Konfetti im Regen
und warf sie auf einen von Raabs Stühlen. Die Klimaanlage war ausgeschaltet, und es war heiß im Bürotrakt. Sie glitt mit den Fingerspitzen oben über die Aktenordner aus Pappe, während sie die Aufschriften durchsah, schloß diese Schublade, öffnete dann die nächste. Nach der Hälfte fand sie einen Ordner mit der Aufschrift »Worldco«. Sie griff zu und zog kräftig. Die Schublade war vollgestopft. Die Akte kam herausgerutscht. Sie fühlte sich leicht an. Sie öffnete sie. Sie war leer. Iris sah sich auf dem Fußboden um den Aktenschrank herum um, ob vielleicht etwas herausgefallen war. Nichts. Sie öffnete den Ordner noch einmal. Selbst die rosa Benachrichtigungszettel über Telefonanrufe und die Visitenkarten, von denen sie wußte, daß Raab sie auf der Innenseite von Kundenakten aufbewahrte, waren herausgezogen, hatten im Abstand von etwa einem Zentimeter kleine Perforationen hinterlassen.
Iris legte die Worldco-Akte auf den Schrank und zog noch ein paar Kundenakten heraus. In jeder waren Kopien von Kauf- und Verkaufsaufträgen und ein Überblick über das Konto. Telefonische Nachrichten und Visitenkarten waren in der Innenseite des vorderen Aktendeckels gesammelt.
Iris legte alles wieder in die Ordner zurück. Sie fing noch einmal bei der obersten Schublade an, beschloß, nach Unterlagen über EquiMex zu suchen, als sie merkte, daß das Telefon klingelte. Sie hielt die Luft an und hörte genauer hin. Es war das Telefon im Empfangsbereich. Sie rannte hin. Nach der Hälfte des Korridors schwieg es. Sie rannte zu Raabs Büro zurück und öffnete die zweite Schublade.
Wenn das Nicky ist, ist jemand auf dem Weg nach oben. Sie öffnete die dritte Schublade. Ihre Finger wanderten über die Pappreiter.
Jemand hatte sich vielleicht verwählt. Im schlimmsten Fall ist es... Raab. Ich habe einen Schlüssel... Ich habe das Recht, hier zu sein. Aber warum die Beerdigung verlassen, um hierher zu gehen?
Sie öffnete die vierte Schublade und kniete sich hin. Ich war durcheinander... Sie ging die prallen Ordner durch... ohne Verstand vor Trauer. Ich dachte, die Arbeit würde… mich ablenken. Das ist albern, aber das kriege ich schon hin. Iris stand auf. Es gab keine EquiMex-Akte. Nein. Am besten ist es zu verschwinden.
Sie hörte Raabs Stimme an der Tür zum Bürotrakt. Dann hörte sie eine weitere Stimme. Iris zerrte ihre Kostümjacke von der Stuhllehne. Sie hastete zu ihrem Schreibtisch, schnappte sich ihre Handtasche und sah sich nach einem Versteck um. Sie hatte nicht genug Zeit, um das andere Ende des Bürotrakts zu erreichen und im Materiallager unterzutauchen. Sie kroch unter ihren Schreibtisch und rollte ihren Bürostuhl vor die Öffnung.
»Ist er sich sicher? Ich meine, wie glaubwürdig ist der Bursche?« sagte Raab.
»Wendell Ellis hat schon für meinen Vater gearbeitet, als ich noch gar nicht geboren war. Er ist glaubwürdig.«
Joe Campbell und Stan Raab standen in dem Gang neben Iris’ Schreibtisch. Iris preßte die Handtasche und die Kostümjacke an sich. Sie hielt die Luft an.
»Warum sollte Alley einen solchen Plan ausbrüten und dann die Deckung auffliegen lassen, indem er den eigenen Namen als Direktor von EquiMex einträgt?« sagte Raab.
»Darum denkt Pop, daß noch jemand anders dahintersteckt.«
Der Riemen von Iris’ Schultertasche guckte unter ihrem Schreibtisch hervor. Die polierte Spitze von Stan Raabs Schuh hing darüber. Iris zog den Riemen zentimeterweise ein.
»Wir sehen uns diesen Worldco-Ordner mal an, Joe, dann wird dein Vater zumindest zufrieden sein, daß an diesem Ende alles in Ordnung ist. So wie sich das Ding entwickelt, wird die Sicherheitskommission hier draußen übernachten. Ich greife mir wohl besser unsere Dokumente, bevor sie hier hereinkommen und die Aktenschränke öffnen.
Du kommst aber auf jeden Fall zu Morgans Geburtstagsfeier am Samstag, oder?«
»Natürlich.«
»Und deine Eltern?«
»Pop liebt Disneyland. Und du weißt, daß er Kinder liebt.«
»Das stimmt, Sohn Nummer eins. Wann fängst du mit einem eigenen an?«
»Spar dir das für Samstag. Dann kannst du dich zusammen mit den anderen auf mich einschießen.«
»Kommt deine Schwester?«
»Nicht in der Stadt.«
Sie standen in Raabs Büro. Iris hatte oft genug an ihrem Schreibtisch gesessen und Stan zugehört, um seine Stimmlage und die Resonanz zu erkennen, die die Bürowände seiner Stimme gaben. Langsam schob sie ihren Schreibtischstuhl heraus, zuckte bei dem Geräusch zusammen, als er über den
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