Konfetti im Regen
hörte dann mit dem Grübeln auf.
Sie rief ihre Mutter an.
»Komm her, Schatz«, sagte ihre Mutter.
Nein. Ihre Mutter würde irgendwie das Unglück aus ihr herausziehen, und Iris würde weinen und am Ende das Gefühl ihrer Mutter bestätigen, daß sie sich Sorgen um Iris machen müßte, und dann würde Iris denken, daß sie tatsächlich die falschen Entscheidungen getroffen hatte und ihr die Chancen durch die Finger geglitten waren.
Aber sie erzählte ihrer Mutter von Alley. Sie bestätigte nur, wer er war und was mit ihm passiert war, und berichtete von der Beerdigung, aber nichts von den anderen Sachen über das Geld und das Aktienkapital und den Eispickel und Somers und jetzt Joe Campbells Vater.
Aber es reichte für Iris’ Mutter, daß sie den bösen Wolf vor Iris’ Tür spürte, und sie anfing, sich Sorgen zu machen. Und das Gewicht der Sorgen ihrer Mutter vergrößerte Iris’ Bürde.
Iris ging nach drinnen und holte die Plastiktüte von der Rodeo-Drive-Boutique, setzte sich mit gekreuzten Beinen auf ihren Orientteppich und schüttete das Geld aus. Sie löste die mit Gummibändern zusammengehaltenen Bündel auf. Es waren vor allem Hundert-Dollar-Noten. Sie stapelte sie in Haufen auf den Boden und fing an zu zählen.
Die Mikrowelle summte, und John Somers nahm die aufgeblasene Tüte mit Popkorn heraus. Er ergriff die gegenüberliegenden Ecken des Pakets, riß es auf und griff hinein, tanzte um den Dampf herum, warf dem Hund ein Korn hin, der es geschickt aus der Luft schnappte und dann in Erwartung von mehr dastand.
»Sind da tropische Öle drin?« sagte Chloe.
»Ich weiß nicht. Es ist gut.« Somers gab ihr die Tüte.
»Da ist Palmenöl drin. Steht hier. Mom sagt, du wirst mal auf der Stelle tot umfallen, so wie du ißt.«
»Laß deine Mutter alles organisieren.«
»Warum nennst du sie immer so, >deine Mutter«
»Ist sie das nicht?«
»Es klingt nur so offiziell oder so.«
»Sie kriegt nicht meine Dead-Platten, wenn ich umfalle.«
»Philip mag Grateful Dead nicht.«
»Darauf könnte ich wetten, daß der alte Phil sie nicht mag.«
»Er möchte gern Philip genannt werden.«
»Kann ich mir denken.«
»Frißt keine tropischen Öle.«
»Ich wette, deine Mutter denkt, mir könnte ein bißchen Unterricht beim alten Phil nicht schaden, stimmt’s?«
»Sie sagt, daß manche Männer nie erwachsen werden. Mit deinem Baumhaus und den Bullen und Räubern.«
»Was meinst du ?«
»Ich mag dieses Haus, Dad. Es macht Spaß.«
»Ich mag es auch. Sag deiner Mutter, daß dein Vater ihr rät, in dieser Woche einmal Spaß zu haben, ja? Sie vergißt das manchmal.«
»Gut.«
»Das ist auch gut fürs Herz.«
Somers warf Barty noch ein Korn zu, dieses Mal ganz hoch, und der Hund holte es sich aus der Luft, wobei seine Kinnladen zuschnappten wie eine Falle. Somers ging ins Wohnzimmer, Chloe und der Hund folgten im Gänsemarsch. Er langte oben auf das Bücherregal und zog einen Stapel übergroßer Bücher herunter, die auf der Seite lagen. Von den oberen rieselte Staub herab.
»Huch«, sagte Chloe, »Wollmäuse. Machst du da nie sauber, Dad?«
Somers seufzte, sah seine Tochter an und hoffte, daß sich das bei ihr mit dem Alter geben würde.
»Laß uns nach unten gehen«, sagte Somers. »Es fängt ein Film an, den ich sehen möchte.«
»Warte. Ist er in Farbe?«
»Gucken wir mal. Ja, er wurde in Farbe gedreht.«
»Gut, ist er in Englisch?«
»Er hat... englische Untertitel.«
»Ach, Dad! Keine Untertitel! Biiiitte, keine Untertitel.«
»Aber ich habe dich nach dem Mädchen in dem Film genannt. Willst du ihn nicht sehen?«
»Na jaaa, gut. Wie hättest du mich genannt, wenn ich ein Junge geworden wäre?«
»Claus.«
»Claus?«
»Guter, starker Name. Claus. Niemand macht irgendwelchen Unsinn mit Claus.«
Somers ging die Treppe hinunter, gefolgt von Chloe und Barty. Chloe warf sich auf Somers’ Wasserbett und ließ Wellen entstehen. Das Bett war mit einer Patchworkdecke bedeckt und steckte in einem schwarzen Holzrahmen mit hohen Pfosten. Somers schüttelte ein Kissen auf und setzte sich neben Chloe. Er legte das Popkorn zwischen sie und breitete die Bücher aus, während er den Staub auf den Umschlägen mit der Hand abwischte.
»Hier ist es, Carta de Mexico .«
Er gab es Chloe. »Such eine Stadt mit dem Namen Oaxcatil.«
»Waxkawas?«
»Oaxcatil.« Er buchstabierte es ihr.
»Wo ungefähr ist es?«
»Ich hab’ vergessen zu fragen.«
Somers schaltete das Fernsehgerät ein, als gerade der
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