Konfetti im Regen
hinaufging, nur im Abstand von Zentimetern an ihm vorbeikam und aus dem Kartenzimmer in die Halle ging. Lewin wollte ihm gerade folgen, als er sah, daß die Tür zu den hinteren Büros offenstand. Er trank die letzten Tropfen Scotch aus und ging zur Spiegeltür.
Das fängt an, verdammt interessant zu werden.
»Sally Lamb«, sagte Lewin. »Und... mal gucken... James Pasqua. Jimmy Easter. Ha, haaaha. Über euch Typen könnte ich mich totlachen. So. Laßt ihr Jungs noch mehr Souvenirs für mich im Canyon?«
Teddy trat aufs Gaspedal, drehte die Lautstärke der Stereoanlage hoch und schoß mit hundertvierzig Stundenkilometern und mit offenem Verdeck die 5 hinunter. Er fuhr mit geschlossenen Augen, spürte, wie die Reifen auf die Widerstände trafen, die in die weißen Linien, die die Spuren trennten, einzementiert waren, und stellte das Lenkrad neu ein, bis die Räder glatt liefen und er den Eindruck hatte, gerade zu fahren.
»Zwölf, dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechzehn, siebzehn, achtzehn, neunzehn, zwanzig.« Er öffnete die Augen und grinste. Er war noch nie bis zwanzig gekommen.
Teddy konnte im Rückspiegel sehen, wie die Sonne aufging, wie der Himmel sich orange verfärbte, wo der Freeway auf den Horizont traf, während noch ein oder zwei Sterne durch den Smog strahlten und der Mond wie aus Papier wirkte. Er fuhr neben LKW-Fahrern und Bauarbeitern, die Überstunden machten, und Latino-Arbeitern, die zu den Feldern außerhalb der Stadt fuhren, zusammengekauert auf den hinteren Teil von Kleinlieferwagen, Baseballmützen oder Cowboyhüte aus Stroh tief in die Gesichter gezogen, und er fuhr einfach neben Leuten her, Leuten, die nach Hause wollten, langsam, nach einer langen Nacht.
Teddy blickte auf die Straße vor sich und sah, daß sie eine sanfte Kurve machte. Er prägte sich die Kurve in Gedanken ein und schloß die Augen. »Eins, zwei, drei, vier...«
Iris Thorne nahm eine kühle Dusche, die eigentlich erfrischen sollte, aber nur ihr schlimmes Gefühl der innerlichen Anspannung verstärkte.
Sie stand in ihrem begehbaren Kleiderschrank, klapperte mit den Kleiderbügeln und zog ein knöchellanges, weißes Baumwollnachthemd mit Handstickerei heraus, von dem sie vergessen hatte, daß sie es gekauft hatte. Das Preisschild war immer noch dran und ließ sie die Luft anhalten. Dann stellte sie sich vor, daß der Kauf zu dem Zeitpunkt vermutlich genau das Richtige gewesen war. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Damit würde sie an diesem Abend nicht anfangen. Zumindest war sie nicht direkt ins Einkaufszentrum gelaufen, sondern von John Somers direkt nach Hause gekommen. Das war gut.
Sie lag auf der Gänsedaunendecke auf ihrem Bett, schob die Spitzenkissen aus dem Weg und schloß die Augen. Zwanzig Sekunden später stand sie auf.
Iris kämpfte mit dem Korken einer Champagnerflasche, und schließlich gab er mit einem Plopp nach. Sie füllte eine Sektflöte, wollte sie an die Lippen führen, füllte dann eine zweite und ließ sie auf dem Spülstein stehen. Sie stieß mit beiden Gläsern an.
»Auf dich, Alley, wo immer du sein magst.«
Sie machte eine Handbewegung quer durch das Zimmer, als ob er dort irgendwo schwebte.
»Möge der Tod freundlicher als das Leben sein. Zumindest ruhiger. Andererseits vermute ich, es war schon zu ruhig für dich.«
Sie trank das Glas leer, füllte es wieder. Sie fuhr mit den Fingern durch den Staub, der sich auf dem Drehbord für Kräuter und Gewürze, das ihr jemand zur Wohnungseinweihung geschenkt hatte, gesammelt hatte, und nahm sich vor, mit ihrer Putzfrau zu reden. Sie sah auf die Kräuter und Gewürze, die im Laufe der Zeit verblaßt waren. Es hatte nie die Gelegenheit gegeben, irgendeins der Gläser zu öffnen.
Iris verließ die Küche, nahm die Champagnerflasche mit, klemmte sich das drahtlose Telefon unter den Arm und ging auf die Terrasse. Der Seewind kitzelte die Luft wie immer, und das Baumwollnachthemd flatterte um ihre Beine. Sie gab dem Philodendron einen Schluck Champagner und setzte sich in den hölzernen Liegestuhl, den sie bei einer Firma in Maine bestellt hatte.
Das ist Leben, dachte sie.
Iris tippte Steves Nummer ein. Sein Telefon klingelte mehrere Male, bevor sich sein Anrufbeantworter einschaltete. Iris legte auf. Sie rief noch einmal an, wartete, bis die Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu Ende war, öffnete den Mund zum Sprechen, legte dann aber wieder auf, ohne etwas zu sagen. Sie fing an zu überlegen, wo er an einem Samstagabend sein konnte,
Weitere Kostenlose Bücher