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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Vorstellung, allein gelassen zu werden, nicht ertragen. Es wäre schrecklich, wenn sie gefunden und getrennt würden. Wenn Errki nicht mehr da wäre, wenn er ihn niemals wiedersehen könnte. Er hatte doch sonst niemanden. Das heiße, verdreckte Zimmer, der Whiskyrausch, Errkis leise, angenehme Stimme und der fette Junge mit dem gesenkten Blick – er wollte nicht, daß das alles aufhörte. Dieser Gedanke verschlug ihm den Atem. Verwirrt riß er die Flasche an sich.
    »Wurzel, Stengel und Blatt«, murmelte er.
    Kannick begriff jetzt, daß sie beide verrückt waren. Vielleicht waren sie gemeinsam aus der Anstalt ausgebrochen. Zwei Zeitzünderbomben. Besser, er blieb ganz still. Er atmete, so leise er konnte.
    Errki hatte sich ein wenig zurückgezogen. Er saß auf dem Boden und lehnte den Rücken an den kaputten alten Schrank. Jetzt war alles friedlich. Trommeln und Dudelsack waren endlich verklungen. Seine Hand ruhte auf dem Revolver.
     

EIN FORSTARBEITER WAR in seinem roten Massey Ferguson unterwegs zum Plateau. Er hielt auf den kurzen Waldweg zu, wo er den Wagen abstellen wollte. Überrascht starrte er die grüne Plane an. Stellte den Motor ab und stieg aus.
    Er schob den glatten grünen Stoff auf das Wagendach und schaute ins Innere. Leer. Abgesehen von einem kleinen Glas mit Schraubverschluß, das vorn auf dem Boden lag. Er öffnete die Tür, griff nach dem Glas und las das Etikett. Trilaphon, 25 Milligramm, morgens, mittags und abends. Für irgendeinen Errki Johrma, verordnet von Dr. S. Struel. Es war ein kleines, verlassenes weißes Auto. Unverschlossen. Ihm fiel ein, daß er am Morgen in den Radionachrichten etwas über einen Banküberfall gehört hatte. Das hier war ein Renault Mégane. Der Forstarbeiter ging zurück zu seinem Fahrzeug, wendete und fuhr nach Hause.
    Nach weniger als einer Stunde erreichten zwei Autos das Plateau. Drei aufgeregte Schäferhunde, die wild fiepten und winselten. Sharif führte an, ein fünfjähriger Rüde. Alles sträubte sich an diesem großen Hund, Fell, Ohren und Sinne. Ihm folgte Nero, der eine Spur heller und leichter war. Er war ebenso unruhig wie Sharif und wollte sofort losstürmen. Der dritte Hund hatte ein zottigeres Fell als die Kollegen und bewegte sich langsamer. Mit seinen acht Jahren war er dem Rentenalter schon gefährlich nahegerückt. Er hieß Zeb, sein Besitzer Ellmann. Bei jeder Streife dachte Ellmann, es könnte die letzte sein. Er schaute in die dunklen Hundeaugen. Die Zeit war fast abgelaufen. Er wußte nicht, ob er die Kraft haben würde, noch einmal mit einem neuen Hund zu arbeiten. Er hatte das Gefühl, daß jedes andere Tier nach Zeb nur eine Enttäuschung sein konnte.
    Sie hatten einen schlechten Ausgangspunkt. Ausgedörrter, knisternder Wald, in dem jegliche Feuchtigkeit verdampft ist, speichert Spuren nicht sehr lange.
    Sharif sprang in das Auto. Er beschnupperte Fahrersitz und Boden und den Filzbelag unter der Gummimatte. Danach machte er sich über den Beifahrersitz her. Sein Schwanz peitschte auf und ab. Schließlich sprang er wieder nach draußen, schnüffelte auf dem trockenen Boden herum, peitschte noch immer wild mit dem Schwanz und lief dann auf den Weg zu. Die anderen Hunde taten es ihm nach. Die Prozedur wiederholte sich. Die Männer starrten in den dichten Wald und nickten einander zu. Die Hunde musterten sie aufmerksam und warteten auf das eine magische, erlösende Wort.
    Die Männer waren bewaffnet. Das Gewicht in ihren Gürteln wirkte beruhigend und beängstigend zugleich. Ihr Auftrag war spannend. Das hatten sie gewollt, als sie als junge Burschen zur Polizei gekommen waren und sich dann bei der Hundestreife beworben hatten. Alle drei waren sie erwachsene Männer, wenn man zwischen dreißig und vierzig erwachsen ist, wie Sejer immer sagte, trocken, aber nicht ohne Humor. Sie hatten im Laufe ihrer Dienstjahre vieles gesucht und vieles gefunden. Sie liebten diese Stille im Wald, dieses Nichtwissen. Die Zusammenarbeit mit den Hunden. Die Laute keuchender Hunde, brechender Zweige, raschelnder Blätter, tausender summender Insekten. Alle Sinne in höchster Alarmbereitschaft. Der Blick die ganze Zeit zu Boden gerichtet, jede Kleinigkeit mußte registriert werden, eine Kippe, ein abgebrochener Zweig, die Reste eines Lagerfeuers. Sie beobachteten die Hunde: Wie bewegten sich deren Schwänze, wurde eifrig damit gewedelt, oder senkten sie sich plötzlich und verharrten in totalem Stillstand? Zugleich warteten sie auf Mitteilungen der Wache, zum

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