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Konfetti im Regen

Konfetti im Regen

Titel: Konfetti im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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Vorspann anlief. Er warf dem Hund, der mit auf dem Bett ausgestrecktem Kopf sehnsuchtsvoll wartete, ein weiteres Popcorn zu. Somers sah die anderen Bücher durch, die er vom Regal genommen hatte, und zog ein Fotoalbum auf den Schoß. Er öffnete das Album und wurde von schönen Erinnerungen überfallen. Gleich auf dem ersten Bild war Iris Thorne. Es war am Strand von Santa Monica aufgenommen, es war Winter, und der Himmel war grau. Iris hatte sich in einen dicken Pullover vermummt und lächelte. Sie lächelte John Somers an.
    Somers blätterte die Seiten des Fotoalbums um. Das Papier war bröckelig. Kinder waren geboren worden und halb herangewachsen, und das Papier war ausgetrocknet.
    Er blätterte eine Seite um.
    Er hatte nie über Liebe nachgedacht, bis er sich in Iris verliebt hatte, und das hatte sich ganz schön großartig angefühlt. Es fühlte sich wie das Wahre, das Echte an, soweit er das mit zwanzig Jahren beurteilen konnte. Seitdem hatte er sich nie mehr ganz so gefühlt.
    Er blätterte eine Seite um.
    Dann dachte er, daß er vielleicht versuchte, etwas zurückzuholen, das der Vergangenheit angehörte. So wie Leute, die nostalgische Kleidung tragen. Das sieht echt aus, ist aber doch nur eine Schau. Und wer will dann auch zurückgehen?
    Er blätterte eine Seite um.
    Aber dann sah er das Bild von einem Tag, den er vergessen hatte. Er hätte vielleicht den ganzen Rest seines Lebens durchleben können, ohne sich an diesen Tag zu erinnern. Es war ein Tag, an dem er in freudiger Erregung gewesen war. An dem alles auf verrückte Weise einen Sinn ergeben hatte. An dem sein Verstand klar und seine Sinne offen gewesen waren.
    Es war ein Sonntag im Spätsommer, und sie waren mit seinem MG mit fast nicht mehr vorhandenen Bremsen nach East Los Angeles gefahren. Die Santa-Ana-Winde waren die ganze Nacht heiß und heftig gewesen, hatten die Verbrechensrate erhöht, Seeleute irregemacht, den Smog nach Riverside geschoben, jeden entnervt, die Stadt mit Schieferbergen umgeben, den Himmel zu einem strahlenden Blau gesäubert, das man kaum ansehen konnte und das alle daran erinnerte, war für ein großartiger Ort Südkalifornien ist alten Zeiten einmal gewesen sein mußte.
    Die Freeways leuchteten weiß, der Asphalt glitzerte. Es gab damals noch nicht soviel Verkehr, und zu bestimmten Zeiten war man auf dem Freeway fast allein. Somers und Iris fuhren mit abgenommenem Verdeck über den Freeway, durch dünne, blaue Luft auf leuchtendem Beton und Stahl. Das gab einem das Gefühl, als wäre man auf dem Weg sonstwohin.
    Iris’ Haus lag oben auf dem Hügel in einer verblaßten Gegend der unteren Mittelschicht, die von den Juden in die Hände der Japaner und dann schließlich in die der Mexikaner übergegangen war. Iris’ Vater war dort eingezogen, bevor das Gebiet von irgendjemand beansprucht wurde, und kaufte einen großen Teil des billigen, hügeligen Landes. Einige Straßen waren immer noch nicht gepflastert. Manche hatten immer noch keine Bürgersteige. Einige Leute hielten Hühner und Enten und Kaninchen in den Gärten hinter den Häusern. Rundherum lag noch unerschlossenes Land — heute unvorstellbar, und doch gerade mal fünfzehn Jahre her. Es gab großartige Hügel, bedeckt von hohem, trockenem, gelbem Unkraut, das im Wind schwankte, ein Zuhause für Schildkröten, Vögel und Schlangen. Es war wie ein Tag auf dem Land.
    Die Luft war heiß und trocken und dünn, wie eben im Altweibersommer.
    Iris nahm Somer mit nach drinnen, damit er ihre Eltern begrüßte. Ihre Mutter, hübsch wie ein Filmstar der vierziger Jahre, die gerade im Garten hinter dem Haus Wäsche zum Trocknen aufhängte und sie mit Holzklammern befestigte. Ihr Vater, mit sonnenverbrannter Nase und dünner Haut, dessen stumpfes, glattes Haar aussah, als hätte es der Wind aus einer texanischen Ebene gerade durchgepustet.
    Sie waren zehn Minuten lang im Haus, hatten zehn Sekunden auf dem Blumensofa gesessen, bemalte Aluminiumbecher mit rosa Fruchtpunsch mit Eis vor sich, das Fernsehen eingeschaltet, als Iris sich umdrehte, um ihm den rosa Schnurrbart zu zeigen, den sie sich mit dein Furchtpunsch auf die Oberlippe gezaubert hatte, und er hatte gelacht, und sie hatte ihn am Arm gezogen, weil sie gehen wollte.
    Sie gingen den großen, gelben, unkrautbedeckten Hügel hinauf, schleppten einen großen Pappkarton mit, den jemand für die Müllabfuhr zurückgelassen hatte. Der Hund lief voraus und blickte zurück, um auf sie zu warten, dann lief er wieder voraus. Das

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