Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
Vom Netzwerk:
Abhang zu. Ein andermal wiesen sie in die
Wüste. Es war, als hätten auch die Automaten den Verstand
verloren. Doch eins stand außer Zweifel: Die Stimme war real. Sie
bat um Hilfe und rief meinen Namen.
Seitdem ruft sie mich ohne Unterlaß. Bald wird sie leiser und
fleht mich an, bald schreit sie wieder und sagt mir Dinge, die selbst
zu denken ich mich fürchte, doch immer ist sie da, in mir und
neben mir.
Ich kann nicht hierbleiben. Ich habe kein Recht, länger
hierzubleiben, wenn jemand mich ruft. Ich bin Helian, Astronavigator
zweiten Ranges, ein Mensch und keine vor Angst wahnsinnige Ratte!«
Damit endete die Aufzeichnung.
    Färn stand verwirrt in dem großen Saal
und versuchte das Gehörte zu überdenken. Helian hatte
abwechselnd in der Realität und im Wahn gelebt, eine andere
Erklärung gab es nicht. Die Halluzinationen hatten ein solches
Realitätsgefühl erzeugt, sich so geschickt getarnt, daß
vor ihrem Hintergrund die Wirklichkeit selbst unwirklich aussah. Ein
einziger Punkt in Helians Erzählung war zu überprüfen,
denn für ihn gab es keine Erklärung.
    »Erster Bioautomat«, sagte Färn.
»Ich höre.«
»Hast du die Stimme aufgezeichnet, von der Helian sprach?«
»Nein. Das ist nicht programmiert worden. Und der Mensch
    Helian hat es nicht verlangt.«
»Aber diese Stimme sprach auf der internen Welle der Stati
on?«
»Ja.«
Färn machte ein paar Schritte und setzte sich vor die
Facettenaugen. Er mußte die Frage vollständig klären.
»Wenn die Stimme über die interne Welle kam, dann muß
sich der Sender in der Nähe befinden. Was meinst du?« »Das ist logisch.«
»Gibt es Menschen auf der Medea außer denen, die du schon
kennst?«
»Nein.«
»Ich glaube, du irrst dich«, sagte Färn. »Nur
primitive Automaten irren sich nicht, du aber bist ziemlich
kompliziert. Wenn es einen Sender gibt, der auf der internen Welle
arbeitet, dann
muß ihn jemand hergebracht haben…«
»Augenblick«, sagte der Erste. »Verzeihung, ich empfange
gerade eine Nachricht. Es dauert nur einen Moment.« Färn war ganz Ohr. Er erwartete die geheimnisvolle Stimme
zu vernehmen, jene Stimme, die Helian nach draußen gerufen
hatte. Doch sofort wurde er enttäuscht. Der Erste empfing eine
Nachricht von irgendeinem Automaten, der wie üblich eine
Reihe Bodenproben gesammelt hatte und um Erlaubnis bat, sie
in die geologische Kollektion der Station einzugliedern.
»Verzeihung!« sagte der Erste. »Haben Sie etwas
dagegen,
daß der Automat 43-bis die Proben in die geologische Kollektion bringt?«
Färn zuckte mit den Achseln. »Ich habe nichts dagegen, aber
er soll warten, bis ich fertig bin. – Also der Sender ist in der
Nähe. Wer könnte ihn bedienen?«
Er wollte seinen Gedanken fortführen, doch plötzlich fühlte
er, daß etwas vorging. Am Rande seines Gesichtsfeldes hatte er
eine Bewegung wahrgenommen, denn er war es gewohnt, in
der Pilotenkabine die Arbeit der seitlich von der Haupttafel
angebrachten und dennoch lebenswichtigen Geräte zu verfolgen. Er
hatte etwas wahrgenommen und warf sich mit katzenhafter Gewandtheit
herum.
Der Blaster, den er auf den Wandtisch gelegt und dann vergessen hatte, bewegte sich.
    Die Mündung drehte sich langsam nach rechts,
auf Färn zu. Im Bruchteil einer Sekunde krümmte Färn
sich zusammen und ließ sich zu Boden fallen. Ein Bündel
Muskeln mit abgeschaltetem Bewußtsein. Er tat es, ohne
nachzudenken, ohne auch nur zu erschrecken. Im nächsten Augenblick
zuckte über ihm der schneidend grelle Strahl des Blasters, traf
auf die Wand, durchbohrte sie und drang ins Felsgestein. Dann noch
einmal und wieder.
    Der Strahl suchte Färn.
Das Bündel Muskeln erfaßte instinktiv die Situation und
kroch beiseite, bedeckt von einer Rauchwolke, die den ganzen Saal
erfüllte.
Wäre ihm Zeit zum Überlegen geblieben, dann hätte sich
Färn nie zu der Tat entschlossen, die ihm das Leben rettete. Als
er den Wandtisch erreicht hatte und sich im toten Winkel befand, wo ihn
der Blaster nicht treffen konnte, sprang er plötzlich auf und
griff nach dem Lauf der Waffe. Er spürte nur einen leichten
Widerstand, sonst nichts. Der Blaster verstummte und fügte sich,
wurde von einer wütenden Bestie wieder zum unbelebten Gegenstand.
Färn stand in der Mitte des Saals und versuchte zu sich zu kommen,
indes der Rauch sich langsam auf den Boden senkte. Färn hatte
etwas Unglaubliches erlebt, etwas, das aufzunehmen der Verstand sich
weigert. Doch noch biß der Rauch von heißer Durallegierung
ihn in die Augen, und in der

Weitere Kostenlose Bücher