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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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Käfigs.
    »Ich bleibe vor der Tür stehen, wenn Sie wollen. Ich möchte dem Jungen helfen, der ermordet wurde. Ich bin sicher, Sie würden auch gern helfen.«
    Die Frau ließ die Vorhänge plötzlich los und ging auf Somers zu, wobei sie ihr Kleid mit ihren knotigen Händen glättete. »Bitte kommen Sie herein und setzen Sie sich«, sagte sie mit schwankender Stimme. »Es ist viel zu heiß, um draußen zu sein, mein Sohn. Dieser arme Junge.« Sie legte eine Hand auf ihre zwiebelhäutige Wange und schüttelte den Kopf.
    Sie setzte sich auf eine Couch im Stil Ludwigs XIV., die mit zerrissener Waffelseide abgedeckt war, welche die weiße Unterlage erkennen ließ. Die Frau deutete Somers mit einer Handbewegung an, sich neben sie zu setzen.
    Das Wohnzimmer war spärlich möbliert. Neben dem Fenster, das auf den Lankershim Boulevard ging, stand ein Holzstuhl mit einem plattgesessenen Kissen auf dem Sitz.
    John Somers setzte sich neben sie auf die Couch und zog die Beine an, damit sie hinter den Couchtisch paßten. Er nahm einen Notizblock aus seiner Gesäßtasche. »Darf ich Ihren Namen wissen, Ma’am?«
    Die Frau saß sofort mit geradem, stocksteifem Rücken da und preßte Knie und Beine zusammen. Sie spreizte die Finger und legte sie auf den Rand der gläsernen Tischplatte. »Meine Freunde sagen, daß ich sehr gut spiele«, trällerte sie. »Soll ich etwas für Sie spielen?«
    Somers sah sich um und lauschte, ob noch jemand in der Wohnung war. Er hörte nur das Summen des Straßenlärms über dem sich drehenden Ventilator. Er würde das hier allein schaffen müssen. Er klappte seinen Notizblock zu und faltete die Hände im Schoß. »Bitte.«
    » Come on along and listen to the lullaby of Broadway. The hip hooray and ballyhoo, the lullaby of Broadway. The hip hooray and ballyhoo, the lullaby of Broadway ...«
    Sie sang mit zittrigem Sopran, starrte aus verschreckten Augen vor sich hin. Die langen, knochigen Finger ihrer verschrumpelten Hände schlugen auf die Tischplatte, ihre nackten Arme und Beine waren lang und von blauen Adern durchzogen. Sie trug ein kurzärmeliges Baumwolldruckkleid, eingefaßt mit weißer Spitze. Ihr weißes Haar war zu einem engen Käppchen aus Locken dauergewellt.
    Somers rutschte unbehaglich hin und her.
    » The rumble of a subway train, the rattle of the taxis. The hip hooray and ballyhoo, the lullaby of Broadway .«
    Sie hörte auf zu singen und faltete die Hände im Schoß.
    Somers klatschte. »Das war ausgezeichnet, Mrs.... äh...?«
    »Miss Sara Freifield.«
    Somers streckte die Hand aus. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Freifield.«
    »Sara, bitte.«
    Sara nahm seine Hand und schüttelte sie mit einem überraschend festen Griff. Ihre schwachen Knochen gaben Somers das Gefühl, als hielte er einen der Kanarienvögel fest. Sara stand auf, flatterte durch das Zimmer zu einem Sideboard und nahm eine gerahmte Fotografie hoch, die auf einem gestickten Läufer stand. Sie gab Somers das Foto. Es zeigte eine junge, geschmeidige Frau in paillettenbesetzten Barett, das seitlich an einem dunklen Bubikopf schwungvoll festgesteckt war. Ihre großen Augen waren mit schwarzem Kohlestift umrandet.
    »Sara. Sind Sie das?«
    Sie nickte kokett.
    »Sie müssen der gefeierte Star des Broadway gewesen sein. Ja?«
    Bei dem Lob schaukelte sie vor und zurück. Dann konzentrierte sich ihr Blick, und sie war wieder da. Sie stellte das Foto wieder auf das Sideboard, ging ans Fenster, setzte sich auf den Stuhl mit der geraden Lehne und zog den Vorhang zurück. »Arme Seele.«
    John Somers stand auf und stellte sich hinter sie. Sie hatte einen klaren Ausblick auf die Vorderseite des Café Zamboanga.
    »Was ist passiert?«
    »Ein Junge ging auf den Krüppel zu. Sie redeten, dann stach der Junge ihn nieder und lief weg und stieg in ein Auto. Möchten Sie Tee?«
    »Er stieg in ein Auto?«
    »Ja.«
    Sie stand auf und ging in den hinteren Teil der Wohnung. Somers folgte. Sie zündete einen Brenner des Gasherdes mit einem Streichholz an und stellte einen angeschlagenen Emaillekessel darauf. Aus dem Fenster der Küche hatte man, wie Somers bemerkte, Blick auf die Hortense Street. Sara ging zurück ins Wohnzimmer, und Somers hörte, wie sie eine Schublade des Sideboards aufzog. Sie summte schrill, kam mit zwei Porzellantassen zurück, die auf den Untertassen zerbrechlich klapperten.
    »Was für ein Auto, Sara?«
    Sie verschwand wieder im Wohnzimmer und kehrte mit einer Teekanne aus Porzellan zurück. Sie summte: »Hmmm

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