Konfetti im Regen
hmm hmm hmmm hmm...« Der Kessel pfiff. Sie drehte die Flamme aus und spülte die Teekanne mit dem kochenden Wasser aus, schüttete Tee aus einer Dose hinein und füllte die Kanne mit Wasser.
Sara stellte ein silbernes Stövchen auf den Küchentisch und setzte die Teekanne darauf. Sie stellte die Tassen mit den Untertassen an die jeweiligen Plätze und verschwand wieder im Wohnzimmer. Schließlich kehrte sie mit einer silbernen Zuckerdose und Sahnekanne auf einem kleinen silbernen Tablett zurück. Sie sah Somers und schaute ihn an, als hätte sie ihn noch nie gesehen. Sie runzelte die Stirn. »Wer sind Sie?«
Somers spürte einen Anflug von Panik. »Sara?« Er machte eine beruhigende Bewegung mit beiden Händen. »Sara. Bitte, singen Sie noch ein Lied.«
Sie lächelte und spreizte die Finger auf der Tischplatte.
» Sadie, Sadie, give me your answer, do ...«
Sara stand abrupt auf, griff nach Somers’ Ärmel und zerrte ihn aus der Küche in das Schlafzimmer. Von hier aus ging ein Fenster auf die Hinterhöfe der Stuckhäuser an der Hortense Street und gab einen Blick auf die Cirrus Street einen Block nördlich frei. »Er rannte. Um die Ecke«, sie zeichnete mit dem langen Zeigefinger den Weg in der Luft nach, »durch den Hof, über den Zaun, stieg dann in ein großes, schwarzes Auto, das dort parkte«, und dabei zeigte sie auf die Cirrus Street.
»Ein großes, schwarzes Auto?«
»Ein Leichenwagen.«
»Ein Auto groß wie ein Leichenwagen? Wie ein Cadillac?«
Sara nahm einen Schal mit Blumendruck und Fransen, der über den Spiegel einer Frisierkommode drapiert war, zog ihn wie eine Bäuerin über Kopf und Schultern und setzte sich mit zusammengepreßten Knien und im Schoß gefalteten Händen auf das Bett.
»Ein Cadillac.«
»Schwarz?«
»Blau. Ein blauer Cadillac. Vier Türen.« Tränen kamen aus Saras Augen und liefen ihr über das Gesicht. »Nein. Es war ein Leichenwagen.«
Somers berührte sie an der Schulter, und sie schrie auf und zog sich zurück. Sie rollte sich mit an die Brust gezogenen Knien auf das Bett.
»Haben Sie einen Leichenwagen oder einen Cadillac gesehen?«
»Einen Cadillac. Einen großen, blauen.«
Somers streckte die Hände aus, um sie zu berühren, zog sie dann aber zurück. »Danke, Sara. Sie waren eine große Hilfe.«
Sara wimmerte leise, die Kanarienvogelknochen zitterten, der Schal war um ihren Kopf gezogen.
Somers ging schnell aus dem Schlafzimmer, durch die Küche an dem vergessenen Tee vorbei, verfing sich mit dem Fuß an einem Stuhlbein, schob den Stuhl in seiner Eile über das Linoleum und sorgte dafür, daß sich die Eingangstür hinter ihm schloß. Er rannte die Treppen hinunter, auf den Lankershim Boulevard und die Straße hinunter zu seinem Auto. Eine heiße Brise wehte und wirbelte den Müll auf dem Bürgersteig auf. Somers kaufte sich bei einem Straßenverkäufer ein Eis am Stiel mit Mangogeschmack, setzte sich in sein Auto, drehte den Zündschlüssel um, stellte die Klimaanlage auf die höchste Stufe und rieb sich die Schläfen. Er öffnete die Augen und sah einen Gebrauchtwagenhandel auf der Ostseite der Straße, gegenüber von Saras Haus. Ein alter, blauer Cadillac, eine viertürige Dinosaurierlimousine war stolz auf einer erhöhten Plattform an der Ecke geparkt. Somers seufzte und schüttelte den Kopf. Er sah sich sein Eis an, stieg dann aus dem Auto und gab es dem Straßenverkäufer zurück.
2518 Camille war ein winziger Holzbungalow mit einer großen Veranda und einem niedrigen Dach, erbaut im künstlerischen Stil Kaliforniens, der typisch war für Häuser der zwanziger und dreißiger Jahre. Eine überwucherte Palme stand im Vorgarten, schoß fünfzig Fuß gerade in die Höhe, der Stamm war eingehüllt in gelbe Palmwedel, der Fuß von altem Efeu bedeckt, das voller Spinnen saß, deren Netze sich weiß vor der Oberfläche der dunkelgrünen, staubigen Blätter abhoben. Aluminiumstühle mit fleckigen Plastikgurten standen auf der Veranda. Vom Vordach der Veranda hing ein Dschungel von Pflanzen herab, aufgehängt in mit kleinen Muscheln besetzten Makrameeschnüren, die durch die Sonne verblichen waren. Vor den Fenstern waren Eisenstangen, und eine Eisenpforte ersetzte die übliche Tür. Ein gläsernes Glockenmobile bimmelte im Wind, der Linderung versprach, aber heiß wehte.
Zwei Mischlingshunde rannten über den gelben Rasen und bellten mit aufgestellten Nackenhaaren John Somers’ Hacken an. Ein aufmerksamer Schatten erschien in der Tür des Hauses auf der
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