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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Nase hielt. »Wenn ich wieder aufwache, werde ich sehr krank sein. Vielleicht solltest du ins Dorf gehen und Hilfe holen. Mir wäre das recht, mir ist jetzt alles egal. Ich habe versprochen, Geld aufzutreiben, und das hab ich getan.«
    »Ich heiße Errki Peter Johrma. Und jetzt leg ich mich hin.«
    »Mach, was du willst«, murmelte Morgan. Es war nur ein Flüstern in der Stille. Errki ging in die Kammer. Er bückte sich und suchte in der Matratze, bis er den Revolver gefunden hatte. Schob ihn in den Hosenbund. Er war vorbereitet.
    Dann rollte er sich zusammen, legte die Jacke unter seinen Kopf und versank in tiefen Schlaf.
     

»WAS KANNICK JETZT BRAUCHT, ist ein Pokal«, sagte Margunn energisch. »Einen, den er putzen und wienern und den er seiner Mutter zeigen kann. Er kann es schaffen, er ist mehr als gut. Und Schießen ist das einzige, was er kann.«
    Sie nickte zweimal, um ihre Aussage zu unterstreichen.
    Sie saßen in ihrem Büro. Sejer lächelte und merkte, daß er Kannick den Pokal gönnte.
    »Macht es ihm Probleme, mit diesem Erlebnis umzugehen?« fragte er und betrachtete fasziniert Margunns Gesicht. Schön war sie nicht, sie sah aus wie ein Mann mit ihrer hohen Stirn, der faltigen Haut und der Andeutung von Schnurrbart. Ihre Stimme war ziemlich tief. Aber sie war erfüllt von einem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen, vor allem in den Menschen, für die sie sorgen mußte. Das Wohlwollen kam als kleidsamer, errötender Eifer in ihrem Gesicht zum Ausdruck.
    »Nein, das schafft er mühelos. Jedenfalls scheint er sich auf das Bogenschützenturnier zu konzentrieren und sich auf diese Weise alles andere vom Leib zu halten. Und Sie dürfen nicht vergessen, daß die Jungen hier schon allerlei mitgemacht haben. So leicht sind die nicht umzuwerfen.«
    »Alles klar«, sagte Sejer. »Erzählen Sie mir von ihm.«
    Margunn schob ihren Stuhl zurück und lächelte. »Kannick ist das, was wir als guten, altmodischen Unglücksfall bezeichnen können. Resultat der mangelnden Charakterstärke und Impulsivität seiner Mutter. Allerdings hatte sie auch nie die Chance, Charakterstärke zu entwickeln, nach allem, was ich über ihre Familie weiß. Genau wie Kannick war auch sie im Weg. Überflüssig. Jeden Sommer kommen Polen als Erntehelfer her. Kannicks Mutter arbeitete an einer Tankstelle, wo die Polen sich jede Woche die billigsten Zigaretten und vielleicht auch ein Pornoheft kauften, wenn sie sich mal etwas Besonderes gönnen wollten. Sicher waren sie eine Art Höhepunkt. Sie waren anders, exotisch. Und, wie die Mutter mir erzählt hat, um einiges galanter, als die Frauen aus der Gegend es gewohnt waren. Sie sagte, sie haben mich wie eine Dame behandelt, Margunn. Natürlich macht so etwas Eindruck auf ein Mädchen, das sämtliche eventuell vorhandene Unschuld längst verloren hat und diesen Verlust auch nicht mehr betrauert. Eines Tages tauchte er also in der Tankstelle auf, Kannicks Vater, meine ich. Er war seit vier Monaten von zu Hause fort und vermißte wohl allerlei. Das ist doch alles nicht schwer zu verstehen.«
    Margunn lächelte versöhnlich. »Kannick ist im Lager entstanden, nach Feierabend, zwischen Kästen mit Kartoffelchips und Putzwolle. Und die Mutter hat das alles nicht bereut. Bis sie merkte, daß der Junge unterwegs war. Als Baby hat er viel geschrien, und sie fand heraus, daß er ruhig blieb, solange er satt war. Wozu diese Erkenntnis geführt hat, werden Sie gleich sehen. Sie selbst wollte unbedingt jemanden finden, der ihr Liebe schenkt, das will sie noch immer. Kannick wollte sie nicht haben. Sie hat nichts gegen ihn. Sie begreift nur nicht, daß sie für ihn verantwortlich ist. Er ist ihr einfach widerfahren, wie eine Krankheit.«
    »Aber was ist denn sein Problem, warum ist er hier gelandet?«
    »Ursprünglich war er viel zu lebhaft und impulsiv, um in einer normalen Schule zurechtzukommen. Aber dann hat sich die Lage geändert, und jetzt verschließt er sich immer mehr. Er träumt viel vor sich hin. Kann sich für nichts engagieren und schließt sich an niemanden an. Er wünscht sich Aufmerksamkeit, und zwar total; kriegt er die, dann blüht er auf. Wenn er nicht alle Aufmerksamkeit haben kann, dann will er gar keine. Jede Woche einmal kommt ein Trainer und übt mit ihm Bogenschießen, und dabei lebt er auf. Dann geht es nur um Kannick, darum, was er kann oder nicht. Aber in der Schule ist er nur einer unter mehreren, und deshalb beteiligt er sich überhaupt nicht.«
    »Alles oder

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