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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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ein. Errki ist ein ausdauernder Wanderer. Nur ist es einfach hoffnungslos, auf gut Glück den Wald abzusuchen. Vielleicht versteckt er sich im Keller der Klinik, vielleicht ist er per Anhalter unterwegs nach Schweden. Oder nach Hause, nach Finnland. Er ist so ein Typ, immer unterwegs.«
    »Wenn er so auffällig ist, wie Sie ihn beschrieben haben, dann muß er doch gesehen werden.«
    »Das ist noch die Frage. Er schleicht umher. Plötzlich steht er da, und niemand hat ihn kommen hören.«
    »Wir haben eine ausgezeichnete Hundestreife«, sagte Skarre optimistisch. »Wissen Sie, ob er Medikamente nimmt?«
    »Fragen Sie im Krankenhaus. Warum wollen Sie das wissen?«
    Skarre zuckte mit den Schultern. »Ich wüßte gern, was passiert, wenn er sie plötzlich absetzen muß.«
    »Vielleicht reißen die inneren Stimmen dann die Herrschaft an sich.«
    »Wir haben wohl alle unsere inneren Stimmen«, sagte Skarre und lächelte.
    »Ja, meine Güte«, erwiderte Gurvin und nickte. »Aber die kommandieren uns nicht herum.«
     
    Gurvin lenkte seinen Wagen durch den Wald. Dabei wirbelte er eine Staubwolke auf.
    »Wo Errki auftaucht, passiert etwas Scheußliches«, sagte er verbissen. »Er war acht, als seine Mutter gestorben ist, habe ich das schon gesagt?«
    Skarre nickte.
    »Sie ist eine Treppe hinuntergefallen und hat sich das Genick gebrochen. Und Errki glaubte, daran schuld zu sein.«
    »Wirklich?«
    »Damit hat er anderen Kindern schreckliche Angst eingejagt. Und die sind ihm ausgewichen. Ich glaube, das war ihm nur recht so. Einige Jahre später wurde oben bei der Kirche ein älterer Bauer gefunden. Offiziell war er von der Leiter gefallen. Aber Errki war gesehen worden, als er vom Unglücksort wegrannte. Vielleicht verstehen Sie jetzt besser, daß das Dorf sein Urteil schon gefällt hat, ob er nun Halldis’ Mörder ist oder nicht. Und wenn Sie mich fragen – ich neige zur selben Ansicht. Schauen Sie sich doch um. Das ist eine einsame Gegend. Wer sich nicht auskennt, kommt nicht her. Und Errki kennt sich aus, er ist schließlich hier aufgewachsen.«
    »Aber es stimmt doch auch«, sagte Skarre langsam und gab sich alle Mühe, nicht wie ein Oberlehrer zu klingen, »daß die Vorstellung von Psychiatriepatienten und ihrem Hang zu Gewalttätigkeiten um einiges übertrieben ist. Ein Mythos, der Vorurteilen entspringt. Ängsten und Unwissenheit. Sie müssen einen klaren Kopf behalten, jetzt, wo Sie mitten in diesem Fall stecken. Und weil Sie ihn kennen und Halldis gekannt haben. Wenn die Zeitungen Wind von der Sache bekommen, werden sie aus Errki ein wahres Ungeheuer machen.«
    Gurvin sah ihn an. »Das ist ja gerade das Problem. Weil er immer allein ist, allen Menschen aus dem Weg geht und kaum je ein Wort sagt, wissen wir eigentlich gar nicht, wer er ist. Was er ist.«
    »Krank«, sagte Skarre.
    »Das wird behauptet. Aber im Grunde verstehe ich das nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie fremde Stimmen sich im Kopf eines Menschen ausbreiten und ihn zwingen können, Dinge zu tun, an die er sich später nicht erinnert.«
    »Wir wissen nicht, ob er der Täter ist.«
    »Wir haben Fingerabdrücke und mehrere Fußspuren. Er kann so verrückt sein, wie er will, und von einer Sekunde zur anderen alles vergessen. Aber vor technischen Beweisen kann er nicht davonlaufen. Und diesmal haben wir technische Beweise.«
    »Das hört sich alles so an, als ob Sie ihn gern wegen dieses Mordes festnehmen würden?«
    Skarre klang ganz unschuldig. Gurvin durchschaute ihn nicht. »Das wäre schon gut. Wir fanden es auch alle gut, als er endlich aufgrund von Paragraph 5 eingewiesen wurde. Endlich wußten wir, wo er war. Jetzt läuft er durch die Gegend und führt Selbstgespräche. Gott soll mich schützen, aber meine Kinder müssen abends früh im Haus sein, solange er frei herumläuft.«
    »Errki hat vielleicht größere Angst als Ihre Kinder«, sagte Skarre leise.
    Gurvin kniff den Mund zusammen und gab Gas. »Sie sind nicht von hier. Sie kennen ihn nicht.«
    »Nein«, Skarre lächelte, »aber ich gebe gern zu, daß Sie meine Neugier geweckt haben.«
    »Wie schön, daß Sie mit einem unbezwingbaren Glauben an die Menschen gesegnet sind«, sagte Gurvin. »Aber vergessen Sie nicht, daß Halldis tot ist. Jemand hat sie ermordet. Jemand war da, hat die Hacke gehoben und in ihr Auge gepreßt. Und ob dieser Jemand nun Errki war oder ein anderer, auf jeden Fall finde ich es grauenhaft, daß dieser Mensch ein Recht auf Verteidigung hat. Denn

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