Kontaktversuche
außer Atem suchte ich Schutz in meiner Jacht, setzte mich schließlich im Schneidersitz nieder. Eine Weile vermochte ich keinen klaren Gedanken zu fassen. Ich meinte einen Alptraum zu haben und glaubte den Verstand verlieren zu müssen.«
»Wasser läßt sich aber kaum komprimieren, über null Grad wird es nicht fest.«
»Das weiß ich auch. Ich behaupte ja nicht, daß unter mir nur Wasser war. Das zu überprüfen, hatte ich keine Möglichkeit, aber was mich hielt, hatte die gleiche blaßgrüne Färbung, die gleiche Transparenz.«
»Und was taten Sie dann?«
»Allmählich kam ich zu mir. Letzten Endes sind wir auf der Aqua alle Forscher. Ich muß Ihnen jedoch gestehen, daß es mich eine ungeheure Überwindung kostete, noch einmal einen Schritt auf dem Wasser zu wagen.«
Selbst mein Experiment, das ja der Grund deiner Anwesenheit hier ist, war nicht so kompliziert, setzte er im stillen hinzu.
»Dennoch stand ich auf, machte ein paar unsichere Schritte, schwankte. Wie ich schon sagte, tobte der Sturm weiter. Auf meiner kleinen Insel war es jedoch so still, als hätte mich jemand unter eine gläserne Haube gesetzt. Eine Einzäunung gab es aber nicht.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Das habe ich nachgeprüft. Ich ging bis zum Rand der Insel und streckte die Hand aus. Der Wind schlug auf sie ein wie eine Peitsche, und ich zog sie zurück. Das gleiche gilt für das Wasser. Mein Floß endete ohne Übergang, wie abgeschnitten. Hätte ich gewollt, hätte ich ohne weiteres in den Sturm zurückkehren können. Ich kniete mich hin und versuchte, mit dem Messer ein Stück von dem ›festen Wasser‹ abzuschneiden. Das erwies sich jedoch als unmöglich.«
»Welche Ausdehnung und Form hatte denn Ihre Insel?«
»Ein Kreis von ungefähr zehn Meter Durchmesser. Als ich zu mir kam, lag ich genau in seiner Mitte.«
»Wie lange brachten Sie dort zu?«
»Sieben Stunden und ein paar Minuten. Meine Uhr war intakt, ich hatte, gleich als ich wieder zu mir kam, einen Blick auf sie geworfen. Ich möchte zu bedenken geben, daß ich nie im Leben so lange dem Hurrikan Widerstand hätte leisten können. Niemand hätte das gekonnt. Es mutet ohnehin eigenartig an, daß ich mich so lange zur Wehr gesetzt habe.«
Ich muß dir das sagen, dachte Anton, denn du bist überzeugt davon, daß das Ganze nicht geschehen ist; es ist aber geschehen. Im Mittelalter hätte ich mich, um die Wahrheit meiner Worte zu beweisen, einer Feuerprobe gestellt.
»Haben Sie irgendeine Vermutung für die Ursachen und den Charakter der Erscheinung?«
»Das tangiert nun schon mein Verhalten, das die Zweifel an meinem gesunden Menschenverstand hervorgerufen hat. Überlegen Sie selbst, Doktor, konnte das damals denn ein Spiel des Zufalls sein? Ein Zufall, der mir in letzter Minute das Leben rettete, der mich inmitten des Wassers auf etwas Festes, Undurchdringliches absetzte? Ein Zufall, der Wellen und Wind aufhielt und genausolange dauerte wie der Sturm? Daran glaube ich nicht.«
»Woran dann?«
»Auf dem Planeten existiert einförmiges Leben: Wasser- und Luftschleie. Nichts weiter. Vielleicht haben wir aber auch nur noch nichts anderes entdeckt. Wenn das ›andere‹ jedoch existiert? Ich möchte keine Hypothese aufstellen, doch was ich erlebt habe, ist eine Tatsache, die der Klärung bedarf. Wir Menschen gehen davon aus, daß wir auf vernunftbegabtes Leben stoßen müssen, unserem zumindest im Typ, wennschon nicht in der Entwicklungsstufe ähnlich. Wir nehmen andererseits an, daß es auch grundsätzlich anders sein kann, so daß ein Kontakt zu ihm von vornherein ausgeschlossen sein muß. Bis jetzt haben wir weder das eine noch das andere entdeckt. Sollte jedoch der Unterschied so groß sein, daß jene, die zu treffen wir hoffen, nicht mit unseren Sinnen wahrgenommen werden können, ist es dann nicht überhaupt zweifelhaft, sie nach den Ergebnissen ihrer Tätigkeit entdecken zu wollen? Nehmen Sie einmal an, daß die komplizierten Strukturen, die ihrem Sein zugrunde liegen, einer besonderen, uns unbekannten Form der Materie angehören.«
»Aber sehen Sie denn nicht, daß sich in Ihrer Mutmaßung ein Widerspruch verbirgt? Wenn wir außerstande sind, sie wahrzunehmen, müßte das für sie gleichermaßen zutreffen. Und weiter. Können wir, vorausgesetzt, sie unterscheiden sich so wesentlich von uns, überhaupt humane Verhaltensweisen von der Art Ihrer Rettung von ihnen erwarten? Und noch etwas. Wenn sie die Menschen achten und beschützen, warum bemühen sie sich dann nicht um
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