Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
Vom Netzwerk:
alte Mann sah von seiner Zeitung auf. Das kleine Mädchen starrte unbeteiligt in die Gegend. Die alte Klimaanlage brummte. Die Glastüren dämpften den Lärm von draußen. »Geben sie mir zwei Kugeln?« sagte Somers.
    Carmen fuhr mit dem Löffel wieder in den Pappeimer und klatschte eine zweite Kugel auf die erste. Sie stellte die Schale vor Somers hin. Das Eis schmolz schon am Rand und war weich.
    »Irgendwie fühlt man sich bei einem Eis an einem heißen Sommertag wieder wie ein Kind, nicht?«
    Carmen lächelte widerstrebend.
    »Sagen Sie, Carmen«, sagte Somers, »haben Sie den Mann bedient, der letzte Woche ermordet wurde?«
    »Nein.«
    »Sie sind nicht den ganzen Tag hier?«
    »Ich hatte an dem Tag frei.«
    »Der Name der Kellnerin war auch Carmen.«
    Carmen sah Somers an, ihre braunen Augen waren mit dickem Eyeliner umrandet. »Ich hab’ Sie auf dem Begräbnis von Alley Munoz gesehen. Sie sind ein Bulle.«
    Somers nickte und ließ das Eis auf der Zunge zergehen.
    Carmen schüttelte verbittert den Kopf und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, wischte den mit Chrom eingefaßten Linoleumtresen mit einem Schwamm ab. Das gelbe Marmormuster war mit silbernen Sternengruppen bedruckt. Das kleine Mädchen führte einen Löffel mit tropfender, brauner Eissuppe zum Mund und beobachtete Somers. Somers zwinkerte ihr zu.
    »Was haben Sie an dem Tag gesehen, Carmen?«
    »Ich hab’ es schon dem anderen gesagt. Dem kleinen und einem anderen Mann. Sie haben alles aufgeschrieben. Reden Sie nicht miteinander?«
    »Ich möchte es von Ihnen hören.«
    »Sie sehen nicht wie ein Bulle aus.«
    »Ich nehm’ das als Kompliment.« Er schob ihr seine Dienstmarke hin. »John Somers.« Er streckte die Hand aus.
    Carmen nahm zwei Finger und ließ dann los. »Okay. In Ordnung. So war das. Er kam rein. Ungefähr viertel nach sechs. Wie an jedem Wochentag. Er trank Kaffee. Er warf einen Blick in die Zeitung.«
    »Er hat an dem Tag keinen Kuchen gegessen?«
    »Kaffee. Was anderes bestellte er nie.«
    »Er nahm immer nur Kaffee?«
    »Seine Mutter hat ihm Abendbrot gemacht. Er wartete, um ihren Bus zu bekommen.«
    »Sie hätten es sich gemerkt, wenn er Kuchen bestellt hätte.«
    »Es wäre anders gewesen als sonst.«
    »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Ich hab’ ihn gefragt, wie es seiner Mutter ging, und er verstand es nicht. Er trank seinen Kaffee aus und ging.«
    »Was hatte er an?«
    »Seinen marineblauen Anzug. Mit Nadelstreifen. Ein hellblaues Hemd.«
    »Hatte er noch andere Anzüge?«
    »Ach du liebe Scheiße!«
    »Hatte er noch andere Anzüge?«
    »Einen einfarbigen dunkelblauen und einen einfarbigen grauen.«
    »Anthrazitgrau?«
    »Ja. Anthrazit. Hilft Ihnen das, den Mörder zu finden?«
    »Er hatte blaue Hemden?«
    »Ja.«
    »Und in anderen Farben?«
    »Weiße und blaue. Das ist alles, was ich bei ihm gesehen habe.«
    »Hatte er an dem Tag seine Aktentasche bei sich?«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Was passierte, nachdem er das Café verlassen hatte?«
    »Ein vato hielt ihn draußen an. Ich habe Geschirr gespült und stand dabei mit dem Rücken zur Straßenfront. Ich hörte Schreien. Ich lief raus Er lag auf dem Bürgersteig. Überall war Blut. Ich ging rein und rief den Notruf an.«
    »Mit seinem Aktenkoffer.«
    »Nein.«
    »Hatte er nicht einen Aktenkoffer bei sich?«
    »Ich hab’ Ihnen gesagt, daß ich mich nicht daran erinnern kann.«
    »Hatte er nicht immer einen Aktenkoffer bei sich?«
    »Manchmal. Vielleicht. Ich erinnere mich nicht.«
    »Sie sind ziemlich aufmerksam, Carmen, nicht wahr?«
    »Ich weiß, was läuft.«
    »Sie kennen Alleys Kleidung und wissen, was er an dem Tag anhatte und was er an dem Tag und an jedem anderen Tag bestellte, und Sie können das Gespräch, das Sie mit ihm führten, wiederholen. Ziemlich eindrucksvoll.«
    Carmen zuckte mit den Achseln.
    »Aber Sie können sich nicht daran erinnern ob er seinen glänzenden Aktenkoffer aus Aluminium bei sich hatte, von dem seine Kollegen sagen, daß er nie ohne ihn ging. Irgendwas stimmt hier nicht, Carmen. Kommt es Ihnen nicht so vor, als ob hier etwas nicht stimmt?«
    Carmens braune Haut wurde rot.
    »Sieht so aus, als hätten Sie es bemerkt, wenn er seinen Aktenkoffer nicht bei sich gehabt hätte. Sie hätten sich gefragt, ob der Mörder ihn genommen hat. Sie hätten ihn gesucht. Stimmt’s, Carmen?«
    » Madre mia! « Sie drückte den braunen Schwamm über dem Spülstein aus und warf ihn auf den Tresen, marschierte dann auf Gummisohlen in die

Weitere Kostenlose Bücher