Konigs-Schiessen
leicht unter der Gürtellinie, Herr Kommissar. Aber natürlich ist es nicht so einfach mit den 1500 Mark. Mein Vater wollte mich runtermachen, aber ich laß mich nicht kleinkriegen. Ich komme schon über die Runden. Wie gesagt, man wird ruhiger mit den Jahren, auch ein bißchen anspruchsloser.«
Toppe schluckte mühsam an einem Mir kommen die Tränen.
»Wo spielen Sie?«
»Hier und da. Über so was redet man nicht gern.«
Jetzt grinste Toppe. » Das kann ich mir vorstellen. Ich möchte es trotzdem wissen.«
»Nein, wirklich, Herr Kommissar, das behalte ich für mich.« »Mit wem spielen Sie?«
»Verschiedene Leute. Das wechselt.«
»Nennen Sie mir einige Namen.«
»Das tut mir jetzt aber wirklich leid, auch darauf kann ich Ihnen leider keine Antwort geben. Ich bin überzeugt, daß es den Herren nicht recht wäre. Alles ehrbare Bürger übrigens, wenn Ihnen das Sorgen macht.«
»Herr Verhoeven, ich kriege das doch sowieso raus. Sie könnten mir nur eine Menge Arbeit ersparen, wenn Sie die Namen einfach nennen.«
Er wurde mit einem freundlichen Lächeln und einem bedauernden Achselzucken bedacht. »Tut mir leid, man hat so seine Grundsätze.«
»Die Spielbank in s’Heerenberg.«
»Ja«, kam es knapp zurück.
»Der,Silberne Hahn’ in Duisburg.«
»Alle Achtung!« Das meinte er ernst. »Ich muß sagen, Sie kennen sich aus.«
»Man macht sich sachkundig. Wie stehen Sie zu Ihrem Sohn Frank?«
»Komische Frage. Er ist mein Sohn. Tüchtiger Kerl. Macht sich nützlich. Opas ganzer Stolz.«
»Ihrer nicht?«
»Selbstverständlich.«
»Ihr Vater hat Ihnen jetzt auch die Buchführung entzogen.«
»Richtig, aber ich kann nicht sagen, daß ich darauf jemals besonders scharf war. Und nach meiner Schlappe Anfang des Jahres.. Man muß den alten Mann ja auch irgendwie verstehen. Meint immer, er müßte mich noch erziehen. Der beruhigt sich schon wieder. Manchmal vergißt er einfach, daß ich schon erwachsen bin. Das ist doch oft das Problem. Kennen Sie das nicht? Inzwischen sage ich mir einfach: das ist ein alter Mann, Peter, den kannst du nicht mehr umerziehen. Laß ihm seinen Stolz.«
»Und was ist mit Ihrem Stolz?«
» Danke, bestens. Bin ich jetzt entlassen? Ich hätte da nämlich noch einen wirklich wichtigen Termin..«
»Wir sind gleich fertig, Herr Verhoeven. Wer könnte Ihrer Meinung nach ein Interesse daran haben, Ihren Vater aus dem Weg zu räumen?«
»Wer außer mir, meinen Sie das?« Er wurde ein bißchen lauter, verlor aber keineswegs die Beherrschung. »Einem, der ab und zu mal spielt, einfach gern mal das Leben genießt, den lieben Gott einen guten Mann sein läßt, dem ist das Allerschlimmste zuzutrauen. Das meinen Sie doch, nicht wahr? Aber nein danke, den Mist hab’ ich mir lange genug anhören müssen. Der blanke Spießerneid. Den Schuh zieh’ ich mir nicht mehr an. Ihre Theorie ist absurd, und wenn Sie mal in Ruhe darüber nachdenken, dann müßten Sie selber draufkommen. Gott sei Dank ist das alles nicht mein Bier.«
Toppe schaltete das Tonband ab.
»Im Moment wäre das tatsächlich alles, aber wahrscheinlich muß ich Sie noch einmal belästigen.«
Verhoeven zeigte ihm seine strahlend weißen Zähne. »Sie belästigen mich doch nicht. Schließlich geht’s um meinen Onkel.«
»Und viel Erfolg noch«, rief er, als er schon auf dem Flur war.
Toppe hatte den Mann unterschätzt. Peter Verhoeven war ein ausgebuffter Zocker.
Es hatte keinen Sinn, in den,Silbernen Hahn’ reinzuspazieren und nach Verhoevens Spielpartnern zu fragen. Er mußte sich mit den Duisburger Kollegen in Verbindung setzen, die sich in der Szene auskannten. Aber heute würde er da keinen mehr erwischen; bis er in Duisburg sein konnte, wäre es nach fünf.
Er merkte auf einmal, daß er das Mittagessen ausgelassen hatte. Ob er sich mal wieder eine Fleischrolle spezial mit Pommes gönnen konnte? Vor seiner Diät war das seine Lieblingsspeise gewesen, aber jetzt hatte er seit Monaten einen Bogen darum gemacht. Allein bei dem Gedanken daran lief ihm schon das Wasser im Mund zusammen. Andererseits mußte er eigentlich seinen Bericht schreiben. Noch während er mit sich rang, klingelte das Telefon.
Es war Dr. Stein, der Staatsanwalt, der sich beschwerte, daß er so lange nichts von Toppe gehört hatte. Bei früheren Fällen war Stein fast immer bei den täglichen Besprechungen des 1. Kommissariats dabeigewesen, denn er unterrichtete sich gern über die Details, verfolgte einen Fall möglichst nah, damit er seine
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