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Konigs-Schiessen

Konigs-Schiessen

Titel: Konigs-Schiessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Entscheidungen schnell und überzeugend fällen konnte.
    »Kommen Sie in dem Fall denn gar nicht weiter, Toppe?«
    »Wie man’s nimmt. Es hatte sich völlig totgelaufen; jede Spur führte ins Nichts. Aber seit letzter Woche habe ich einen neuen Ansatz, noch nicht konkret, aber mein Gefühl sagt mir, daß er ganz vielversprechend ist.«
    »Na, das beruhigt mich aber. Bisher konnten wir uns doch auf Ihre Nase immer ganz gut verlassen. Und sonst?«
    »Ziemlich bewölkt, würde ich sagen.«
    »Ja, ich habe schon gehört, mit dem Betriebsklima soll es nicht zum Besten stehen. Es ist schon so etwas mit den ,neuen Besen’.«
    »Wir sind hoffnungslos unterbesetzt. Eigentlich ist es ja ein Unding, daß man allein an einem solchen Fall arbeitet.«
    »Ich dachte, Sie hätten Frau von Steendijk an Ihrer Seite.«
    »Die hat mir Herr Siegelkötter abgezogen. Aber es kann nur besser werden, im Januar ist van Appeldorn wieder da.«
    »Hätten Sie es denn nicht anders einteilen können? Man kann doch auch zu viert ohne strenge Trennung an zwei Fällen gleichzeitig arbeiten. Sie wissen, ich halte gerade den Austausch miteinander für ungeheuer wichtig.«
    »Herr Siegelkötter hat doch diese SOKO Motorrad auf Kreisebene ins Leben gerufen.«
    »Na ja«, antwortete Stein, und man konnte sein breites Grinsen hören. »Wenn wir uns nicht mehr sehen, Herr Toppe, ich wünsche Ihnen schöne Feiertage.«
    Er gab Stein völlig recht. Viel zu leicht hatte er sich das Heft aus der Hand nehmen lassen. Schließlich war er doch immer noch der Leiter des 1. Kommissariats. Er hätte dem Stasi von Anfang an mehr entgegensetzen müssen. Aber genau das war sein Problem, das wußte er. Er ging lieber den langen und leiseren Weg, auch wenn das mehr Arbeit und Überstunden bedeutete, reagierte schon mal schnell beleidigt auf Angriffe und Ignoranz, puzzelte dann still vor sich hin, um hinterher besonders gute Arbeit abzuliefern.
    Sein Kontrapunkt war van Appeldorn gewesen. Der war fix, oft zynisch und manchmal zu hart, aber sie hatten sich ergänzt, wie gut, das wurde ihm eigentlich jetzt erst richtig klar. Auch Breitenegger und Heinrichs gehörten dazu. Sie hatten alle vier ein Team gebildet, in dem jeder seine wichtige Rolle hatte, und Astrid hätte sich da mühelos einfügen können.
    Seit Wochen saßen sie hier, stritten und jammerten sich an, daß es kein Arbeiten mehr wäre, anstatt etwas dagegen zu tun. Am 15. Januar kam Norbert van Appeldorn zurück. Er blätterte im Kalender. Das war ein Dienstag. Mit einem roten Filzstift trug er sorgfältig ein: 15 Uhr – Krisensitzung (ganzes Team).
    Er sah sich in dem häßlichen graugrünen, viel zu kleinen Büro um, in dem er schon so viele Jahre hockte und in dem er eigentlich fast ebenso lange gern gearbeitet hatte.
    Er wußte, was er jetzt tun würde: Zuerst eine Fleischrolle essen und dann die Kaffeemaschine kaufen, von der sie seit Jahren redeten; sein Weihnachtsgeschenk fürs 1. Kommissariat. Den Bericht konnte er auch hinterher noch schreiben, oder vielleicht sogar erst morgen.
    Pfeifend ging er zum Parkplatz hinunter. Ein Problem hatte er schon mal, zumindest im Kopf, gelöst, und in seinem Mordfall gab es einen vielversprechenden Ansatz.
    Blieben also nur noch zwei Probleme. Eins davon stieg gerade in einem schwarzen Stretchkleid und knallroten Strümpfen in einen Kleinwagen, und Gabi war bestimmt auch immer noch sauer auf ihn.

24
    »Wat meinze, wat inne Großstadt los is’,« jammerte der Duisburger Kollege und zeigte sich wenig erfreut über Toppes Anliegen. Dafür hatte Toppe eigentlich nur ein müdes Lächeln übrig, aber er zog es vor, Verständnis zu heucheln. Auch er wäre am liebsten heute schon in den Weihnachtsurlaub gegangen, »aber kannze vergessen«.
    Nach etlichen Tassen Kaffee und dick aufgetragenen Mitleidsbekundungen versprach der Kommissar schließlich, ihm »auf jeden Fall noch vor Heiligabend, aber ob et heute noch klappt«, eine Liste der Stammgäste vom,Silbernen Hahn’ rüber zu faxen.
    Um nach s’Heerenberg zu kommen, mußte Toppe die rechtsrheinische Autobahn nehmen, was er normalerweise lieber vermied. Um diese Zeit war die Strecke immer proppevoll mit holländischen und belgischen Lastwagen, die sich ihre Elefantenrennen liefern mußten, und sie führte außerdem noch durch die dickste Industriesuppe. Eigentlich mochte Toppe das Ruhrgebiet gern. Er fand die Leute so angenehm normal, und es gab auch ganz schöne, gemütliche Ecken, aber hier auf der Autobahn wurde er

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