Konny Reimann
herausstellte, handelte es sich um eine Schnappschildkröte, die sich verirrt hatte, und fortan mochte keiner von Donnas Gästen mehr bei ihr schwimmen gehen. Donna fragte also den furchtlosen Tierliebhaber Konny, ob er sich bereit erklären würde, das Tier, das wir aufgrund von Donnas Nachnamen zunächst „Hertel-Turtle“ nannten, aus dem Wasser zu holen. Natürlich sagte ich „Ja“, und wenig später fischte ich sie tatsächlich aus Donnas Pool. Wir haben sie dann gemeinsam auf der Ladefläche des roten Pick-ups zum See gebracht und ihr dort die Freiheit geschenkt. Nicht jedoch, ohne sie vorher noch auf den Namen „Gertrud“ zu taufen.
m Mai 2008 war Manu das erste Mal seit unserer Auswanderung wieder in Deutschland und somit auch das erste Mal wieder in Hamburg. Ihre beste Freundin Uta hatte sie schon Wochen vorher mündlich zu ihrer Hochzeit eingeladen, und Manu hatte lange überlegt, ob es möglich wäre, hinzufliegen. Ich hatte bei meinem Besuch im Februar die offizielle Einladung mitgenommen, und spätestens da war klar: Sie musste (und wollte natürlich auch) kommen.
Aber einfach so sollte das dann doch nicht vonstattengehen. Manu hatte hierzu einen teuflischen Plan: Sie sagte ab. Einer erschütterten Uta erklärte sie am Telefon, es täte ihr unglaublich leid, aber sie könne nicht weg, ihr Arbeitgeber, das Kasino, würde in dieser Hinsicht kein Erbarmen kennen. Uta war am Boden zerstört, musste aber nach allen Überredungsversuchen einsehen, dass an dem Fakt weder sie noch Manu rütteln konnten. Manu hatte Dagmar bereits in ihre Pläne eingeweiht und um ihr Mitwirken gebeten. Als Dagmar zur Einweihung vom Haus Dithmarschen nach Gainesville kam, besprachen sie lediglich die letzten Details.
Am 9. Mai sollte die Hochzeit über die Bühne gehen, einen Tag vorher kamen Manu und mit ihr Janina in Hamburg an. Sie erzählte mir später, wie fremd ihr alles vorkam. Selbst ihr geliebtes Hamburg war für sie kaum wiederzuerkennen. Es war, als führe sie im Taxi vom Flughafen durch eine fremde Stadt. Erst als sie die Alster und die Innenstadt erreicht hatten, stellte sich so etwas wie ein vertrautes Gefühl bei ihr ein.
Am nächsten Tag klingelte es an der Tür des Brautpaares. Uta öffnete und sah sich zwei Frauen gegenüber, die einen Blumenstrauß in der Hand hielten. Sie stutzte und hielt für einen Moment inne. Eine der Frauen hatte einen kurzen braunen Pagenschnitt, die andere hatte lange blonde Haare, und beide trugen sie Sonnenbrillen. Die Frauen waren üppig geschminkt, die dunkle von beiden hatte sogar einen gemalten Schönheitsfleck. Hinter den Blumen befand sich, was Uta nicht sehen konnte, ein Spickzettel, der der Frau mit dem Pagenschnitt dazu diente, der perplexen Braut in spe einen vorbereiteten Text fehlerfrei und mit verstellter Stimme aufzusagen: „Hallo, Frau Pahnke. Dies ist ein Blumengruß zu Ihrer Hochzeit. Und Sie glauben ja wohl nicht, dass sich Ihre beste Freundin in Amerika diesen besonderen Moment entgehen lässt.“
Uta schaute ungläubig auf und entdeckte hinter den beiden Botinnen eine Kamera. Von einer auf die andere Sekunde wurde ihr alles klar. Vor ihr stand die Frau, die sie schon länger für diesen Tag als „vermisst“ abgeheftet hatte und die sie sich doch so sehr neben sich gewünscht hatte. Und hinter dieser Frau und ihrer Tochter standen zwei RTL-Mitarbeiter sowie Dagmar Vetter und ihr Kamerateam und hielten die Überraschung für die Nachwelt auf Film fest. Nachdem Manu und Janina in Hamburg angekommen waren, hatten sie sich ihre Tarnkleidung besorgt und die letzten Dinge organisiert, damit die Saat aufgehen konnte. Auch der künftige Ehemann war eingeweiht, nur die Braut ahnte nichts. Als Manu nun mit Janina von Scheitel bis Sohle verkleidet vor ihr stand und Uta schließlich erkannte, was los war, brachen in ihr alle Dämme. Sie kam die paar Stufen von der Tür zu ihnen herunter, riss Manu die Perücke vom Kopf und umarmte erst sie und dann Janina. Sie fing an zu zittern und zu weinen, unvorhergesehenes Glück überrollte sie wie eine Lawine. Die Überraschung war nicht nur geglückt, Manu hatte mitten ins Schwarze getroffen. Es war eine dieser Aktionen, die genau so ablief wie vorher gewünscht. Manu hatte den ohnehin schon schönsten Tag ihrer Freundin sogar noch ein großes Stück schöner machen können.
Die anschließende Feier war für das Brautpaar, aber auch für Manu, weit mehr als nur ein rauschendes Fest. Der ganze Tag hatte schon perfekt
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