lese ich in der Zeitung, daß er gesagt hat, Alley hätte was mit Banden oder Drogen zu tun gehabt.«
»Das klingt nicht nach Alley.«
»Das hätte ich ihm gestern abend auch gesagt, wenn er nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, mich anzumachen. Wir sind essen gegangen, und ich hab’ ihn da sitzenlassen, ich hatte die Schnauze so voll.«
»Du klingst ziemlich feindselig.«
»Feindselig? Ich bin nicht feindselig.«
»Er wirkte eigentlich ganz nett.«
»Ach, du Scheiße.«
»Es gibt bei jeder Geschichte zwei Seiten. Vielleicht dachte er, du würdest nicht zurückkommen. Vielleicht hatte er das Gefühl, er wäre nicht gut genug für dich.«
»Es gibt nur eine Seite bei dieser Geschichte. Er ist ein Blödmann. Und ich will ihn nicht in meinem Leben haben.«
»Ist er noch verheiratet?«
»Nein. Es war alles umsonst.«
»Das Gefühl hat er vielleicht auch. Du investierst eine Menge Hoffnungen und Träume in eine Ehe. Es ist erschütternd, wenn sie nicht funktioniert. So war das bei meiner Scheidung. Es war vielleicht peinlich für ihn, dir davon zu erzählen. Er kann das Gefühl haben, daß er in bezug auf dich die fälsche Entscheidung getroffen hat. Komm, Iris. Ihr wart damals noch Kinder.« "j
»Versuch nicht, mich dazu zu überreden, daß ich ihm Sympathie entgegenbringe.«
»Verrenn dich. Mir ist es egal. Er schien eine sehr nette, ehrliche Person zu sein. Wirf ihn in meine Richtung, wenn du ihn nicht willst.«
»Ich hatte ihm auch was über Alley zu erzählen. Dann wurde ich so wütend, daß ich es mir überlegt habe. Nach der Sache in der Zeitung heute kann ich ihm nicht mehr trauen.«
»Was ist es?«
»Vermutlich gar nichts. Ich verstehe es noch nicht.«
»Du solltest es der Polizei erzählen, was es auch ist.«
»Jetzt nicht. Nicht nach dem, was sie in der Zeitung geschrieben haben. Alley hat mir vertraut. Ich muß mit dem Vertrauen sorgfältig umgehen.«
»Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
»Eigentlich nicht, aber ich tue es trotzdem. Also, was ist a n diesem Wochenende los? Gehst du wieder mit dem Knaben aus?«
»Michael... dritte Verabredung.«
»Ah, oh. Die dritte Verabredung. Bums ihn oder vergiß ihn«, sang Iris.
»Zynikerin.«
»Realistin. Also...?«
»Also was?«
»Tust du es?«
»Ich weiß nicht. Teddy hat gestern abend wieder angerufen. Spät. Ich glaube, er war high.«
»Vermutlich.«
»Er fängt langsam an. Erzählt mir, wie sehr er mich liebt, daß wir vielleicht wieder zusammenkommen können und so. Dann steigert er sich. Nennt mich ein Miststück und eine Hure. Sagt mir, daß es mir noch leid tun wird.«
»Er droht dir? Er ist im Grunde ein netter Kerl, aber es wird immer schwieriger, ihn zu mögen.«
»Ich hasse es, zurückzublicken. Ich habe das Gefühl, als ob ich einen Fehler in der Beurteilung
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