Konny Reimann
haben wir tatsächlich ein neues, diesmal eigenes Boot gekauft, das auf jeden Fall für eine ganze Weile ein Highlight sein wird. Denn jetzt geht es raus auf den See in eigener Regie, was uns in den letzten Jahren, nachdem das Boot von Dangerous Dave sein Versprechen nicht halten konnte, zumindest ohne Rick und Uwe nicht möglich war. Ich habe also wieder ein ganzes Stück neue Freiheit und Unabhängigkeit gewonnen. So oft es geht, fahren wir raus, mit unseren Gästen, ohne unsere Gäste, mit oder ohne Freunde, ich als Kapitän oder zwanzig Meter hinter dem Boot auf irgendwas, worauf man stehen und sich ziehen lassen kann. In diesem Sommer, dem Sommer 2008, sind wir oft abends noch mal rausgefahren auf den See. Immer der Nase oder dem Sonnenuntergang nach. Und dann einfach irgendwo ins Wasser gesprungen. Bei 40° tagsüber und selbst am Abend noch dickwarmer Luft kann ich mir nichts Schöneres vorstellen. Höchstens, auch wenn mir das keiner glauben mag, surfen bei Regen, Kälte, Wind und Sturm. Herrlich, richtig spüren, dass man da ist. Und der Körper mit den Elementen spielen kann. Oder die Elemente mit dem Körper, je nachdem. Rømø und Südfrankreich leben eben in mir immer weiter. Vielleicht werden wir hier bald auch wieder Glühwein trinken, wie wir es schon mal gemacht haben, an den wenigen Tagen, die Gainesville mit ein wenig kalter Witterung auffüllte.
Ich muss an dieser Stelle noch eine andere Geschichte erwähnen. Dangerous Dave, der im richtigen Leben ja inzwischen Autos aufpoliert, hatte eines Tages derartige Probleme mit einem ihm anvertrauten Auto, dass er kurzerhand wutentbrannt eine Apfelsine vom Frühstückstisch nahm und sie gegen den Wagen schmiss. Am selben Tag noch fing es an zu regnen, und am nächsten Morgen entdeckte er, dass die Stelle, wo die Orange aufgeprallt war, sonderbar gut aussah. Das Regenwasser war dort sauber abgeperlt. In den Tagen danach experimentierte er an einer Formel herum, die in ein Autowachs auf biologischer Basis unter Zuhilfenahme von Orangen mündete. Das ist nicht erfunden. Dangerous Dave konnte sein beliebtes Poliermittel entwickeln, nachdem er das Auto eines Kunden mit einer Orange erschießen wollte.
Auch mir hat er irgendwann mal eine Kiste von dem Zeug mitgegeben. Nun bin ich nicht jemand, der sonntags an der Toreinfahrt steht und sein(e) Auto(s) poliert. Also stand die Kiste lange unbenutzt bei mir herum. Bis ich eines Tages dabei war, unser neues Motorboot, das ich wesentlich besser pflege als all unsere Autos, aufzupolieren. Mir fiel ein, dass ich ja noch die Kiste Orangenpoliermittel von Dave hatte. Ich probierte es an dem Boot aus, und siehe da, es funktionierte. Daves Wundermittel ist auch für Motorboote mehr als geeignet.
Neben dem Motorboot gibt es übrigens noch eine Neuerung, die vielleicht auf den ersten Blick trivial erscheint, die für uns, speziell für Manu, jedoch von enormer Wichtigkeit ist: Wir haben kürzlich eine neue Waschmaschine gekauft, auf die sich Manu schon lange gefreut hat. Wie so vieles bei der Familie Reimann nicht normal ist, so ist auch dieses Gerät nicht einfach eine Waschmaschine – es ist ein Monster von einer Waschmaschine! Manu könnte sich selber da reinsetzen, so groß ist das Ding. In Deutschland würde das wohl als Industriewaschmaschine durchgehen. Der Waschkoloss ist noch etwas, was das Leben hier einfacher und besser macht.
ir haben in Texas alles erreicht, was wir uns je erträumt hatten, als wir dieses Abenteuer anfingen – und mehr. Es gibt auch keine materiellen Anschaffungen, die wir hier entbehren müssten. Immer wenn uns etwas fehlt, erschaffen wir es uns, bauen es, besorgen es, organisieren es oder kennen jemanden, der es mit uns umsetzen kann. Wir haben in Texas und speziell durch das neue Grundstück, die Gästehäuser und die Hafenkneipe so viele geile Leute kennengelernt, das kann man nicht ersetzen. Wenn man so will, haben wir uns die Rosinen des alten Lebens herausgepickt und hierher verpflanzt, einen neuen Kuchen angerührt und haben jetzt das Beste von beiden Welten.
Wenn ich in Amerika überhaupt etwas wirklich vermisse, so höchstens die Bratkartoffeln. Hier in Texas wissen sie einfach nicht, wie man die gescheit zubereitet. Also mache ich sie einfach selbst. Hatte ich erwähnt, dass ich auch ein guter Koch bin? Wahrscheinlich nicht. Ich mache eigentlich am liebsten, und nicht selten, ein gutes Essen aus dem, was so da ist. Der Kühlschrank mit seinen Überraschungen
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