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Konny Reimann

Konny Reimann

Titel: Konny Reimann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Friedrich
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beruhigte ich sie immer. Ich war längst gedanklich auf dem nächsten Dampfer, zu einer neuen Aufgabe.
     

    ch möchte keine große Philosophie daraus machen, aber ich vermute, dass es weder einen selbstbewussteren Menschen gibt als mich noch einen größeren Optimisten. Beides führt dazu, dass auch nach all den aufregenden und nicht immer leichten Jahren hier in Amerika meine Einstellung im Grunde ist: Es gibt keine Schwierigkeiten! Es gibt auch keinen Stress! Fast schon wie ein Roboter habe ich im ersten Jahr bei jeder neuen Situation meiner Familie entgegengerufen: „Das is’ so! Wir sind hier jetzt in Amerika, und hier ist alles anders.“ Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz wiederholt habe. Schon bald fingen sie alle an, mich damit aufzuziehen, aber ich konnte nicht anders, zu oft reizte es mich, die für mich logische Losung zu wiederholen. Und auch Gäste, Besucher, Kollegen und Kunden bekommen immer wieder von mir zu hören, was ich hier als Erstes von den Leuten mitbekommen habe: „Akzeptiert die Situationen so, wie sie sind, und geht damit um! Das Leben is’ so. Alles andere ist Quatsch.“
     
    Bei Janinas ehemaliger Chefin Donna hängt ein in Holz gehauener Spruch zu Hause über ihrem Schreibtisch: „Never never never give up.“ Könnte von mir sein, ist aber von Winston Churchill. Mein kurzes, schon ein paar Mal erwähntes hanseatisches „Is’ so“ passt gut dazu. Egal, was auf was auf einen zukommt, es lässt sich ohnehin nicht vermeiden. Was soll ich mir groß Gedanken und Sorgen vor der Zukunft machen? Sie wird eintreten, und ich werde mit ihr leben. Sie verwandelt sich ohnehin binnen Sekunden in Vergangenheit. Da sagt man einfach „Is’ so“ und macht weiter im Text, denn das Wichtige ist nicht, was passiert, sondern dass man weitermacht, immer an das glaubt, was man macht, und sich durch nichts und niemanden davon abbringen lässt. Churchill hatte also Recht.
     
    Das Ignorieren von Paragraphen und Bestimmungen habe ich aber nicht erst in Amerika (wo es viele der überflüssigen Paragraphen gar nicht erst gibt) gelernt. Auch in Deutschland habe ich das so gehalten, immer aus dem Bauch entschieden, aber den Verstand als Berater dazugeholt. Wenn man so will, war ich quasi schon in der alten Heimat ein „Outlaw“. Amerika kam mir da sehr entgegen. Denn hier bin ich zwar immer noch anders als die anderen, aber wenn hier jemand schräg ist oder ungewöhnliche Dinge tut, rümpft keiner die Nase, sondern jubelt und feuert einen an, wenn überhaupt Notiz davon genommen wird, denn in Amerika gibt es mehr Verrückte als Normale.
     
    Auch wenn wir hier noch nicht so viele echte Freundschaften mit US-Bürgern geschlossen haben, genieße ich doch sehr die vorherrschende Mentalität. Niemand hadert hier mit dem Schicksal, weder bei der Arbeit noch bei sonst irgendwas. Alle sind ruhiger, gelassener, es wird nicht so viel lamentiert. Im Gegenteil, die meisten können über ihre kleinen und großen Unglücke oft lachen und sich sofort einer neuen Himmelsrichtung zuwenden, um irgendwie anders als bisher weiterzumachen.
    Natürlich kann man auch oft verzweifeln, hat das Gefühl, dass von 100 Menschen nur einer dabei ist, der was im Kopp hat. Aber, Hand aufs Herz, auf die eine oder andere Weise geht einem das in vielen Ländern so. Vielleicht ist Amerika zu groß, um über den eigenen Tellerrand zu schauen. Das fängt in der Schule an und wird später kaum besser. Die Menschen hier bekommen oft gar nicht erst beigebracht, was es da noch so alles in der Welt gibt, was unweigerlich dazu führt, dass sie kein Interesse an anderen Menschen, Nationen und Ideen haben. Gleichzeitig empfangen sie jeden mit offenen Armen, egal was er macht und woher er kommt. Von diesen Widersprüchen gibt es in Amerika eine ganze Menge. Denn auch wenn wir schon auf Leute gestoßen sind, die 10 + 1 mit dem Taschenrechner ausrechnen, es gibt doch einiges, was man sich von den Menschen hier abschauen kann. Wären wir auch hierher gekommen, wenn wir vorher gewusst hätten, wie die Leute hier ticken? Ich denke schon. Das Land ist groß, man kann tun und lassen, was man will. Wen kümmert es schon groß, wie hell jemand in der Birne ist. Hat mich in Deutschland schon nicht interessiert und tut es hier auch nicht. Wichtig ist, was wir machen.
     
    Ganz abgesehen davon sind auch mit Deutschen, die wir neu kennengelernt haben, nur wenige richtige Freundschaften entstanden. Aber ab und an sind bei den Gästen welche dabei, mit

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