Konny Reimann
Dabei wird es darum gehen, den Charakter zu festigen und Disziplin zu lehren. Aber das wird eine andere Geschichte sein.
Inzwischen steht ziemlich fest: Wenn dieses Buch erscheint, werden wir unser altes Haus in Gainesville verkauft haben. Das hoffe ich zumindest. Ende Juli 2008 haben wir die letzten Halme gemäht und das Haus so ansehnlich wie möglich für künftige Besitzer gemacht. Dass für die Rasenflächen vor und hinter dem Haus sage und schreibe vier Rasenmäher aufgewendet werden mussten, ist wieder so eine Geschichte. Es war schön, wir haben gerne da gewohnt, aber jetzt sind wir schon fast ein Jahr zusammen am Moss Lake, ich sogar schon fast zwei Jahre. Das alte Haus hat uns zu viel Zeit und Geld gekostet, es gehört einfach der Vergangenheit an. Wahrscheinlich werden wir damit unter dem Strich sogar etwas Verlust machen, aber die vielen neuen Dinge, die es zu bewältigen gibt, sind einfach wichtiger und spannender, als den alten Schuppen vergangener Tage noch mal über Monate auf Vordermann zu bringen und strahlender zu machen, als wir ihn je gesehen haben. Da verzichten wir lieber auf ein paar Kröten und wenden uns der Zukunft zu. Es ist klar, wer den Verkauf für uns erledigen wird – natürlich die Frau, zu der wir erstmals in Deutschland Kontakt hatten, die wir am zweiten Tag unseres texanischen Lebens kennenlernten, die ebenfalls am Moss Lake wohnt und die uns in Unterkunftsfragen immer gut zur Seite gestanden hat: Rita Greer. Sie wird verkaufen, was sie uns einst anbot und verkaufte.
ir werden nie wirklich Amerikaner sein. Wie soll ich als alter Hanseat, als Junge von der Alster, denn jemals ein Redneck werden? Das geht doch gar nicht. Ich bin der „Meister“ und kein Mister. Die Ironie könnte dennoch siegen, denn im Jahr 2009 werde ich wahrscheinlich, zumindest auf dem Papier, Amerikaner. Nach fünf Jahren, die man am Stück in Amerika gelebt haben muss, kann man offiziell den Antrag stellen. Auch das hätte ich vor vier Jahren noch nicht für möglich gehalten. Man stelle sich mal vor, mir hätte in meinen Lehrjahren bei Blohm & Voss jemand gesagt, ich würde mit knapp über fünfzig ein Amerikaner sein!? Den hätte ich doch eingewiesen. Egal, Konny wird Ami. Und dann heißt es für mich endgültig: Don’t snäck, Kopf in’ neck! Lacht nicht, das is’ so.
Bevor man aber eingebürgert wird, steht noch ein Fragebogen mit sage und schreibe hundert Fragen aus. Ich weiß nicht, wie viele man davon zur Zufriedenheit gelöst haben muss, aber es wird schon gehen. Den Führerschein habe ich ja auch zweimal gemacht. Nicht etwa, weil man das hier so machen muss. Nein, ich hatte schlicht die erste Prüfung nicht bestanden.
Aber noch mal zur Staatsbürgerschaft: Der Vorteil, den die amerikanische Staatsbürgerschaft für uns mitbringt, besteht darin, dass uns danach niemand mehr wegschicken kann. Momentan könnte sich morgen die Einwanderungsbehörde melden und sagen, deine Nase ist zu groß, du musst leider in den nächsten vierzehn Tagen nach Hause fahren. Bye-bye! Um das zu verhindern, muss man richtiger Amerikaner sein. Ich werde dann auch wählen können. McCain und Obama müssen leider auf meine Unterstützung noch verzichten, aber dann sollten sie besser ihre Sache gut machen, sonst werde ich 2012 für jemand anders stimmen.
Also heißt einer der Ausblicke: Konny Reimann wird im Jahr 2009 Amerikaner.
ank Dagmar und RTL kennen uns inzwischen ganz Deutschland und nicht wenige Menschen aus deutschsprachigen Ländern und dem europäischen Ausland. Durch die vielen Deutschen in Texas, die entweder von Verwandten und Bekannten in der alten Heimat oder über moderne technische Möglichkeiten von uns mitbekommen haben, gibt es jetzt auch immer mehr Amerikaner, die von uns Notiz und dann auch sehr schnell Anteil an unserem Leben nehmen. Wir bekommen inzwischen viele Mails aus den USA, irgendwelche Menschen, die schreiben: „Wir sind stolz auf euch“ oder „Macht weiter so“. Auch wenn ich keinen einzigen von ihnen vermutlich jemals zu Gesicht bekomme, so weiß ich diese anonyme Freundschaft doch sehr zu schätzen.
enn ich jetzt darüber nachdenke, was die Highlights dieser unglaublichen bisherigen vier Jahre waren, kann ich auf kein Ereignis mit dem Finger zeigen und es auf ein Podest heben. Es war eine einzige glückbringende Fahrt. Wir haben jeden Tag genossen, immer den nächsten, gleich hochwertigen Höhepunkt im Blick, oder mehrere davon. Inzwischen
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