Konfetti im Regen
Fußbodenschutz aus Plastik rollte. Sie kroch heraus und hob den Kopf über ihre Trennwand. Sie konnte kaum in Stans Büro schauen.
»Ein hartgesottener Italiener aus New York wie dein Vater findet Vergnügen an Disneyland.«
Iris hängte sich die Handtasche quer vor die Brust und kroch auf Händen und Knien den Korridor hinunter, wobei sie sich eng an die Wände drückte. In der Halle reinigte einer aus der Putzkolonne die Glasplatte vom Couchtisch. Er sah sie neugierig an. Sie legte den Zeigefinger auf die Lippen. Wortlos. Am Eingang erhob sich Iris schnell und öffnete die Glastüren gerade so weit, daß sie sich hindurchquetschen konnte. Sie atmete erst wieder frei, als sich die Fahrstuhltüren hinter ihr schlossen und sie auf dem Weg nach unten war.
Jacke, Handtasche..., was habe ich vergessen?
»Dieser Aktenschrank ist nicht abgeschlossen«, sagte Stan Raab.
»Hast du vergessen, ihn abzuschließen?«
»Könnte sein. Hier ist der Worldco-Ordner. Warte. Er ist leer.« Stan Raab zeigte Joe den leeren Ordner.
»Wieso ist der leer?«
»Was hat das Messer da oben zu suchen?«
»Jemand hat meinen Aktenschrank aufgebrochen.«
»Mit einem Messer?«
»Ich hab’ schon gesehen, wie die Sekretärinnen das gemacht haben, wenn sie einen Schlüssel verloren hatten. Jemand hat in meinem Aktenschrank herumgeschnüffelt und meine gesamten Worldco-Dokumente genommen.«
»Warum hat der nicht den gesamten Ordner genommen?«
»Damit es nicht so schnell auffällt? Ich habe ihn mir angesehen... gestern nachmittag.«
»Wir waren die einzigen von McKinney, die sich unten eingetragen haben.«
»Die Sicherheit hier ist unmöglich. Der Wachmann ist nur die Hälfte der Zeit an seinem Platz. Hast du die Stadtstreicherin im Eingang gesehen. Jeder kann hier herein.«
»Aber wer?«
Iris drehte den Zündschlüssel um, und der Motor des Triumph heulte in der leeren Garage auf. Sie schüttelte ihre Kostümjacke aus, faltete sie ordentlich zusammen und legte sie auf den Beifahrersitz. Sie schob das Autoradio in die Halterung. Sie überprüfte ihre Strümpfe an den Knien.
Jacke, Handtasche...
Iris fing an zu lachen. Sie lachte immer lauter, mit hoher Stimme und unkontrolliert. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie bog sich und hielt sich die Rippen. Sie machte den Ausdruck des Putzmannes immer wieder nach und rieb lachend ihre zerschundenen Knie. Das Lachen ging in Kichern über. Sie legte den Rückwärtsgang ein und sah es klar vor sich.
»Das Messer!«
Sie hörte auf zu lachen. Egal. Nur ein Messer.
Es war Samstag nachmittag. An einem Bankgebäude wurden 38,3 Grad Celsius angezeigt, und auf dem Lankershim Boulevard war viel los. Straßenhändler verkauften aus Kühlwagen Eis am Stiel. Aus den Schallplattenläden ertönte Salsa-Tanzmusik. Händler stellten Waren auf dem Bürgersteig aus. Leute gingen spazieren.
John Somers ließ das Jackett seines guten marineblauen Anzugs im Auto, krempelte die Ärmel seines dunkelrot gestreiften Hemdes auf und lockerte seine gestreifte Ripskrawatte. Er zog die verschmutzte Glastür des Café Zamboanga auf und ging hinein in die nur wenig klimatisierte Hitze. Ein alter Mann mit sorgfältig gebügelten Khakihosen, die mit einem Gürtel um seine Brust gehalten wurden, und einem karierten Hemd blickte aus trüben Augen von einer Zeitung auf. Sein Filzhut, aus einer auffälligen Feder geschmückt, lag auf dem Tresen neben dem gebogenen Griff seines Stocks. Somers nickte ihm zu, und er nickte zurück. Ein kleines Mädchen aß Eis, ließ Schokolade heruntertropfen und baumelte auf dem hohen Hocker am Tresen mit den Beinen. Die Mutter warf Somers einen Seitenblick zu, schaute dann weg. Somers nahm an dem Tresen Platz, setzte sich rittlings auf den Hocker, um seine Länge unterzubringen.
»Was kann ich für Sie tun?« Die Kellnerin trug ein rosa Kleid, frisch trotz der Hitze des Tages und der schmutzigen Umgebung. Eine rosa Blume hing am Ende ihres langen Zopfes. Ein Plastikanstecker an ihrem Kleid sagte, daß sie Carmen hieß. Sie schaute Somers mit einem Seitenblick an. Sie hatte ihn irgendwo schon einmal gesehen.
»Ich nehme dasselbe wie sie.« Somers nickte in Richtung des kleinen Mädchens.
Die Kellnerin stellte eine kleine Schale auf eine angeschlagene Untertasse und zog einen silbernen Eisportionierer aus einem milchigen Bad.
»Was ist ein Sommer tag ohne Eis?« sinnierte Somers.
Carmen lächelte knapp, drehte Somers den Rücken zu und holte das Schokoladeneis aus einem Pappeimer. Der
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