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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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eine solche Tat läßt sich einfach nicht verteidigen.«
    »Die Tat soll auch nicht verteidigt werden. Nur der Mensch, der dahintersteht«, korrigierte Skarre. »Und wir wissen nicht, warum sie gestorben ist. Darf ich hier im Auto rauchen?«
    Gurvin nickte und griff nach seinen eigenen Zigaretten. »Wie ist denn Ihr Chef? Erzählen Sie ein bißchen über ihn.«
    Skarre lächelte. Das war immer seine erste Reaktion, wenn Konrad Sejer erwähnt wurde.
    »Streng und grau. Ein bißchen autoritär. Verschlossen. Tüchtig. Messerscharfer Verstand. Gründlich, geduldig, zuverlässig und ausdauernd. Hat eine Schwäche für kleine Kinder und alte Damen.«
    »Und für die dazwischen nicht?«
    »Er ist Witwer.« Skarre schaute aus dem Fenster. »Er hat vergessen, daß er nur versprochen hat, mit ihr zusammenzubleiben, bis der Tod sie scheidet. Er glaubt, es gelte bis zu seinem eigenen Tod.«
     



SEJER STARRTE DEN GRAUEN BILDSCHIRM AN.
    Die Bank. Die Schalter. Die Fenster zum Platz, durch die das Licht hereinfiel und das Bild undeutlich machte. Er hatte alles vor sich, von Anfang bis Ende. Aber die Aufnahmen waren undeutlich. Es war schwer, da einen Menschen zu identifizieren. Der Wagen war über alle Berge. Sie hatten die Ausfahrtstraßen gesperrt, aber kein kleines weißes Auto war aufgetaucht. Vielleicht war der Wagen längst irgendwo abgestellt worden, vielleicht war der Bankräuber über eine Brücke gefahren und dann auf dem Südufer zurückgekehrt, um sich und sein Auto in der Innenstadt zu verstecken. Im Grunde rechnete Sejer damit, daß die Geisel inzwischen auf freien Fuß gesetzt worden war, aber er konnte sich nicht darauf verlassen. Er lehnte sich im Sessel zurück und schlug die langen Beine übereinander. Er hatte seinen Schlips gelockert und die Ärmel aufgekrempelt, sein Hemd war ein wenig zerknittert. Die Kassiererin, der Filialleiter und etliche Zeugen, die vor der Bank gestanden hatten, als der Räuber hinausgestürzt war, waren der Reihe nach verhört worden. Er selbst hatte ebenfalls seine Beobachtungen zu Protokoll gegeben. Hatte sich den Kopf zerbrochen, um möglichst viele Details zu finden. Der Polizeizeichner hatte zugehört und genickt und ein hervorragendes Bild angefertigt. Sejer hatte es überwältigend ähnlich gefunden. Anfangs zumindest. Dann waren ihm Zweifel gekommen. Er setzte sich gerade, als jemand an die Tür klopfte. Skarre und Gurvin betraten das Zimmer.
    Gurvin blickte Sejer interessiert an. »Ich höre, Sie hatten eine Geiselnahme?« Er machte sich an seiner Sonnenbrille zu schaffen und setzte sich in einen freien Sessel. Jetzt waren die Rollen vertauscht. Er war auf der Wache, wo die großen Jungs über alle möglichen Geräte verfügten.
    »Ich sehe mir gerade diesen hoffnungslosen Film an«, sagte Sejer düster. »Die Qualität ist einfach unmöglich.«
    »Dürfen wir den auch sehen?« fragte Skarre neugierig.
    »Natürlich. Brille aufsetzen nicht vergessen, falls das nötig ist.«
    Er ließ das Video noch einmal laufen und wartete auf Reaktionen. Da waren die Schalter. Nun kam die junge Frau durch den Eingang vom Platz her. Sie schaute sich ein wenig unsicher um und ging zum Regal mit den Broschüren. Knapp fünfzehn Sekunden später tauchte der Bankräuber auf. Er schien beim Anblick der Kundin, die vor ihm gekommen war, zusammenzuzucken. Dann schnappte er sich eine Überweisung und fing an zu schreiben. Die Tür öffnete sich zum drittenmal, und nun folgte die Reaktion, die Sejer erwartet hatte.
    »Ja du meine Güte«, rief Skarre. »Bist du das nicht, Konrad?« Überrascht starrte er seinen Chef an. Sejer wollte es mit Fassung tragen. Er lachte. Gurvin schaute verwundert drein.
    »Aber sicher bin ich das. Ich war auf dem Weg zur Arbeit, durch die Fußgängerzone, und setzte mir plötzlich in den Kopf, daß die Person, die mir da entgegenkam, verdächtige Ähnlichkeit mit einem Bankräuber hätte. Also machte ich kehrt und schaute dem Mann hinterher. Sah, daß er in der Bank verschwand. Und ging auch hin.«
    »Ja? Und dann?«
    »Das siehst du ja im Film. Ich habe mich umgeschaut, habe die junge Frau gesehen, alles war ruhig und friedlich. Da bin ich wieder gegangen.« Er starrte die anderen resigniert an. »Ich bin einfach wieder gegangen.«
    Skarre prustete los. Gurvin sehnte sich schmerzlich nach Kollegen.
    »Ich hatte die Bank kaum verlassen, da hat er zugeschlagen. Schaut jetzt genau hin.« Der Bankräuber lief quer durch den Raum und bedrohte die Geisel. Dann fiel ein

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