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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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anderen Straßenseite. Somers klingelte und klopfte dann an den Holzrahmen an der Tür, als die Klingel nicht anschlug.
    Ein Mann, den Somers um die Dreißig schätzte und als einen der Sargträger wiedererkannte, kam an die Tür. Ein Baby wimmerte, ein Fernsehapparat sendete in Spanisch und Somers hörte innerhalb des Hauses ein Gesprächsgewirr in zwei Sprachen. Somers zeigte seine Dienstmarke, der Mann schob den Riegel zurück und öffnete die Eisenpforte.
    »Ich bin Efrain Munoz, Alleys Cousin«, sagte der Mann und streckte die Hand aus. »Ich hab’ Sie bei der Beerdigung gesehen.« Eine verblaßte Banden-Tätowierung zierte die Innenseite seines Handgelenks.
    Das Wohnzimmer war voller Leute, die Schenkel an Schenkel auf der Couch und auf Klappstühlen aus der Küche saßen. Somers erkannte Gesichter von der Beerdigung wieder, aber hier waren mehr Kinder.
    »Das ist ein Detective von der Polizei«, sagte Munoz zu der Gruppe.
    Es entstand Schweigen. Alle sahen Somers an, betrachteten abschätzend sein rotes Haar, die Sommersprossen und seine Koboldnase und versuchten, sich an sein Aussehen zu gewöhnen, das von dem der Polizisten, die sie aus dem Fernsehen kannten, abwich. Ein dicker Mann mit Pomade im Haar, auch einer der Sargträger, stand mit einem breiten Lächeln von der Couch auf, wobei ein Goldzahn aufblitzte, ergriff mit einer Hand die von Somers und schlug ihm mit der anderen auf den Rücken.
    »Willkommen in diesem Haus, Detective.« Er roch nach billigem Kölnisch Wasser. »Die Polizei ist hier willkommen. Eure Jungs haben einen Raubüberfall in meinem Geschäft am Boulevard beendet. Ich hätte umgebracht werden können.«
    Eine alte Frau, die in einem Sessel in einer Ecke saß, bekreuzigte sich.
    »Aber Gott sei Dank hat die Polizei die Kerle gekriegt.«
    » Tio Tito, warum erzählst du ihm nicht, wie sie Flaco ohne Grund den Kopf aufgeschlagen haben«, sagte ein junger Mann, der auf der Couch saß. Er trug ein ärmelloses T-Shirt, und auf seinen Armen waren mehrere blaue Tätowierungen, vermutlich von einem der örtlichen Straßenkünstler mit blauer Tinte ausgeführt. Auf seinem rechten Bizeps war ein dreidimensionales Kreuz, von dem Sonnenstrahlen ausgingen, auf dem linken ein von einem Pfeil durchstochenes Herz, aus dem Blutstropfen quollen, und auf der Innenseite seines rechten Unterarms stand in dreidimensionaler Blockschrift »Cirrus Street«. Ein Mädchen mit langem, dunklem, oben auf dem Kopf toupiertem Haar, weißem Lippenstift und dickem, schwarzem Augen-Make-up saß neben ihm, die Finger mit seinen verschlungen.
    »Hallo, Chuy«, sagte Somers. »Und Bianca. Lange her.«
    »Nicht lange genug, azul .«
    »Halt den Mund, hombre. Ich dulde diese Einstellung nicht in meinem Haus«, sagte Tito.
    Chuy stand auf, schlenderte langsam und ohne etwas zu sagen aus der Vordertür und zog Bianca hinter sich her.
    »Mein Neffe«, sagte Tito achselzuckend, »gibt sich hart, er und seine Jungs, weil sie nichts haben. Scheren sich um nichts. Detective, setzen Sie sich.«
    Er zog einen Stuhl heran. »Kann ich Ihnen ein Bier, ein Sodawasser anbieten? Essen Sie was. Meine Mutter hat Tamales gemacht.«
    »Ein Glas Wasser wäre bestens, danke.«
    Die Frau, die in der Küchentür stand, beeilte sich, das Wasser zu bringen. Sie reichte Somers einen abgenutzten Glasbecher, der mit verblaßten gelben Blumen bemalt war.
    »Detective, was können wir für Sie tun?« sagte Tito.
    »Ich bin hergekommen, um zu sehen, wie Alley gelebt hat, um mit den Leuten zu reden, die ihm nahestanden. Um die Teile zusammenzusetzen. Wer wohnt hier sonst noch?« fragte Somers. »Alleys Mutter, die meine Schwester ist, meine Frau und zwei Töchter und meine Mutter.« Er machte eine Handbewegung zu der Frau in dem Sessel. Sie nickte Somers hoheitsvoll zu. »Wir haben Alley und seine Mutter vor zehn Jahren aus Mexiko hergeholt, damit er hier auf eine Schule für Gehörlose geht.«
    Alle anderen Gespräche waren bis auf ein Flüstern hinter vorgehaltener Hand eingestellt worden. Somers betrachtete die Einrichtung. Da standen ein Sofa und ein S-förmiges Sofa in burgunderfarbenem Velours, ein Couchtisch aus einem Chromgestell mit Rauchglas und eine Anbauwand aus Chrom und Glas, alles brandneu. Das Neonlicht der Anbauwand beleuchtete in einem Bord eine Flamenco-Puppe in steifem rosa Chiffon und in einer anderen Ecke einen goldenen Plastikstier. Auf dem mittleren Bord stand eine Sammlung von gerahmten Fotos. Über der Tür hing ein Kruzifix.

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