Konigs-Schiessen
nachmittag mußte er sich noch was überlegen.
Im Präsidium hatten sich Heinrichs und Breitenegger mal wieder lautstark in der Wolle.
»Du hast sie doch wirklich nicht mehr alle stramm, Walter!« bellte Breitenegger und tippte sich mit dem Pfeifenstiel an die Schläfe. »Morgen, Helmut«, nickte er knapp.
Heinrichs war endgültig beleidigt. »Bitte, wenn du eine bessere Idee hast.« Er knüllte das Papier, das er in der Hand hielt, zusammen und warf es mit Schwung in den Papierkorb. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und stapfte zur Tür.
Das war Breitenegger nun auch wieder nicht recht. »Jetzt sei doch nicht gleich verschnupft, Mensch. Da kann man doch drüber reden. Gib die Liste mal her.«
Heinrichs zögerte und musterte Breitenegger aus zusammengekniffenen Augen, aber dann fischte er doch das Papierknäuel aus dem Abfalleimer und strich es sorgfältig glatt.
»Hab’ ich mir heute morgen beim KBA in Flensburg besorgt. Das sind alle Motorradbesitzer in Goch und Umgebung.«
Breitenegger seufzte tief und räusperte sich. Man konnte deutlich spüren, daß er sich einen Ruck geben mußte. »Na ja, vielleicht hast du recht. Schaden kann’s ja nicht. Klappern wir also die ganzen Leute ab. Aber eins sag’ ich dir: nur bis Freitag. Weihnachten will ich meine Ruhe haben und von dem ganzen Mist nichts mehr hören.«
»Bis Weihnachten haben wir den Typen längst«, meinte Heinrichs aus vollster Überzeugung.
»Traumtänzer«, murmelte Breitenegger und fing an, sich seine Pfeife neu zu stopfen.
»Das hab’ ich Gott sei dank nicht verstanden«, lächelte Heinrichs breit. Er hatte sich wieder gefangen. »Morgen, Helmut.« Auch er bemerkte jetzt Toppe.
»Morgen. Ist ja mal wieder ’ne Mordsstimmung bei euch.«
Er knallte sein Notizbuch auf den Schreibtisch und schüttelte den Kopf. Es machte wirklich keinen Spaß mehr. Er hing allein an diesem Mordfall, Astrid machte den ganzen zermürbenden Kleinkram und Breitenegger und Heinrichs kriegten dauernd Streit. Gerade die beiden, die sonst kaum was aus der Bahn werfen konnte. Heinrichs, der am liebsten alles positiv sah, und Breitenegger, den nie was aus der Ruhe brachte. Es war eindeutig der Wurm drin.
Breitenegger zündete seine Pfeife an und paffte sich in eine dicke Wolke ein. »Hast schon recht. Ist alles nicht mehr so, wie’s mal war hier bei uns.«
»Ist das ein Wunder?« schnappte Heinrichs. »Seit der Stasi da ist, geht doch alles drunter und drüber. Der reißt das ganze Team auseinander, mischt sich in jeden Dreck ein, putzt uns runter wie blutige Anfänger, spielt uns gegeneinander aus. Und da soll man noch gute Arbeit leisten!«
»Der Alte will die Statistik aufbessern. Angeblich liegen wir hier im Kreis mit unseren Ermittlungserfolgen weit unter dem Landesdurchschnitt«, antwortete Breitenegger.
»Uns kann er damit nicht meinen. Mit unseren Ergebnissen konnten wir immer zufrieden sein. Mann, wir reißen uns für den Laden doch wirklich den Arsch auf,« ärgerte sich Heinrichs. »Man hat doch kaum noch ein Familienleben. Aber darüber haben wir uns ja schon oft genug aufgeregt.«
»Ich bin froh, wenn Norbert wieder hier ist«, sinnierte Toppe.
»Ja.« Heinrichs verstand, was er meinte. »Ich glaub’ auch nicht, daß der Stasi mit dem so ein leichtes Spiel hat. Wollen wir los, Günther?«
Toppe wühlte in seinem Aktenwust. »Sag mal«, fiel es ihm plötzlich ein, »was ist eigentlich aus deiner Dackelgeschichte geworden?«
»Der Alte hat mir eine Abmahnung geschickt.«
»Das gibt’s doch wohl nicht! Und?«
»Tja, ich war ihm wohl zu renitent. Aber ein guter Freund von mir ist Anwalt. Stasi hatte leider die Fristen nicht eingehalten.« Breitenegger freute sich. »Pech! Hätt’ der eigentlich wissen müssen, wo er doch selbst Jurist ist. Hat ihn bestimmt mächtig gefuchst.«
»Ja, ja, da bleibt einem nur die klammheimliche Freude«, murmelte Heinrichs im Hinausgehen.
23
Peter Verhoeven kam fast zwanzig Minuten zu spät, aber Toppe hatte es eigentlich auch nicht anders erwartet.
»Meine Frau sagte mir, Sie möchten mich sprechen. Ich weiß zwar nicht, wie ich Ihnen helfen kann, aber bitte.«
Lässig ließ er sich auf dem angebotenen Stuhl nieder und schlug die Beine übereinander. Er war sorgfältig gekleidet mit einer hellbraunen Hose, einem passenden Pullover, darüber einen dicken fellgefütterten Ledermantel, den er zwar aufknöpfte, aber nicht ablegte. Es sah nicht so aus, als wollte er sich lange aufhalten.
Toppe stellte das
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