Konfliktmanagement
dabei sowohl dem Austausch sachlicher Informationen („Ich brauche da noch Ihre Unterschrift.“) und emotionaler Botschaften („Ihre Ruhe möchte ich haben.“) als auch einem ständigen Aushandlungsprozess. Anerkennung und Ansehen, Macht und Einfluss, Vertrauen und Zuversicht werden im Rahmen solch alltäglicher Positionskämpfe erworben oder auch verspielt.
Von Bedeutung sind dabei nicht nur Nähe und Distanz der Konfliktparteien, sondern auch die vom Unternehmen vorgegebenen Rahmenbedingungen. Neben Werten, Zielen, Normen und Regeln, die in Ihrem Unternehmen gelten, sind auch die Mittel und Ressourcen, die Sie zur Verfügung haben, wichtige Rahmenbedingungen. Auch Organisationsaufbau und -strukturen und natürlich Ihre eigentlichen Arbeitsaufgaben und -abläufe beeinflussen die persönlichen Konfliktbedingungen.
Das Konfliktgeschehen ist also von zahlreichen Faktoren abhängig: Zu unterschiedlichen Anteilen wird es sowohl von subjektiven Bedingungen (z. B. persönliche Einstellungen und Motive, Beziehungsprobleme und Verhaltensweisen) als auch von objektiven Bedingungen (z. B. Arbeitsinhalte und –abläufe, Mitbestimmungsmöglichkeiten und Sachprobleme) bestimmt.
Der Eigenanteil am Konflikt
Natürlich sind an Auseinandersetzungen in der Regel mehrere Personen beteiligt. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Sie die Entstehung und den Verlauf eines Konflikts beeinflussen können. Fangen Sie deshalb zunächst bei sich an: Klären Sie, welchen Anteil Sie am Konfliktgeschehen haben. Nehmen Sie eine ehrliche Selbsteinschätzung vor. Anders ausgedrückt: Bevor Sie Ihre Kollegen oder bestimmte Umstände verantwortlich machen, sollten Sie abklären, ob nicht Sie selbst der Auslöser des Konflikts sind.
Beispiel
Ein Mitarbeiter will etwas schreiben. Ihm fehlt jedoch ein Kugelschreiber. Sein Kollege hat einen. Also beschließt er, sich diesen auszuborgen. Doch da kommen ihm Zweifel: Was passiert, wenn der Kollege nicht bereit ist, den Stift zu verleihen? Gestern schon verhielt er sich distanziert und grüßte nur flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Doch vielleicht war die Hektik nur vorgeschoben und er hat was gegen mich. Aber was? Ich habe ihm doch nichts getan; der bildet sich da bestimmt etwas ein. Wenn sich jemand von mir einen Kugelschreiber borgen wollte, ich gäbe ihn sofort. Und warum er nicht? Wie kann er mir einen so einfachen Wunsch abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften das Arbeitsklima. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloßweil ich gerade etwas zum Schreiben brauche. Jetzt reicht's mir wirklich. – Und so stürmt er an den Schreibtisch seines Gegenübers. Noch bevor sein Kollege etwas sagen kann, faucht ihn der Mitarbeiter an: „Ich komme auch ohne Ihren Kugelschreiber zurecht, Sie Egoist.“
Dieses Beispiel illustriert, wie schnell eine Kette von Einbildungen und Unterstellungen einen ahnungslosen Kollegen in eine Konfliktsituation bringen kann. Indem die Verantwortungfür das eigene Handeln einer anderen Person übertragen wird, gelingt es, sich gegenüber Eigenkritik und Selbstzweifeln erfolgreich zu immunisieren.
Damit Sie realistisch bleiben, sollten Sie stets auch Ihr eigenes Verhalten im Hinblick auf die Entstehung von Konflikten hinterfragen. Auf diese Weise können Sie abklären, inwieweit manches Ihrer Probleme selbst verursacht ist. Die folgende Checkliste – bezogen auf den Bereich der Aufgabenerledigung – wird Ihnen dabei helfen.
Checkliste: Welchen Eigenanteil habe ich an der Entstehung von Konflikten?
Verhaltensweise
Einschätzung
Kenne ich die Hauptaufgaben meiner Tätigkeit und weiß ich, was von mir an meinem Arbeitsplatz erwartet wird?
Sind meine Aufgabenziele mit meinem Vorgesetzten abgestimmt?
Welche in meinem Arbeitsgebiet routinemäßig wiederkehrenden Aufgaben muss ich erledigen?
Habe ich jederzeit einen Überblick über die zur Bearbeitung anstehenden Aufgaben?
Kann ich zwischen Dringlichkeit und Wichtigkeit meiner Aufgaben unterscheiden?
Setze ich Prioritäten?
Erledige ich meine Aufgaben rechtzeitig?
Gerate ich dabei öfter unter Druck?
Muss ich von Vorgesetzten oder Kollegen an die Erledigung meiner Aufgaben erinnert werden?
Schiebe ich Aufgaben vor mir her?
Erledige ich meine Aufgaben vollständig?
Erhalte ich oft Rückfragen oder Beschwerden?
Erhalte ich Klagen darüber, dass ich Vorgesetzte oder Kollegen nicht ausreichend informiere?
Verstehe ich mich mit meinem Vorgesetzten?
Verstehe ich mich mit meinen
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